Donnerstag, 28. Februar 2013

Die Wichtigsten Spiele des Jahres

Langsam, aber sicher, gehen uns Schreibern die Superlative aus: Jedes Spiel wird als das Wichtigste der Saison dargestellt. Und das nicht erst seit Playoff-Beginn. Da wird ein jedes Derby zum wichtigsten Termin des Jahres hochstilisiert. Nun, da es tatsächlich so ist, dass Niederlagen das Saisonsende bedeuten können, werden die Ankündigungen vielleicht nicht mehr so ernst genommen. Für alle drei Südtiroler Mannschaften geht es heute Abend tatsächlich um den Verbleib in der Saison. Weil man im Falle einer Niederlage den Gegner stark macht. Oder weil der Gegner mit einem Sieg tatsächlich schon weiter ist.

Der Rücken an der Wand: Bozen kann sich keinen Fehltritt mehr erlauben.

Wen interessiert es heute, dass der Rekordmeister vor 50 Jahren zum ersten Mal den Thron bestiegen hat? Im Anbetracht der Tatsache, dass die Saison bei einer Niederlage gegen Asiago beendet ist, wohl niemanden. Es stimmt, dass es viele Südtiroler gibt, die es Bozen gönnen würden, wenn sie heute abend ausscheiden würden. Es stimmt, dass unter diesen Südtirolern auch viele Bozner sind. Die sich von einem frühen Ausscheiden einen seriösen Re-Start des Projektes Bozen erhoffen. 
Was sie aber alle vergessen: Dass es noch nicht so sicher ist, dass ein Re-Start ein Anknüpfen an glorreiche Zeiten ist. Im Gegenteil: Es muss erst einmal jemand gefunden werden, der bereit ist, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. 
Ein Weiterkommen von Bozen sollte vor allem die Südtiroler Eishockeyfans glücklich stimmen. Denn das Bozner Weiterkommen ist, ebenso wie jenes des HC Pustertal, die Voraussetzung für ein rein Südtiroler Halbfinale. Das weniger ein Derby, als vielmehr ein Revierkampf zwischen Rudeltier und Aasfresser ist.

Fanbrille Ab: Es geht ums Ganze

Eines sollte bei aller Rivalität nicht vergessen werden: Dass es um das gesamte Liebkind Eishockey geht. Mag sein, dass der eine oder andere Hardcore Fan sich darüber freut, wenn ein Konkurrent aus dem eigenen Land vorzeitig ausscheidet. Doch ist diese Schadenfreude ausgesprochen kurzsichtig. Weil es doch für Südtiroler ein Anliegen sein sollte, dass die Teams aus dem eigenen Land so erfolgreich wie möglich sind. Wenn Bozen beim Conti-Cup weitergekommen ist, hätte man sich ja auch gemeinsam freuen sollen. Da sollte das fair-sportliche Interesse schwerer wiegen, als die eigenen Vereinsfarben. Denn was hat ein Wolf davon, wenn ein Fux nicht mehr mitspielen darf?
 

Endspiel in der Arena Ritten

Es mag stimmen: In der Leitner-Solar-Arena geht ein wichtiges Spiel über die Bühne. Doch um den Pusterer Erfolg mache ich mir viel weniger Sorgen als um den Rittner Erfolg. Weil es für den HCP ausreicht, das Spiel mit genügend Geduld in Angriff zu nehmen: Steter Tropfen höhlt auch den stärksten Beton.
Ritten hingegen hat ein Problem: Weil die "Buam" zwei Spiele hintereinander verloren haben und den Außenseiter aus Cortina stark gemacht haben. Weil Ritten auf einmal irgendwie gehemmt wirkt. Was Schade ist. Weil die Mannschaft vor zehn Tagen noch unbeschwert aufspielte und viel Freude bereitete. Und bewiesen hat, dass sie es kann.
Woher auf einmal der mentale Bremsklotz kommt? Vielleicht daher, dass man sich selbst für unschlagbar gehalten hat? Vielleicht daher, dass alles spielerisch leicht gegangen ist und durch das Kollektiv viel einfach gelungen ist, ohne dass man darüber nachgedacht hat, wieso es funktioniert hat.
Kann es sein, dass man in der Rittner Kabine zu viel will und darüber hinweg das Spielerische verloren gegangen ist? In dem Fall wird es darauf ankommen, die Analyse-Tafel bei Seite zu legen und die Freude wieder in den Vordergrund zu stellen.
 
An diesem Spieltag steht nun nicht mehr das Ende der Serie im Mittelpunkt. Sondern für alle Südtiroler Vereine und für alle Fans geht es zu allererst einmal darum, 60 Minuten erfolgreich zu gestalten. Und alle drei Paarungen mit Südtiroler Beteiligung auf 3:2 zu stellen. Damit Bozen am Samstag noch einmal antreten darf. Und damit Pustertal und Ritten mit breiter Brust und ruhig und ausgeschlafen antreten können. Denn dass die drei Mannschaften das Talent haben, weiter zu kommen, das haben sie in diesem Jahr schon bewiesen...
 
 
  

Mittwoch, 27. Februar 2013

Nostalgie - Wie alles begann: Der Boss hat immer Recht!

 Es ist genau ein Jahr her. Mit diesem Brief hat alles begonnen. Vor allem dieser Hockeyblog....

Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber der Boss hat immer Recht!

So ist es im Leben, und so ist das auch im Sport. Mit dieser Email möchte ich mich bei allen meinen Kollegen und Eishockeyfreunden verabschieden: ab sofort bin ich nicht mehr als Pressesprecher bei Ritten Sport Renault Trucks tätig. Den Grund, weshalb das so ist, können Sie sich sicher selbst vorstellen: ich habe mich mit dem, was ich gemacht habe, zu sehr identifiziert und bin über das gestolpert, was den Sport ausmacht, nämlich über die Emotionen.

