Freitag, 31. August 2012
Preseason 2012-13 oder Vom Schauen und Lernen
Die Preseason der Meisterschaft 2012/13 hat begonnnen. Endlich, werden einige sagen. Denn so hat die eishockeyverrückte Seele endlich wieder Halt gefunden.
Die ersten Testspiele werden mit viel Begeisterung angenommen. Auch, weil sich die Südtiroler Mannschaften attraktive Gegner aus anderen Ligen ausgesucht haben. Aus Ligen, von denen man der Meinung ist, dass sie wesentlich stärker als die heimische Serie A1 sind.
Die Kräfteverhältnisse kann man bei diesen Testspielen freilich nicht feststellen. Das ist der berühmte Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Weil beide Mannschaften voll im Training sind und die Spieler, wenn sie ihren Job und Trainer ernst nehmen, schwere Beine haben müssen. Und weil man zu diesem frühen Saisonszeitpunkt unmöglich die neuen Linienpartner schon kennen kann. Und auf keinen Fall die Laufwege. Oder das System des neuen Trainers. Das gilt für die heimischen Mannschaften. Und das gilt für die Gegner aus der Bundesliga und der EBEL.
Trotzdem sind diese Freundschaftsspiele ein Quantensprung zu dem, was noch vor wenigen Jahren geboten worden ist. Man erinnert sich an die Testspiele gegen unterklassige italienische Mannschaften oder Gegner aus der eigenen Liga. Gegner also, die man bis zum Ende der Saison mindestens sechs Mal wird spielen sehen. Diese Testspiele waren alles andere als Werbung für den Sport: Weil wirklich nur getestet worden ist und weil man gegen die Ligakonkurrenten nicht alle Karten aufdecken wollte.
Bei den Internationalen Testspielen ist das ein klein wenig anders: Da können beide Mannschaften frei aufspielen. Die körperliche Komponente wird zwar nicht ausgespielt, weil man sich ja nicht selbst schon in der Preseason schwächen will, und auch die Passstaffetten laufen noch nicht so, wie sich das so manchen Verantwortlicher Übungsleiter wünschen würde. Das Niveau der Spiele ist objektiv gesehen nicht viel höher, als wenn ein Serie A1 Club gegen einen A2 Club antreten würde. Trotzdem sind die internationalen Tests ein großer Fortschritt: weil neue Namen auf den einheimischen Eisflächen auftreten und weil einmal Mannschaften hier antreten, die man aus Jahrbüchern oder Internetforen kennt. Und das erweitert den Horizont der Eishockeyfans. Bringt den Sport definitiv weiter. Und beweist, dass auch im Ausland nur mit Wasser gekocht wird.
Dienstag, 21. August 2012
Drei Mannschaften - drei Wege - ein Ziel.
Die Vorbereitung auf die Eishockeymeisterschaft 2012/13 ist so interessant wie schon lange nicht mehr. Auf der einen Seite wird von Wirtschaftskrise gesprochen und von Problemen, wie die finanziellen Herausforderungen gemeistert werden können, auf der anderen Seite geht es um Sport, wo nur die Erfolge zählen, wo das Mittelmaß schon lange nicht mehr genug ist. Die drei Südtiroler Teilnehmer an der Meisterschaft haben drei total unterschiedliche Herangehensweisen an das Problem, und alle drei Wege sind interessant - und erfolgsversprechend.
HC Pustertal
Die Vereinsführung im östlichsten Verein des Landes hatte im Vorfeld angekündigt, ein Sparjahr einlegen zu müssen. Trotzdem: nach zwei Vizemeistertiteln in Folge ist die Erwartungshaltung groß und die Fans möchten die Wölfe endlich im Eishockeyolymp sehen. Ein Drahtseilakt war gefordert: Weil man auch weiterhin ein volles Stadion haben möchte (Pustertal ist Italienmeister zumindest was die Stimmung im Rienzpalast angeht) und weil das langfristig nur möglich ist, wenn man eine schlagkräftige Truppe aufstellt.
Bei der Einkaufstour ist man dieses Jahr ein relativ hohes Risiko eingegangen und hat ehemalige große Namen verpflichtet von denen man der Meinung ist, dass sie in der Serie A1 für Furore sorgen können. Aubin ist zweifellos ein bekannter Namen im Eishockeygeschäft. Doch die letzte Saison in der DEL war alles andere als berauschend. Die Verpflichtung ist insofern ein Risiko, als dass der Tormann keine großen Karriereziele mehr vor sich hat, weil er im Prinzip schon alles erreicht hat, was für einen Eishockeytorhüter in seinem Lebenslauf zählt.