Ich bedanke mich für die gute und offene Zusammenarbeit in den letzten zwei Jahren. Nicht nur bei den Kollegen Journalisten, sondern auch bei den Gesellschaftern und Sponsoren von Ritten Sport Renault Trucks. Ich bedanke mich, dass ich diese interessante Erfahrung machen durfte. Ich finde es schade, dass die gemeinsame Zeit so plötzlich und abrupt enden musste. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt.

Aber das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert. Ich hoffe, es gelingt uns trotzdem, ein gutes und freundschaftliches Verhältnis aufrecht zu erhalten. Denn eines wird sich nicht vermeiden lassen: nämlich, dass wir uns im Stadion früher oder später über den Weg laufen– denn Eishockey wird auch weiterhin meine Leidenschaft bleiben.

Danke an dieser Stelle an meine treuen Leser und meine kritischen Beobachter: ich bin überzeugt, dass wir uns schon viel früher als erwartet wieder lesen werden – wenn Sie möchten. Zwar nicht hier, aber doch über ein ganz ähnliches Medium.

In diesem Sinne wünsche ich noch eine weiterhin spannende Eishockeysaison 2012.

Danke für die vielen schönen Momente
Peter Treibenreif
(traube)

Schwerer als erwartet oder Die Trauben hängen hoch



Hochmut kommt vor dem Fall. Das weiß man nicht erst seit vorgestern. Demut ist das Gebot der Stunde. Weil Demut sympathisch ist und weil durch Demut Respekt gezeigt wird. Die Viertelfinalserien sind dieses Jahr ausgeglichene Kisten: Ausgeglichener, als man dies hatte erwarten können. Und wenn es ganz blöd läuft, dann scheiden die Südtiroler Teilnehmer bereits in der ersten Playoffrunde aus. Was sich niemand wünscht. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Und treibt den Südtirolern Sorgenfalten ins Gesicht.

Bozen gegen Asiago: War’s das für den Meister?

Die letzte Niederlage kam in der Verlängerung. Was keinen Unterschied macht: Niederlage ist Niederlage, in der Playoffs zählt es nicht, ob man mit einem Tor oder sieben Toren Unterschied verloren hat. Fakt ist: Asiago liegt in der Serie mit 3:1 in Führung. Und hat damit dreimal hintereinander die Gelegenheit, ins Halbfinale aufzusteigen.
Auch wenn die Bozner Formkurve leicht ansteigend ist: Diese Serie ist nicht mehr zu drehen. Weil Asiago eine starke Mannschaft ist. Und über ausreichend Erfahrung verfügt, um die Serie nach Hause zu bringen.
Schade für Bozen, aber irgendwie war dieses Saisonsende abzusehen. Irgendwie hat man sich durch die Saison gemogelt, hat sich besser verkauft, als man gewesen ist. Auch wenn die Leistungen nicht zu schmälern sind. Aber irgendwie ist man in Bozen personaltechnisch immer am Limit geschwommen. Und das muss sich ja früher oder später niederschlagen. Wäre ja fatal, wenn man mit dieser Ausrichtung auch noch um die Meisterschaft mitspielen könnte: Dann würden in den nächsten Saisonen alle Mannschaften schauen, möglichst wenig Personal einzustellen.
Auch wenn die Serie noch nicht abgeschlossen ist und im Eishockey alles möglich ist: Ich lege mich fest, dass am morgigen Donnerstag das letzte Saisonsspiel in der Eiswelle stattfinden wird.

Ritten gegen Cortina: Der Fluch des R.R.?

Irgendwie unverständlich, wieso Ritten sich so schwer gegen Cortina tut. Nicht, dass Cortina zu unterschätzen wäre. Aber irgendwie scheint Ritten die Tugenden der Masterround verloren zu haben. In der Zwischenrunde überzeugte die Mannschaft durch Geschlossenheit und Unberechenbarkeit. Nun ist das Team von Rob Wilson so defensiv eingestellt, dass man sich fast schon fürchten muss, dass sie sich selbst die Tore machen.
Die Rückkehr des Ryan Ramsay könnte insofern die Mannschaft schwächen, als sich nun alle ein bisschen zurücklehnen und glauben, weniger machen zu müssen, weil der Star zurückgekehrt ist. Und das könnte fatal sein.
Irgendwie kommt die Erinnerung an die Viertelfinalserie vor zwei Jahren gegen Valpellice hoch: Valpe hatte vor Playoffbeginn nie gegen Ritten gewinnen können. Im Viertelfinale aber wurde Ritten aus dem Bewerb geschossen. Nicht, weil Valpe die bessere Mannschaft gewesen wäre, sondern weil Ritten auf einmal anders aufgetreten war.
Hoffentlich erinnern sich auch die Spieler an diese Saison vor zwei Jahren. Und haben daraus gelernt, den richtigen Hebel zur richtigen Zeit umzulegen. Denn ansonsten könnte gegen Cortina die Endstation erreicht sein.
Man muss es nicht schönreden oder schönschreiben: Der psychologische Vorteil liegt nun bei den Ampezzanern. Das Spiel am Donnerstag ist von großer Wichtigkeit für die „Buam“: Wenn sie das nicht gewinnen können, dann ist das Saisonsende vorausprogrammiert.

Irgendwie liegt es in der Luft, dass die Südtiroler Überlegenheit in der Vorrunde nur eine Momentaufnahme war. Irgendwie liegt es in der Luft, dass Südtirol härter kämpfen muss, um die erste Playoff Runde zu überstehen, als erhofft. Was auf der einen Seite ja gut ist, wenn es gut ausgeht. Was aber auch dazu führen könnte, dass bereits im Halbfinale nur mehr eine von drei Mannschaften dabei ist. Und das wäre, bei alles Schadenfreude der gegnerischen Anhänger, dann doch des guten zu wenig…




Dienstag, 26. Februar 2013

Himmelhoch jauchzend… zu Tode betrübt…

Ich liebe die Playoffs: Emotionen kochen hoch, die Grenze zwischen Held und Versager wird verwischt. Der Aufstieg zum Idol erfolgt innerhalb von Sekunden, der Absturz zum Versager geht noch schneller: Dazu braucht er höchstens einmal einen Bruchteil einer Sekunde. Es sind die Nerven, die alles beeinflussen. Klaren Kopf behalten? Fehlanzeige. Und das ist es, was die Schönheit des Playoffs ausmacht.

Vom Helden zum Buhmann? Die gewagte McCutcheon These…

Eigentlich steht es mir nicht zu, Kommentare zu kommentieren. Was ich aber am Sonntag in der ZETT gelesen habe, das darf nicht unkommentiert stehen bleiben. Weil der Kommentar zu Brian McCutcheon überflüssig, unfair und unpassend war. Vor allem wegen des Zeitpunktes: Da siegt der HCB zum ersten Mal im Viertelfinale, und das auch noch einigermaßen überzeugend, und genau dann wird der Trainer als unfähig beschrieben. Wenn etwas in Bozen nicht passt, dann sind das andere Elemente: Brian McCutcheon hat mehr als einmal bewiesen, absolut seiner Aufgabe gewachsen zu sein. Die Erfolge, die er in Bozen eingefahren hat, sollten für sich sprechen. Ihn zu kreuzigen, ohne Hintergründe zu durchleuchten, das ist populistisch. Und überflüssig.
Überhaupt aber scheint es nun so, als hätte sich Bozen aufgrund eines einzigen Sieges aus der Krise herausgespielt. Es scheint, als sei Bozen wieder der absolute Titelfavorit. Und das, obwohl Bozen in der Serie mit 1:2 hinten liegt und im Grunde durch den Heimsieg nur sichergestellt hat, die Serie zu verlängern: Denn ein zweites Break zu kassieren, das wäre das sichere Todesurteil für den Rekordmeister gewesen.
Hat sich die Ausgangslage der Weiß-Roten objektiv aber verbessert? Keineswegs: Denn Asiago hat das Break geschafft, das notwendig ist, um die Serie für sich zu entscheiden. Bozen muss nun seinerseits einmal auswärts siegen, um weiterkommen zu können. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und die Hoffnung, dass der Sommer tatsächlich da ist, weil man eine Schwalbe erahnt hat, die muss erst bestätigt werden.

Vom Favoriten zum Wackelkandidaten: Die Ritten Akte

Und Ritten scheint vom absoluten Titelanwärter zum Wackelkandidaten geworden zu sein, weil man ein Heimspiel gegen Cortina verloren hat. Ritten liegt in der Serie noch vorne. Sicher: Am Samstag hat sich die Truppe von Rob Wilson nicht mit Ruhm bekleckert. Meiner Meinung nach aber ist der Dämpfer zur richtigen Zeit gekommen: Denn so hat Ritten begriffen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, ohne dass man sich anstrengen muss.
Ausgangspunkt der Niederlage am Samstag war eine Fehleinschätzung auf der Trainerbank: Weil die Heimmannschaft zu passiv und zu defensiv eingestellt war und so vergessen hat, die eigene Stärke in der Offensive auszuspielen. Ich bin überzeugt, dass Wilson diesen Fehler eingesehen hat und bereits beim nächsten Spiel darauf reagieren wird. Und dann wird Ritten das Spiel relativ leicht gewinnen, weil die Südtiroler Mannschaft eindeutig besser als die Truppe aus dem Ampezzo ist.
Und sollte Ritten das Auswärtsspiel verlieren? Auch dann ist noch nix passiert. Dann beginnt die Serie wieder bei 0 und Ritten hat in dem Fall immer noch den Heimvorteil auf der eigenen Seite.
Es ist also nix passiert, was nachhaltig die Saison der Rittner verderben könnte oder die Rittner Ausgangslage verschlechtert hätte.

Wölfe: Wieder alles imGriff

Nach dem ersten Spiel gegen Mailand hängende Köpfe in der Leitner Solar Arena und Fans, die das Stadion bereits vor dem Spielende verlassen haben. Man hatte den Eindruck, die Heimmannschaft wäre bereits ausgeschieden. Heute, eine Woche später, wieder Euphorie: Weil Pustertal die Mailandaufgabe doch relativ leicht bewältigen wird. Was vorauszusehen war. Mailand hat eine Stärke: Das Defensivspiel. Wer es schafft, in Führung zu gehen und sich zwei oder drei Tore Vorsprung heraus zu arbeiten, der hat schon gewonnen. Weil dem HC Mailand die offensiven Qualitäten fehlen, einen Rückstand aufzuholen.


Der Schlüssel zum Erfolg für spielerisch starke Mannschaften: Gute Nerven und Geduld. Wer das mitbringt, der kann schon für die nächste Runde planen. Das gilt nun auch für den HCP, der jetzt in der Situation ist, der Gejagte zu sein. Was bedeutet: Mailand muss gewinnen, Pustertal kann abwarten und Mailand kommen lassen. Womit dieser Braten praktisch schon gegessen sein dürfte.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt

Ein wenig überraschend ist er verlaufen, der erste Spieltag der Meisterschaftsplayoffs in der Saison 2012/13: Da haben sich doch glatt zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte erdreistet, die Favoriten auswärts zu schlagen. Kein Beinbruch, das ist schon klar. Aber zumindest in Bozen sollten langsam, aber sicher, die Alarmglocken läuten.