Pat Kavanagh ist ein Spieler, der vom Curriculum von jedem italienischen Verein umgarnt werden würde. Wäre da nicht der Umstand, dass er charakterlich nicht ganz einfach sein soll. Letztes Jahr in Wien war er lange Zeit suspendiert. Weil der Spieler anscheinend ein Problem hat, sich unterzuordnen. Aber: Er könnte ein Leitwolf sein und sich zu einem absoluten Führungsspieler entwickeln.
Dann hat man sich in Bruneck entschieden, Pat Iannone wieder zurück zu holen. Ein etablierter Italo - ohne Zweifel - der als Torschütze bekannt ist. Mit seinen 30 Jahren ist er im besten Eishockeyalter. Er ist eine Verpflichtung, die, zumindest auf dem Papier, kein Fehler sein wird.
Man hat sich im Pustertal in diesem Jahr entschieden, auf bekannte und große Namen zu setzen. Ob das Kollektiv allerdings weiterhin so harmonieren wird wie in der Vergangenheit, das bleibt abzuwarten, vor allem, weil man mit Jensen und Cullen zwei Spieler behalten hat, die in die dritte Saison beim HCP gehen und damit die Platzhirsche im Team sind. Einen Status, den sie nicht so schnell verlieren werden wollen.
Ein Fragezeichen steht noch hinter dem ausländischen Verteidiger. Da will sich der HCP noch ein bisschen Zeit lassen. Wahrscheinlich wohl auch, um zu sehen, ob in der NHL gespielt wird oder nicht.
Auch wenn das von offizieller Seite dementiert werden wird: Das Ziel mit diesem Kader kann eigentlich nur der Finaleinzug sein. Für jedes andere Ziel wäre der Kader überproportioniert. Und das Geld falsch investiert: Denn um ins Halbfinale zu gelangen kann auch das Risiko eingegangen werden, unbekannte Spieler aus Übersee zu verpflichten, zumal man mit Paul Adey einen Trainer verpflichtet hat, der schon öfters bewiesen hat, dass er sehr gute Imports holen kann.
HC Bozen
Der Italienmeister hat in diesem Jahr einen neuen Weg eingeschlagen: man hat verkündet, dass man mit nur vier Ausländern die Meisterschaft bestreiten wird. Dafür kann man sich erwarten, dass die Verstärkungen Bombenspieler sein werden. Von den italienischen Spielern her ist der HCB sowieso Top, erfahrene und trotzdem noch relativ junge Spieler stehen der Landeshauptstadt zur Verfügung.
Interessant in diesem Jahr ist, dass sich der HC Bozen so volksnah wie noch nie präsentieren will: die Abo Politik ist vorbildlich und für kleines Geld wird viel Eishockey geboten.
Was die Ausländer betrifft ist noch kein Vollzug gemeldet. Kann sein, dass der HC Bozen auf den NHL Lockout spekuliert, um dann richtig zuzuschlagen und mit First Class Spieler zu überraschen.
Ziel des Titelverteidigers kann nur der Finaleinzug sein: Denn ähnlich wie beim FC Bayern München zählen beim Rekordmeister nur Titel. Auch, wenn man das von offizieller Seite (vorerst) bestreiten wird.
Ritten Sport
Nach zwei Saisonen, die zum Vergessen waren, will es Ritten Sport in dieser Saison richtig wissen. Bei ihrer Einkaufstour haben Thomas Rottensteiner und Co. richtig zugeschlagen und interessante und sehr gute Fische an Land gezogen.
Justin Pogge kann der Torhüter des Jahres in der Serie A1 werden. In der Verteidigung wurden mit Kevin Mitchell und T.J. Kemp gleich zwei Verteidiger geholt, die sowohl offensiv als auch defensiv stark sind.
Im Sturm ist Ryan Ramsay der Überraschungscoup und der Center, der die vergangenen Jahre bei Ritten Sport gefehlt hat. Greg Jacina wurde zurück geholt, über die Qualität von Dan Tudin, wenn er sich wohlfühlt, braucht nicht diskutiert zu werden.
Rence Coassin und Dominic Perna sind zwei Ergänzungsspieler, die für Überraschungen sorgen können, die einheimischen Cracks sind großteils bestätigt worden und werden (hoffentlich) im Sommer nichts von Kampfkraft verloren haben.
Die Marschroute am Ritten ist klar: am Hochplateau soll wieder hochklassiges Eishockey geboten werden und damit die Fans ins Stadion gelockt werden. Das sollte gelingen. Und angesichts der hochkarätigen Verpflichtungen ist auch der stolze Abopreis von 250.- Euro nicht übertrieben.