Der Titelverteidiger wackelt

Und das wie. Nicht nur, weil der HC Bozen gestern den Viertelfinalauftakt mit 0:3 gegen Asiago verloren hat. Asiago ist eine gute Mannschaft, daran besteht kein Zweifel. Aber schön langsam sollte man sich Sorgen machen: In den letzten drei Spielen hat Bozen gerade einmal ein einziges Tor erzielt. Nicht genügend, so sollte das Urteil lauten.
Freilich: Mit Alexander Egger fehlte zwei Spiele lang der Quarterback. Sich alleine darauf hinaus zu reden, das wäre aber zu einfach. Weil die Verantwortung auf die Schultern eines einzigen Mannes gelegt werden würden.
Es ist bekannt, dass ich kein Delmore-Fan bin: Aber ist es jemanden aufgefallen, dass der HC Bozen seit dessen Ankunft in Bozen der Konkurrenz hinterherhechelt und keinen Stich mehr macht? Kann es daran liegen, dass durch diesen Neueinkauf Vertrauen verloren gegangen ist?
Es wäre unfair, einen einzigen Spieler an den Pranger zu stellen. Fakt ist aber, dass Coach Brian McCutcheon eine perfekt funktionierende Defensivabteilung braucht, um seine Taktik umsetzen zu können. Der Verteidiger Delmore mag viele Stärken haben (die mir leider verborgen geblieben sind) – Defensivverhalten gehört nicht dazu. So wenig, dass ein User in einem englischsprachigen Forum einmal geschrieben hat: „Aufgrund seines Defensivverhaltens verdient sich Any Elmore kein „D“ in seinem Namen.“
Es ist wohl wahr, dass Bozen den Preis zahlen muss, dass man praktisch die gesamte Saison nur vier Verteidiger eingesetzt hat. Alex Egger und Christian Borgatello waren immer darunter. Was bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 30 Minuten pro Spiel einfach bedeuten muss, dass die Batterien so leer sind, dass sie nicht mehr aufladbar sind.
Und noch ein Fragezeichen: Die erste Bozner Linie spielt nicht mehr so, wie man es gewohnt ist. Kann es sein, dass der Spielmacher MacGregor Sharp seit seiner Verletzung nicht mehr der „Alte“ ist? Kann es sein, dass er von einer mentalen Blockade gehandicapt ist?
Jede Mannschaft erlebt im Laufe einer Meisterschaft eine Durststrecke. Diese genau jetzt zu erleben ist ein bisschen ungeschickt.
Noch ist nicht aller Tage Abend: Und bereits am Donnerstag abend könnte die Welt schon ganz anders aussehen. Weil die „Füchse“ alle diese Theorien und Vermutungen ad absurdum führen.

Wölfe vergeben sicheren Sieg

Die Pusterer Wölfe haben es bei ihrem ersten Playoff Auftritt in dieser Saison selbst verschenkt: Zu viele Torchancen blieben ungenützt. Wer überrascht von der Mailänder Mauertaktik war, der hat sich nicht ausreichend auf den Gegner vorbereitet. Und wer nach einem Rückstand die Nerven verliert und nur noch mit dem Kopf durch die Wand will, der hat seine Hausaufgaben nicht erledigt.
Genau das ist gestern Abend in der Leitner Solar Arena passiert: Nach dem 2:1 Führungstreffer durch Ryan Kinasevich wurden die Wölfe auf einmal zu Schafen, die konzeptlos agierten. Es war abzusehen, dass man gegen Mailand drei Dinge mitbringen muss: Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Immerhin steht mit Raycroft nicht irgendwer im Tor. Man muss sich die Zeit nehmen, nicht aus jeder sich bietenen Position zu feuern, sondern man muss auf den besten Slot warten. Vor allem auch, weil Mailand mit fünf Mann kompakt drinnen steht.
Während die erste Reihe es zumindest versuchte, kreativ auf den Defensivriegel zu reagieren, kam von der zweiten Linie erschreckend wenig: Ben Guitè, Pat Kavanagh und Pat Ianone: Drei absolute Totalausfälle.
Ein bisschen verwunderlich ist, dass der Trainer noch nicht auf die Idee gekommen ist, Pat Kavanagh an die Seite von Jensen und Cullen zu stellen. Nicht, weil Max Oberrauch seine Sache nicht gut machen würde. Aber weil ich überzeugt bin, dass so eingefahrene Mechnanismen, die in der Zwischenzeit die gesamte Liga kennt, aufgebrochen werden könnten. Und vielleicht Mr. Kavanagh endlich sein Potential ausspielen könnte.
Auch diese Niederlage noch keine Katastrophe: Vorausgesetzt, das Trainerduo hat die richtigen Schlüsse daraus gezogen und kann am Donnerstag in Mailand das Umsetzen, was man aus dem gestrigen Spiel gelernt hat.

Bleibt noch Ritten.

Zumindest die Buam haben ihre Aufgabe gelöst. Ob schön und überzeugend oder nicht: Das fragt am Tag danach niemand mehr. Und, weil die Null steht, hat man genau das gemacht, was in den Playoffs wichtig ist: Defensiv überzeugt.
Nicht nur deswegen ist Ritten für mich ein Meisterschaftsfavorit. Und wird es immer mehr.
Auch, wenn sich auch das bereits am Donnerstag ändern kann.

Dienstag, 19. Februar 2013

The Uncut Interviews: Rob Wilson und Dan Tudin zum Playoffbeginn

Interviews zum Playoffstart:
Dan Tudin, Stürmer Ritten Sport Renault Trucks
und sein Chef
Rob Wilson, Trainer Ritten Sport Renault Trucks


Montag, 18. Februar 2013

Ein kleines bisschen Statistik zur Zwischenrunde



Eishockey ist ein Sport, der von Statistiken lebt. Entscheidend sind sie nicht, für den Genuss eines Spieles. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass es Statistiken gibt, damit Journalisten und Blogger an einem Montag wie heute wissen, was sie schreiben sollen.
Und: ecco mi qua – mit einigen interessanten Zahlen zur Zwischenrunde.

Serien der Zwischenrunde:

Siege:
Cortina seit 5 Spielen ungeschlagen
Ritten seit 4 Spielen ungeschlagen
Im Viertelfinale zwischen diesen beiden Mannschaften muss eine Serie reißen.