Einziger Wehmutstropfen ist der Aderlass bei den einheimischen Spielern, vor allem in der Verteidigung.
Auf dem Papier ist Ritten so stark wie schon lange nicht mehr. Ziel dieser Investitionen kann nur der Finaleinzug sein, auch wenn das von offizieller Seite niemand zugeben wird.
Die Messer sind gewetzt und man kann auf eine spannende Saison hoffen, bei der alle drei Südtiroler Mannschaften sehr stark eingeschätzt werden können, und das, mit drei unterschiedlichen Ansätzen:
einmal Mischung aus vergangenen Erfolgsjahren mit neuen, großen, aber riskanten Komponenten,
einmal das Setzen auf Volksnähe und einheimische Facharbeiter,
und einmal das Setzen auf richtig große (und wohl auch teure) Spieler, die absolut den Unterschied in der Liga machen können.
Bleibt abzuwarten, was die Konkurrenz aus dem Süden macht. Und welchen Strich ein eventueller NHL Lockout durch Kaderplanungen der Südtiroler machen könnte.
Freitag, 17. August 2012
Südtiroler Hoffnung in DEL
Die Eishockeysaison 2012/13 beginnt mit den ersten Vorbereitungsspielen. In der Deutschen Eishockey Liga stehen die ersten Testspiele an, Testspiele für Mannschaften und Spielleiter. Die Chancen, dass ein Südtiroler in der kommenden Saison in der deutschen Profiliga mitmischt stehen gut. Mit David Tschirner wagt ein Südtiroler Schiedsrichter den Sprung in den Norden.
Ich habe mich mit David getroffen um mit ihm über diese Chance zu sprechen.
Steckbrief:
Name: David Tschirner
Alter: 29
Beruf: Tennislehrer - Eishockeyschiedsrichter
Herkunft: Leifers
Traube: Wie kommt man als junger Mensch zu der Entscheidung, Eishockeyschiedsrichter werden zu wollen?
David Tschirner: In meiner Jugend habe ich Eishockey gespielt. Und neben Eishockey auch andere Sportarten aktiv ausgeübt: Tennis und Fußball. Ich war praktisch jeden Nachmittag auf den Sportplätzen und beim Training. Mit 19 hatte der HC Leifers dann keine Mannschaft mehr und ich hätte nach Auer ausweichen müssen, um weiter zu spielen. Ein großer Aufwand, vor allem für meine Eltern, die mich herumkutschieden mussten. Ein Freund von mir hatte zu dieser Zeit den Schiedsrichterlehrgang schon gemacht. Über ihn bin ich auf die Idee gekommen.
(lacht) Im nachhinein betrachtet: Ich hatte mir oft gewünscht, ich wäre Spieler geblieben!
Traube: Wie läuft eine Schiedsrichterkarriere ab?
David Tschirner: Nach dem Lehrgang, der drei Tage dauert, wirst du praktisch ins kalte Wasser geworfen: Man beginnt mit Jugendspielen, meist an der Seite von erfahrenen Schiedsrichtern. 2003 habe ich schon die ersten Spiele in der A2 gemacht, seit 2006 bin ich in der Serie A1 als Linesman. In der U18 und U20 war ich als Hauptschiedsrichter im Einsatz. Ich pfeife aber auch International beim Continentalcup oder war auch bei der U18 WM im Einsatz.
Traube: Was ist das Schwierigste daran, Schiedsrichter zu sein?
David Tschirner: Man muss lernen, nicht mehr hinzuhören und sowohl Fans als auch Spieler und Trainer zu überhören. Gleichzeitig sollte man sich aber auch in das Spiel hineindenken können, um gewisse Situationen einordnen zu können. Da tut man sich natürlich leichter, wenn man selbst aus diesem Sport kommt.
Dann, im Spiel, ist es das Schwerste, über 60 Minuten die Konzentration hoch zu halten. Denn eine einzige Entscheidung oder Nicht Entscheidung können ein Spiel kaputt machen. Spiele, die nicht so intensiv sind oder scheinbar leichte Spiele sind sind da oft die Schwersten. Bei Entscheidungsspielen oder intensiven und knappen Kisten ist es leichter, konzentriert zu bleiben.
Traube: Was macht einen guten Schiedsrichter aus?
David Tschirner: Ein guter Schiedsrichter muss vor allem fit sein. Er muss zu jeder Zeit die bestmögliche Position auf dem Feld haben, um jede Aktion genau verfolgen zu können.
Dann muss ein Schiedsrichter ruhig bleiben können, auch wenn die Situation noch so nervös wird.Er muss eine gute Körpersprache haben und Respekt den Spielern entgegenbringen, gleichzeitig aber auch respektiert werden.
Traube: Welche Probleme hat das Schiedsrichterwesen deiner Meinung nach in Italien?
David Tschirner: Die Vereine in der Serie A1 und A2 sind professionell geführt und sie verlangen diese Professionalität auch von den Schiedsrichtern. Man darf aber nicht vergessen, dass man vom Spiele pfeifen allein hier nicht leben kann. Weshalb die Schiedsrichterkollegen auch einem regulären Job nachgehen und dementsprechend doppelt belastet sind. Klar sollen keine Fehler passieren: aber durch die Doppelbelastung können solche passieren. Das sollte man verstehen und auch respektieren.
Insgesamt gesehen sollte man aber schon einmal anerkennen, dass das Niveau der nationalen Eishockeyschiedsrichter im Internationalen Vergleich gut ist. Wir passen uns in Italien nicht nur spielerisch, sondern auch von der Spielleitung von Saison zu Saison mehr dem Internationalen Niveau an - und ich meine da die Nationen, mit denen wir uns wirklich vergleichen können - von den Topligen sind wir noch weit entfernt.
Und ein ganz großes Problem ist, dass es keinen Nachwuchs gibt: es gibt zu wenig Alternativen. Wenn jemand wirklich einen kapitalen Fehler macht dann wird er trotzdem wieder eingesetzt, weil es einfach keinen Ersatz gibt.
Man müsste sehen, wie man das Schiedsrichterwesen attraktiver macht - vor allem müsste man ehemalige Spieler dafür gewinnen, Spiele zu leiten. Die haben die notwendige Erfahrung, verstehen das Spiel, wissen, worauf sie achten müssen. Das sind Dinge, die jemand, der nicht aus diesem Sport kommt, nur sehr schwer lernen kann.
Traube: Die Chance Deutschland: Wie ist es dazu gekommen?
David Tschirner: Ich war bei der U18 WM in Sofia und habe den Obmann der Deutschen Schiedsrichter kennengelernt und bin mit ihm ins Gespräch gekommen. Über ihn habe ich die notwendigen Kontakte bekommen. Letzte Woche war ich in Deutschland auf dem Lehrgang der DEL Schiedsrichter und habe die Prüfung abgelegt und bestanden.
Ich bin eingeladen worden, das Spiel Rosenheim gegen Innsbruck zu pfeifen und dann am Sonntag das Spiel München gegen Linz. Sollte ich da eine gute Figur machen, werde ich in der DEL eingesetzt werden. Ansonsten pfeife ich in der Bundesliga.
Ich werde in Deutschland als Linesman eingesetzt - auf meinen eigenen Wunsch: ich möchte Erfahrung sammeln und ein oder zwei Jahre Assistent sein.
Traube: Welches Ziel möchtest Du als Schiedsrichter erreichen?
David Tschirner: Wie gesagt, ich möchte als Linesman in der DEL beginnen. Dann gibt es das System der Förderlizenzen, über welche junge Schiedsrichter zu Headschiedsrichtern ausgebildet werden. Es wäre eine tolle Sache, in ein solches Förderprogramm hineinzukommen.
Traube: Sind die Schiedsrichter in Deutschland Profis?
David Tschirner: Teilweise. Es gibt drei Vertragsschiedsrichter in der DEL.
Traube: Kennst Du die Deutschen Ligen schon?
David Tschirner: Ich keine einige Mannschaften, die ich bei Freundschaftsspielen und beim Dolomitencup gepfiffen habe. Was ich noch nicht kenne und wo ich schon gespannt bin ist die Atmosphäre in den Stadien, die mit italienischen Verhältnissen nicht zu vergleichen ist.
Traube: Angst vor den deutschen Fans?
David Tschirner: (lacht): Nein, kein bisschen. Ich bin seit zehn Jahren im Geschäft und weiß, wie man weghört.
Traube: Alles Gute für dein Abenteuer...
Traubes Hockeyblog bleibt natürlich dran und wird David Tschirner bei seiner Deutschland Karriere weiter verfolgen.
Und wir hoffen, dass wir nicht zu viel von David Tschirner hören: Denn ein Schiedsrichter ist dann wirklich gut, wenn er nicht auffällt und nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Ein Schiedsrichter ist dann gut, wenn man nicht über ihn zu diskutieren beginnt.