Niederlagen:
Pontebba seit 8 Spielen ohne Punkteerfolg
HC Bozen seit 4 Spielen ohne Punkteerfolg



Torhüterstatistiken der Zwischenrunde (parierte Schüsse in Prozent):

Justin Pogge, Andrew Raycroft: 93,7
Frank Doyle: 93,4
Günther Hell: 91,5
J.S. Aubin: 91,0

Powerplaystatistik der Zwischenrunde (erfolgreiche Überzahlsituationen in Prozent):

Ritten: 21,62
Pontebba: 17,65
Pustertal, Valpellice: 16,67
HC Bozen: 14,63

Penaltykillingstatistik der Zwischenrunde (überstandene Unterzahlsituationen in Prozent):

Asiago: 97,14
Mailand: 94,29
HC Bozen: 92,86
HC Pustertal: 91,18
Ritten: 81,25

Effizienz: (Tore pro Schuss)

Ritten: 0.117
Fassa: 0.115
Pustertal: 0.92
HC Bozen: 0.89
Pontebba: 0.71


Zuschauerschnitt pro Spiel (Zwischenrunde):

Mailand: 1.971
Pustertal: 1.433
HC Bozen: 1.125
Ritten: 967

Lasst die Spiele beginnen! Playoff Ausblick



Eishockey ist schon ein komischer Sport: Da spielen zehn Teams sechs Monate lang um Punkte, um Ende Februar so richtig mit der Meisterschaft loslegen zu können. Denn nun beginnt die entscheidende Phase und alles, was bisher geschehen ist, wird unwichtig. Denn weiter kommen kann nur der, der vier Spiele gegen einen Gegner gewinnen kann. Der bisherige Saisonsverlauf macht Hoffnung, dass der Italienmeistertitel in Südtirol bleibt. Mehr aber auch nicht: Denn Selbstläufer wird keines der anstehenden Viertelfinalduelle.

Ritten gegen Cortina

Ritten Sport hat sich in der Masterround eindrucksvoll an die Tabellenspitze gespielt. Trotz zahlreicher prominenter Ausfälle hat das Team vor allem eines gemacht: Hat miteinander gekämpft und an den Erfolg geglaubt. Rob Wilson hat es geschafft, eine Einheit zu formen, in der jeder für jeden zu laufen bereit ist. Das war der Schlüssel zum bisherigen unerwartet starken Abschneiden der Rittner Buam.
Nun wartet mit Cortina das vermeintlich leichteste Los im Viertelfinale. Aber Achtung: Cortina darf nicht unterschätzt werden. Die Ampezzaner haben sich mit Erik Weissmann noch einmal ausgesprochen sinnvoll verstärkt, Stanislav Gron ist sowieso einer der besten Spieler in der gesamten Meisterschaft. Wenn nun auch noch Torhüter Jean-Philippe Levasseur in Play Off Form kommen sollte, dann wird die Serie alles andere als ein Selbstläufer für die Mannschaft vom Südtiroler Hochplateau.
Bei Ritten sollte bereits im ersten Spiel Dan Tudin zurückkommen, eine Woche später sollte auch Ryan Ramsay wieder einsatzbereit sein. Alexander Eisath steht ebenso vor seinem Comeback, womit sich die angespannte Situation im Mannschaftslazarett ein wenig lichten wird.
Nach den gezeigten Leistungen in der Masterround sollte Cortina zwar nicht unterschätzt werden, trotzdem sollten die Tabellenachten Ladiner kein Stolperstein für Ritten sein:
Traubes Tipp für dieses Duell: 4:1 Ritten.

Pustertal gegen Mailand

Nach einem unheimlich starken Saisonsstart haben die Wölfe leistungsmäßig ein bisschen nachgelassen. Es stimmt: zu Saisonsbeginn haben sie weit über den Erwartungen gespielt, in der Zwischenzeit haben sich die Gegner angepasst und sind näher gekommen. Mit Mailand wartet ein ausgesprochen unangenehmer Gegner auf die Wölfe: Die Lombarden werden taktisch ein unspektakuläres und beinahe unüberwindbares Defensivsystem spielen, mit Andrew Raycroft im Tor könnte das zu einem echten Problem werden. Ein weiterer Punkt macht Mailand zu einem unangenehmen Gegner: Die Fanunterstützung des Aufsteigers, der vor allem die Heimspiele zu großen Herausforderungen machen wird. Schon wahr, dass nur ein Heimspiel in der eigenen Eishalle ausgetragen werden kann. Aber auch bei den Ausweichmatches in Turin ist davon auszugehen, dass der eigene fanatische Anhang die Mannschaft von Coach Adolf Insam begleiten wird.
Der Pusterer Schlüssel zum Erfolg in dieser Serie wird die Geduld sein. Wenn die Wölfe das eigene Temperament in den Griff bekommen und darauf verzichten, überhastet zu handeln, sondern geduldig auf die Chancen zu lauern und defensiv konzentriert zu agieren, dann steht einem Halbfinaleinzug nichts im Wege. Dann sollte diese Serie in spätestens sechs Partien entschieden sein.
Traubes Tipp für dieses Duell: 4:2 Pustertal.

Bozen gegen Asiago

Die schwerste Hürde zu überwinden hat der amtierende Italienmeister. Mit Asiago wartet eine Mannschaft, die, auch wenn nicht für die Masterround qualifiziert, durchaus fürs Halbfinale gut ist. Leistungsmäßig musste man beim HCB die letzten Spiele einen deutlichen Leistungsabfall feststellen und es scheint so, als wäre der Rekordmeister gerade jetzt in das Loch gefallen, in das im Laufe einer Meisterschaft jede Mannschaft einmal fällt.
Irgendwie scheint die Abstimmung verloren gegangen zu sein, die Sicherheit und Kaltschnäuzigkeit die die Weiß-Roten bisher in dieser Saison ausgezeichnet hat.
Der Nachteil des HCB: Ein neuer Tormann, der jetzt getestet wird und von dem niemand weiß, wie gut er ist. Außerdem: Abstimmungsprobleme in der Abwehr, weil der Zugang von Andy Delmore eingefahrene Automatismen durcheinander gebracht hat. Und im Sturm ist man von der Paradelinie abhängig, die in den letzten Partien alles andere als überzeugt hat.
Asiago ist hingegen eine unangenehm zu spielende Mannschaft mit viel Erfahrung. Auch hier ist der Schlussmann ein Fragezeichen, der Rest der Mannschaft aber weiß, wie es sich anfühlt zu gewinnen. Und das macht Asiago so unangenehm und wird, wenn Bozen nicht den Schalter findet, dafür sorgen, dass es zu keinem reinen Südtiroler Halbfinale kommt.
Traubes Tipp für dieses Duell: 4:2 Asiago