Ich habe mich mit David getroffen um mit ihm über diese Chance zu sprechen.
Steckbrief:
Name: David Tschirner
Alter: 29
Beruf: Tennislehrer - Eishockeyschiedsrichter
Herkunft: Leifers
Traube: Wie kommt man als junger Mensch zu der Entscheidung, Eishockeyschiedsrichter werden zu wollen?
David Tschirner: In meiner Jugend habe ich Eishockey gespielt. Und neben Eishockey auch andere Sportarten aktiv ausgeübt: Tennis und Fußball. Ich war praktisch jeden Nachmittag auf den Sportplätzen und beim Training. Mit 19 hatte der HC Leifers dann keine Mannschaft mehr und ich hätte nach Auer ausweichen müssen, um weiter zu spielen. Ein großer Aufwand, vor allem für meine Eltern, die mich herumkutschieden mussten. Ein Freund von mir hatte zu dieser Zeit den Schiedsrichterlehrgang schon gemacht. Über ihn bin ich auf die Idee gekommen.
(lacht) Im nachhinein betrachtet: Ich hatte mir oft gewünscht, ich wäre Spieler geblieben!
Traube: Wie läuft eine Schiedsrichterkarriere ab?
David Tschirner: Nach dem Lehrgang, der drei Tage dauert, wirst du praktisch ins kalte Wasser geworfen: Man beginnt mit Jugendspielen, meist an der Seite von erfahrenen Schiedsrichtern. 2003 habe ich schon die ersten Spiele in der A2 gemacht, seit 2006 bin ich in der Serie A1 als Linesman. In der U18 und U20 war ich als Hauptschiedsrichter im Einsatz. Ich pfeife aber auch International beim Continentalcup oder war auch bei der U18 WM im Einsatz.
Traube: Was ist das Schwierigste daran, Schiedsrichter zu sein?
David Tschirner: Man muss lernen, nicht mehr hinzuhören und sowohl Fans als auch Spieler und Trainer zu überhören. Gleichzeitig sollte man sich aber auch in das Spiel hineindenken können, um gewisse Situationen einordnen zu können. Da tut man sich natürlich leichter, wenn man selbst aus diesem Sport kommt.
Dann, im Spiel, ist es das Schwerste, über 60 Minuten die Konzentration hoch zu halten. Denn eine einzige Entscheidung oder Nicht Entscheidung können ein Spiel kaputt machen. Spiele, die nicht so intensiv sind oder scheinbar leichte Spiele sind sind da oft die Schwersten. Bei Entscheidungsspielen oder intensiven und knappen Kisten ist es leichter, konzentriert zu bleiben.
Traube: Was macht einen guten Schiedsrichter aus?
David Tschirner: Ein guter Schiedsrichter muss vor allem fit sein. Er muss zu jeder Zeit die bestmögliche Position auf dem Feld haben, um jede Aktion genau verfolgen zu können.
Dann muss ein Schiedsrichter ruhig bleiben können, auch wenn die Situation noch so nervös wird.Er muss eine gute Körpersprache haben und Respekt den Spielern entgegenbringen, gleichzeitig aber auch respektiert werden.
Traube: Welche Probleme hat das Schiedsrichterwesen deiner Meinung nach in Italien?
David Tschirner: Die Vereine in der Serie A1 und A2 sind professionell geführt und sie verlangen diese Professionalität auch von den Schiedsrichtern. Man darf aber nicht vergessen, dass man vom Spiele pfeifen allein hier nicht leben kann. Weshalb die Schiedsrichterkollegen auch einem regulären Job nachgehen und dementsprechend doppelt belastet sind. Klar sollen keine Fehler passieren: aber durch die Doppelbelastung können solche passieren. Das sollte man verstehen und auch respektieren.
Insgesamt gesehen sollte man aber schon einmal anerkennen, dass das Niveau der nationalen Eishockeyschiedsrichter im Internationalen Vergleich gut ist. Wir passen uns in Italien nicht nur spielerisch, sondern auch von der Spielleitung von Saison zu Saison mehr dem Internationalen Niveau an - und ich meine da die Nationen, mit denen wir uns wirklich vergleichen können - von den Topligen sind wir noch weit entfernt.
Und ein ganz großes Problem ist, dass es keinen Nachwuchs gibt: es gibt zu wenig Alternativen. Wenn jemand wirklich einen kapitalen Fehler macht dann wird er trotzdem wieder eingesetzt, weil es einfach keinen Ersatz gibt.
Man müsste sehen, wie man das Schiedsrichterwesen attraktiver macht - vor allem müsste man ehemalige Spieler dafür gewinnen, Spiele zu leiten. Die haben die notwendige Erfahrung, verstehen das Spiel, wissen, worauf sie achten müssen. Das sind Dinge, die jemand, der nicht aus diesem Sport kommt, nur sehr schwer lernen kann.
Traube: Die Chance Deutschland: Wie ist es dazu gekommen?
David Tschirner: Ich war bei der U18 WM in Sofia und habe den Obmann der Deutschen Schiedsrichter kennengelernt und bin mit ihm ins Gespräch gekommen. Über ihn habe ich die notwendigen Kontakte bekommen. Letzte Woche war ich in Deutschland auf dem Lehrgang der DEL Schiedsrichter und habe die Prüfung abgelegt und bestanden.
Ich bin eingeladen worden, das Spiel Rosenheim gegen Innsbruck zu pfeifen und dann am Sonntag das Spiel München gegen Linz. Sollte ich da eine gute Figur machen, werde ich in der DEL eingesetzt werden. Ansonsten pfeife ich in der Bundesliga.
Ich werde in Deutschland als Linesman eingesetzt - auf meinen eigenen Wunsch: ich möchte Erfahrung sammeln und ein oder zwei Jahre Assistent sein.
Traube: Welches Ziel möchtest Du als Schiedsrichter erreichen?
David Tschirner: Wie gesagt, ich möchte als Linesman in der DEL beginnen. Dann gibt es das System der Förderlizenzen, über welche junge Schiedsrichter zu Headschiedsrichtern ausgebildet werden. Es wäre eine tolle Sache, in ein solches Förderprogramm hineinzukommen.
Traube: Sind die Schiedsrichter in Deutschland Profis?
David Tschirner: Teilweise. Es gibt drei Vertragsschiedsrichter in der DEL.
Traube: Kennst Du die Deutschen Ligen schon?
David Tschirner: Ich keine einige Mannschaften, die ich bei Freundschaftsspielen und beim Dolomitencup gepfiffen habe. Was ich noch nicht kenne und wo ich schon gespannt bin ist die Atmosphäre in den Stadien, die mit italienischen Verhältnissen nicht zu vergleichen ist.
Traube: Angst vor den deutschen Fans?
David Tschirner: (lacht): Nein, kein bisschen. Ich bin seit zehn Jahren im Geschäft und weiß, wie man weghört.
Traube: Alles Gute für dein Abenteuer...
Traubes Hockeyblog bleibt natürlich dran und wird David Tschirner bei seiner Deutschland Karriere weiter verfolgen.
Und wir hoffen, dass wir nicht zu viel von David Tschirner hören: Denn ein Schiedsrichter ist dann wirklich gut, wenn er nicht auffällt und nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Ein Schiedsrichter ist dann gut, wenn man nicht über ihn zu diskutieren beginnt.
Montag, 13. August 2012
ARENA ICE FEVER MMXII PULA - Das Interview
Ich habe ja bereits vor einigen Wochen meine Begeisterung für das Freiluftspektakel in Pula offengelegt: Eine römische Arena, die in eine Eishockey Freiluftarena umgewandelt wird. Eishockey am Meer, bei noch angenehmen Temperaturen - Die perfekte Kombination von Wintersport und Strandurlaub.
Und weil mich diese Veranstaltung so fasziniert habe ich direkt bei den Veranstaltern nachgefragt, was es mit dem Spektakel auf sich hat.
Mein Ansprechpartner war Ozren Müller, Eventmanager und PR Profi aus Kroatien.
Traube: Wer hatte die Idee für diese Veranstaltung? Wie kam man auf die Idee von "Strand und Eis"?
Ozren Müller.: Die Idee hatte ich, Ozren Müller (PR-Event Sport d.oo) gemeinsam mit meinem Partner Daniel Zimmermann von CM Sports AG. Wir sind beide Partner von KHL Medvescak Zagreb, einer Mannschaft, die in der EBEL spielt.
Im Jänner 2012 haben wir für diesen Vereine Freiluftspiele in der modernen Arena von Zagreb organisiert und dabei ist uns die Idee gekommen, dass man ein solches Event ja auch in Pula organisieren könnte. Also haben wir uns mit den zuständigen Behörden in Verbindung gesetzt: der Stadtverwaltung, dem Fremdenverkehrsbüro und der Verwaltung des Amphitheaters.
Wenige Tage später war klar, dass es möglich sein würde, ein einmaliges Event durchzuführen: Ein Eishockeymatch in der römischen Arena von Pula.