Alleghe gegen Valpellice

Kein Problem ins Halbfinale einzuziehen wird Alleghe haben: Valpellice ist eine Mannschaft, die Einzelspiele gewinnen kann. Aufgrund der defensiven Schwächen jedoch wird es für die Piemontesen unmöglich sein, eine Best-Of-Seven Serie zu bestehen.
Traubes Tipp für dieses Duell: 4:1 Alleghe


Freitag, 15. Februar 2013

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ein Spiel, zwei Mannschaften, ein Ziel

Es dürfte in der Zwischenzeit bekannt sein, dass ich kein Freund von aufgeblähten Spielmodi und mit Gewalt herbeigeredeten Höhepunkten bin. Es dürfte bekannt sein, dass ich kein Freund von herbeigeschriebenen Emotionen bin. Aber es dürfte definitiv bekannt sein, dass ich ein Freund von geilen Eishockeyspielen bin. Das Spiel Pustertal gegen Bozen dürfte so eines sein. Definitiv!

Die Ausgangslage ist klar: Der HCB muss endlich wieder einmal gewinnen, um Selbstvertrauen für die kommende Woche beginnenden Playoffs zu sammeln. Und der HCP muss gewinnen, um zu bestätigen, dass das Spiel gegen Valpellice keine Eintagsfliege war. Wenn man so will: Das Duell zwischen den Wölfen und den Füchsen ist ein Spiel, das zukunftsweisend sein wird. Oder bei dem Ritten der Gewinner sein kann, obwohl die Mannschaft vom Hochplateau spielfrei ist.

Die Akte Delmore wartet auf einen Dreier

Über den Wechsel von Andy Delmore nach Bozen ist viel geschrieben und noch mehr diskutiert worden. Fakt ist: Seit der ehemalige Superstar in Bozen ist, warten die Weiß-Roten auf einen Sieg. Einige sprechen schon von einer Krise zur falschen Zeit. Soweit würde ich nicht gehen: Denn Bozen hat nicht gegen Anfänger verloren. Sondern gegen Mannschaften, die zurecht in der Masterround spielen. Und Bozen zollt immer noch dem Kräfteraubenden Konzept Tribut, für das sich die Vereinsleitung entschieden hat. Irgendwie ist es fast ein Wunder, dass Bozen zu diesem Zeitpunkt noch um Platz eins kämpft: Mit einer so kurzen Spielerdecke wäre jede andere Mannschaft bereits seit Weihnachten k.o. gegangen.
Freilich hat Bozen auch Glück gehabt: Nämlich weil die Key Player verletzungsfrei geblieben sind und immer einsatzbereit waren. Das beweist, dass die Mannschaft clever genug ist, Materialschonend zu spielen.

Die Akte Kavanagh unter Zugzwang

 Pustertal hat die erste Phase der Meisterschaft dominiert und hat sich praktisch ohne Gegner durch die Spielzeit gepflügt. Dann kamen die Verletzungen und mit ihnen der Krampf. Nun endlich scheinen sich die Wölfe gefangen zu haben. Es war eine starke mannschaftliche Leistung, wie das Team gegen Valpellice nach dem ersten Drittel aus der Kabine gekommen ist. Während die Pusterer die ersten zwanzig Minuten über das Eis stolperten und teilweise nicht wussten, wie sie sich wehren sollten, hat man den Rest der Partie souverän in die Hand genommen. Hat sich nicht entmutigen lassen sondern hat die richtige Antwort gefunden. Wobei Pat Kavanagh einen guten Eindruck hinterlassen hat. 
Sicher: Auf Druck antwortet man am besten mit Gegendruck. Valpellice ist gewiss keine schlechte Mannschaft. Aber Valpellice ist eine Mannschaft, die ohne Defensive agiert. Gewisse Spieler warten einfach an der roten Linie auf eine Konterchance. Eine riskante Taktik, vor allem, denn sich der Gegner taktisch darauf einstellt.
Der Schachzug, Rok Paijc zu verpflichten war von der Vereinsleistung ein kluger Schachzug. Nicht, weil der Slowene ein überragender Eishockeyspieler wäre. Aber, weil man nun das restliche Personal unter einen gewissen Druck und gegebenenfalls auf die Tribüne setzen kann. Das kann Wunder wirken. Nicht nur, was die Leistung einzelner, sondern vor allem, was den Mannschaftsgeist betrifft. 
Divas überleben in Mannschaften nicht lange. Vor allem dann nicht, wenn Ersatz im Nacken sitzt.

Mission Punktegewinn 

Die Rechnung ist schnell gemacht: Will Pustertal Gruppenerster werden, so muss gegen Bozen ein Sieg her. Denn nur so kann Ritten überholt werden. Und nur dann hat man es im letzten Spiel gegen Alleghe selbst in der Hand.
Für Bozen ist es das letzte Vorrundenspiel und daher gilt: alles andere als ein Sieg verdonnert zum Zusehen am letzten Spieltag. Mit einem Dreier setzt man Ritten unter Zugzwang, die Erzrivalen vom Hochplateau, denen man die oben angesprochene Akte zu verdanken hat, sollen sich schon anstrengen müssen, um ganz oben zu bleiben und das vermeintlich leichteste Los in den Viertelfinals zu ziehen.

Auch wenn ich kein Freund der Zwischenrunde bin, in der man im Grund um die goldene Ananas spielt: Die Dramaturgie vor dem Spiel morgen stimmt zumindest schon mal. Weil für Spannung gesorgt ist. Und für die notwendige Rivalität sowieso. Denn auch wenn es das X-Te Derby der Saison ist: Keines stand bisher unter so Spannungsgeladenen Vorzeichen. 


Der Spieltag im Rückspiegel

Ritten gewinnt Derby gegen HC Bozen mit 3:0 und übernimmt Tabellenführung.
Valpellice verliert 10. Auswärtsspiel in Folge und ist seit 24. November 2012 auswärts sieglos.
HC Pustertal bewahrt sich mit Sieg gegen Valpellice Chance auf Sieg der Masterround.
Nächste Gegner der Südtiroler Mannschaften:
Bozen schließt sein Zwischenrundenprogramm gegen den HC Pustertal ab.
Ritten ist spielfrei uns trifft am Samstag auf Valpellice.
Pustertal muss nach dem Derby noch in Alleghe antreten.

Quelle: Rai Sender Bozen Mittagsmagazin.
Interviewpartner: Armin Helfer, Ingemar Gruber, Alexander Egger
Bericht: Peter Treibenreif


Uncut Interviews aus Bruneck:


Interviewpartner: Armin Helfer, Paul Adey
Interviewer: Traube

Montag, 11. Februar 2013

Schlussspurt ist Derbywoche

Derbys sind Highlights. In jedem Sport. Die Frage ist nur, wie viel Höhepunkte ein Markt verkraften kann. Die fast schon philosophische Frage stellt sich, ob Highlights nur als solche gelten, wenn ihnen eine gewisse Seltenheit zu Grund liegt. Fasching ist ja auch nur schön, weil er nicht jede Woche stattfindet…

Am Dienstag treffen Bozen und Ritten aufeinander. Am Donnerstag muss Bozen nach Bruneck. Nachdem vor der Pause Ritten gegen Pustertal gespielt hat. Und im Halbfinale treffen, wenn alles so läuft, wie es laufen sollte, wieder zwei Südtiroler Mannschaften aufeinander. Das ist der Fluch des diesjährigen Spielplans. Und der Preis, weil die Südtiroler Mannschaft ganz vorne mitspielen.

 Abgesehen vom Derbygedanken: Jeder Punkt zählt.

Das ist auch der Grund, wieso diese Derbys trotzdem voller Brisanz sind. Oft habe ich geschrieben, bei Derbys zählen mehr als die Punkte. Dieses Mal ist es nicht so: Alle die noch ausstehenden Spiele in der Masterround sind für die Südtiroler Teilnehmer von großer Wichtigkeit. Weil alle drei noch im Rennen um die beste Ausgangslage für die Playoffs sind. Die beste Ausgangslage, das ist Rang eins. Was logisch klingt, aber nicht immer logisch war. Der Schlimmste Rang, der auf eine Mannschaft zukommen kann: Das ist Rang drei. Denn hier wartet mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Asiago als Gegner. Und der könnte der Grund sein, wieso es in einem Halbfinale nicht zu einem Derby kommt.

Wie haben die Mannschaften die Meisterschaftspause genutzt? Eine Frage, die rein rhetorisch ist. Weil die Antwort auf diese Frage keine Relevanz hat. Weil es nun definitiv zu spät ist, noch Korrekturen vorzunehmen. Die Meisterschaft geht endlich in die entscheidende Phase. Und die ausstehenden Spiele haben fast schon Playoff Charakter. Ich bin der festen Überzeugung, dass nach dieser Woche definitiv schon relativ exakte Prognosen abgegeben werden können, wie denn das Meisterschaftsfinale aussehen wird.

Bozen gegen Ritten

Es ist das Big Match um Platz eins. Wer diese Partie gewinnt, dem wird der Platz an der Sonne wohl nicht mehr zu nehmen sein. Bozen geht als leichter Favorit ins Rennen. Weil die Weiß-Roten zu Hause spielen und weil sie in taktischer Hinsicht besser als Ritten sind. Die Frage, ob Tyler Sexsmith sein Debüt in der Talferstadt feiern wird und in welcher Form er sich präsentiert ist nur eines der Fragezeichen, die am Faschingsdienstag aufgelöst werden wird.

Pustertal gegen Valpellice

Diese Partie verspricht unterhaltsam zu werden. Weil Valpellicespiele in dieser Saison immer unterhaltsam waren. Weil die Mannschaft aus dem Piemont taktisch unkonventionell spielt und ihr Aktionsvektor nur auf eine Richtung zielt: Nach vorne.
Die Wölfe werden in diesem Spiel zeigen müssen, wie sie die Pause genützt haben und ob sie endlich wieder zu der spielerischen Form zurückgelangen, die sie zu Saisonsbeginn ausgezeichnet hat. Ansätze hat man schon im letzten Meisterschaftsspiel gegen Ritten erkannt. Aber: Ansätze allein reichen nicht aus, um im Meisterschaftsalltag bestehen und überzeugen zu können.

Ein richtungsweisender Spieltag?

Auf alle Fälle. Bereits am Faschingsdienstag könnte die Masterround entscheiden sein. Wenn nämlich Bozen die Aufgabe gegen Ritten gewinnt, steht zumindest Platz eins fest. Sollte der HC Pustertal gegen Valpellice verlieren, dann ist davon auszugehen, dass die Wölfe Rang drei belegen werden.
Sollten Ritten und Pustertal ihre Aufgaben erfolgreich lösen, dann ist für Spannung gesorgt. Und dann bleibt der Ausgang der Masterround bis zum allerletzten Spieltag spannend…

Sonntag, 10. Februar 2013

Eine Niederlage ist eine zu viel. Über einen neuen Weg, der Spaß verspricht

Nichts ist aus der Sensation geworden und Italien wird nicht zu den olympischen Spielen 2014 nach Sotschi fahren. Doch knapp ist es geworden. Es ist müßig darüber zu diskutieren, was gewesen wäre wenn. Wenn die „neue“ Mannschaft zumindest ein Vorbereitungsspiel hätte bestreiten können. Und nicht im ersten Spiel schon das wichtige Match gegen Österreich hätte bestreiten müssen.