Im Februar, nach der Zusage von Seiten der Stellen in Pula haben wir die Idee mit der EBEL und dem Verein besprochen. Sowohl die Liga als auch der Verein waren sofort Feuer und Flamme und gaben uns grünes Licht. Und wir sind in der Planung weiter gegangen.
Als Organisatoren war es uns natürlich ein Anliegen, möglichst große Vereine zu den Spielen in die Arena zu bringen. Und so sprachen wir die Hauptstadtklubs von Slowenien und Österreich an. So werden bei dieser Prämiere drei europäische Hauptstädte anwesend sein: Zagreb für Kroatien, Wien für Österreich und Lubljana für Slowenien.
Die Vereine waren begeistert von der Idee und haben sofort zugesagt. Und auch die anderen EBEL Vereine haben verstanden, dass wir uns für Lubljana und Wien entschieden haben. Die Gründe hierfür sind vor allem touristischer Natur.
Traube: Wer waren die treibenden Kräfte, die aus dem Projekt Realität machten?
Ozren Müller: Wie gesagt, meine Wenigkeit, Daniel Zimmermann und vor allem auch der Bürgermeister von Pula Boris Miletic, die Direktorin des Fremdenverkehrsamtes von Pula Sanja Cinkopan Korotaj und der Direktor der Arena Pula Darko Komso machten die Durchführung des Projektes möglich.
Traube: Welches Ziel wollen sie mit der Durchführung dieser beiden Eishockeyspiele erreichen?
Ozren Müller: Wir wollen ein einzigartiges Event anbieten und damit Werbung für unseren Sport betreiben. Wir möchten die Eishockeyspieler als moderne Gladiatoren inszenieren und Kroatiens Kulturdenkmäler in einem neuen Licht präsentieren. Und Kroatien als Tourismus- und Sportland darstellen. Diese Veranstaltung gibt uns die Gelegenheit, alle diese Ziele gleichzeitig zu erreichen. Kroatien und Pula haben die große Chance erkannt, die sich aus diesem Event ergibt.
Traube: Sind noch Karten zu haben?
Ozren Müller: Bis heute sind 75 Prozent der aufgelegten Tickets verkauft worden. Zur Erinnerung: Das Stadion hat eine Kapazität von 7.022 Sitzplätzen, zwei Termine stehen für die beiden Spiele zur Verfügung.
Traube: Was, wenn das Wetter nicht mitspielt und es regnet?
Ozren Müller: Wir haben uns die Wetterbedingungen der letzten acht Jahre angesehen, und das hat uns gezeigt, dass es in diesem Zeitraum nur selten regen gab. Und wenn es regnete, dann handelte es sich um kurze Schauer.
Die Spiele sind für Freitag, 14.09.2012 und Sonntag, 16.09.2012 angesetzt. Damit haben wir den 15.09.2012 als Ausweichtermin zur Verfügung.
Traube: Werden die Spiele im Fernsehen übertragen?
Ozren Müller: Selbstverständlich! Das kroatische Fernsehen HTV 2 wird in HD übertragen und die Bilder werden nach Österreich und Slowenien übertragen. Wir hoffen außerdem, dass auch weitere Fernsehanstalten die Bilder übernehmen werden, da es sich tatsächlich um ein noch nie dagewesenes Event im Eishockeysport handelt und es für diesen Sport eine Werbung sein sollte.
Traube: Ist es ein großer technischer Aufwand, ein römisches Theater in eine Eishockeyarena zu verwandeln?
Ozren Müller: Es ist eine besondere Herausforderung, eine solche Veranstaltung durchzuziehen. Man muss viele Details im Auge behalten und muss vor allem dem Rechnung tragen, dass man in einer antiken Stätte zu Gast ist, was die technische Umsetzung nicht einfacher macht. Es ist tatsächlich nicht so einfach, die Tribünen einzubauen, für gutes Licht zu sorgen, eine komplette Eisfläche aufzubauen, Umkleidekabinen einzurichten, ein Pressezentrum zur Verfügung zu stellen und die gesamte Verkabelung umzusetzen. Trotzdem: Irgendwie geht es immer.
Traube: Ich freue mich schon auf diese Veranstaltung. Und wünsche Ihnen und Ihrem Team für die Vorbereitung viel Erfolg!
Dienstag, 7. August 2012
Lieber Alex
Du warst ein Held, so lange Du den Normen entsprochen hast. Nun bist Du der Buhmann, weil Du dich hast erwischen lassen. Alles, was Du bisher erreicht hast, wird in Frage gestellt. Und wetten, dass es nun unendlich viele gibt, die behaupten, dass sie es immer schon wussten?
Zugegeben: ich bin auch ein bisschen enttäuscht. Weil Du Südtirol die Chance genommen hast, stolz zu sein. Auch denen, die mit Sport nix am Hut haben. Die jetzt umso mehr die moralische Keule schwingen. Obwohl sie ansonsten wohl auch nicht so viel mit der Moral am Hut haben. Und das ist nicht gerecht.
Angenommen, Du wärst nicht erwischt worden, und hättest gewonnen. Die, die jetzt sagen, dass sie es immer schon gewusst haben, wären dann deine besten Freunde. Wären bei deinem Empfang in Kalk da und würden sich mit dir auf der Bühne fotografieren lassen. Würden sagen, dass sie es immer schon gewusst haben, dass Du der beste bist. Und dass alle Spekulationen über Doping, die dich ja schon länger begleiten, aus Neid entstanden sind. Lieber Alex, mach dir nix draus: so sind die Menschen!
Und noch etwas: Ein gutes hat die Angelegenheit, nämlich, dass Du endlich herausfinden wirst, wer wirklich zu dir steht. Wer dir auch jetzt noch in die Augen sehen kann, ohne wegschauen zu müssen. Ich denke, dass diese Erkenntnis langfristig viel mehr wert ist, als der vergängliche Ruhm aus einem Rennen.
Denn im Grunde bist Du ja auch nur ein Mensch, der Menschlichkeit verdient hat. Und was wir nicht vergessen dürfen: bei aller Wichtigkeit, die unterstellt wird, es geht nur um Sport und nicht um den Weltuntergang... auch, wenn es dir heute wahrscheinlich so vorkommen wird.
Lieber Alex, ich wünsche dir, die richtigen Rückschlüsse aus dieser Geschichte. Und dass das Loch, in das Du zwangsläufig fallen wirst, nur so tief ist, dass Du von selbst wieder heraus kommst. Das wünsche ich dir.
Von ganzem Herzen
Traube
Mittwoch, 1. August 2012
Der neue Weg des HCB oder ein Silberstreif am Horizont
Die Gründe für diese Entscheidung sind naheliegend: auf der einen Seite die Wirtschaftskrise, die sich bei der Geldbeschaffung bemerkbar macht, und dann der Umstand, dass man im Vorjahr mit fünf Ausländern die Play Offs bestritten hat, mit dem bekannten Ergebnis: zwölf Siege in ebensovielen Spielen.
Freilich: Bozen hat leicht reden, denn Bozen hat einheimische Spieler unter Vertrag, die so gut wie manche Ausländer sind: Egger, Borgatello, Walcher, Zisser, Bernard und Insam. Diese Spieler sind das zweifellos beste, das es auf dem italienischen Markt gibt - Talentiert und erfahren. Das haben sie bewiesen. Unter anderem auch in den Play Offs der letzten Saison.
Was an ausländischen Spielern kommen wird, das wird es aber in sich haben. Besser vier sehr gute Spieler aufbieten, als sechs mittelmäßige. Das sollte reichen. Denn es sind ja nicht nur die Spielergehälter, die bezahlt werden müssen. Dazu kommen noch die Ausgaben für Wohnungen, Autos und Flüge. Und im schlimmsten Fall die Sonderwünsche der Divas.
Und, so hört man, auch in Sachen Publikumsfreundlichkeit, soll sich in der Landeshauptstadt einiges tun: Verbilligung der Abos auf 90.- Euro für die Vorrunde - ergibt einen Eintrittspreis von 5.- Euro pro Spiel. Ein Angebot, das mehr als fair ist. Und es doch erreichen sollte, mehr Leute für Eishockey zu begeistern. Je größer das Publikumsinteresse, desto größer die Sogwirkung für die Bewegung. Und desto größer die Möglichkeit, in Zukunft Gelder zu aquirieren. Irgendwie ist es ein Rad, das man dazu bringen muss, dass es sich dreht. Und in Bozen hat man zumindest schon einmal die Rampe angedacht, die das Rad ins Rollen bringen könnte.
Sollte Bozen diesen Weg tatsächlich bestreiten und es schaffen, trotz freiwilliger Ausländerreduktion eine konkurrenzfähige Mannschaft ins Rennen schicken, dann könnte das eine Initialzündung für die Zukunft sein. Und das italienische Eishockey von innen heraus revolutionieren. Das wäre der Schritt in die Zukunft. Denn die Ausländerlösung gewisser Vereine kann nicht anders, als in eine Sackgasse münden.
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