Das erste Spiel war die einzige Niederlage im Rundspiel. Und die wäre durchaus vermeidbar gewesen: Mit ein bisschen mehr Abschlussstärke und  einem Tormann, der ein bisschen weniger nach vorne abprallen lässt – Österreich wäre zu knacken gewesen.

Teamgeist

Das Turnier in Bietingheim Bissingen hat vor allem eines gezeigt: Eishockey gewinnt man nicht nur mit den größeren Talent – sondern vor allem mit der richtigen Einstellung. Wenn eine Mannschaft eng zusammenrückt, dann können talentiertere Teams, die an Selbstläufer glauben, in arge Bedrängnis gebracht und geschlagen werden. Fragen Sie einfach unsere bundesdeutschen Freunde. Die hatten sich den Freitag abend sicher entspannter vorgestellt. Und erfolgreicher.
Bei der italienischen Nationalmannschaft hat man das Gefühl, dass da ein ganz starker Haufen zusammenwächst. Spieler, die sich beweisen wollen. Weil da ein neuer Trainer hinter der Bande steht, der neue Wege geht. Und der sich einen Dreck darum schert, was vor ihm Gang und Gäbe war. Die Zeit der goldenen Kälber scheint endgültig vorbei zu sein.

Das gute an der Vergangenheit: Dass sie vorbei ist

Endlich wurde dieser Weg eingeschlagen. Ein zukunftsweisender Weg.
Manchmal braucht es ein bisschen Zeit um richtige Entscheidungen zu treffen. Ein bisschen schade ist es um die Jahre, die man verloren hat. Die Ära Micky Goulet und Rick Cornacchia – das war eine alles andere als glanzvolle Zeit. Vor allem aber war es eine Zeit, in der man einen Neustart verabsäumt hat. Und eine ganze Spielergeneration in der Nationalmannschaft verhindert hat. Und über Vetternwirtschaft gewisse Italokanadier gezüchtet hat, die unter normalen Umständen nie hätten auflaufen dürfen.
Die Auswirkungen spüren auch die Clubs, die ja geradezu vom Verband in Richtung Italos getrieben wurden. Wer erinnert sich nicht an die Nieten Ryan Watson & Co. 
Vor allem aber das Signal für die einheimische Jugend war fatal: Dass nämlich ein unterdurchschnittlicher Doppelstaatsbürger eingeladen wurde während talentierte Einheimische sowieso chancenlos waren.

Der erste Schritt ist gemacht. Die Richtung: Richtig!

Egal, diese Zeit scheint überwunden zu sein.
Es ist schon wahr: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und eine gescheiterte Olympiaqualifikation noch keinen Neustart. Aber: Irgendwie hat man das Gefühl, der gemachte Neustart könnte schon recht bald Früchte tragen.
Gewiss muss auch Mr. Pokel noch einiges lernen. Und berücksichtigen, dass italienische Nachwuchshoffnungen auch im Ausland durchaus erfolgreich Eishockey spielen. Doch ich bin überzeugt, Mr. Pokel wird Mittel und Wege finden, herauszufinden, ob und wie die in sein Konzept passen.

Einen Wunsch hätte ich allerdings: Nämlich möglichst bald den Vertrag mit Tom Pokel zu verlängern. Denn wer weiß, wer sonst noch auf ihn aufmerksam wird. Und da könnte April schon zu spät sein…


Sonntag, 3. Februar 2013

Die Mission: Sotschi 2014

Mission impossible? Viel Geld würde ich nicht auf das Blue Team und dessen Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2014 wetten. Eine Kleinigkeit aber schon. Weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass die Nationalmannschaft im Februar 2013 um einiges besser aufgestellt ist, als Konkurrenz und Fans selbst glauben.

Auftritt ohne Druck

Der Neue Coach hat eine Mission Impossible vor sich. Das nimmt Druck von ihm. Und von seiner Mannschaft. Ohne Erwartungen erfüllen zu müssen antreten zu können: Das ist eine gute Voraussetzung, um überraschen zu können.
Außerdem hat Tom Pokel als Neuer einen großen Vorteil auf seinem Habenkonto zu verbuchen: Er ist unbelastet und kann Neues probieren, ohne dafür durch den Fleischwolf getrieben zu werden.
Einen neuen Weg hat er schon eingeschlagen: Nämlich bei den Einberufungen. Da hat er die Courage gehabt, goldene Kälber vom Sockel zu stoßen. Und durch neue Gesichter zu ersetzen. Was er sich davon erhofft ist ganz klar: Nämlich, dass es ihm die Neuen mit Leistung danken. Die Einberufung in das Nationalteam ist kein Selbstläufer mehr. Sondern die Spieler müssen sich die Einladung mit Leistung erarbeiten. Ein Novum für Italien. Ein Grundkonzept, das aufgehen könnte.

Unterschätzte italienische Liga

Für die italienische Auswahl spricht auch der Umstand, dass die heimische Liga maßlos unterschätzt wird. Ganz klar: Die Serie A1 macht im Ausland den Eindruck, eine Amateurliga zu sein. Manchmal nicht nur im Ausland.
Aber: Das Niveau darf nicht unterschätzt werden. Landshut war im November mit der Überzeugung in Bozen angereist, dass die Gastgeber kein Gegner sein würden. Weil die eigene Liga um Klassen besser sei. Das Ergebnis kennen wir.
Sicher: Landshut spielt zweite Liga. Die DEL ist ein anderes Kaliber. Aber unerreichbar, vor allem in einem einzigen Spiel ist auch diese Liga nicht.
Und die österreichische Liga ist zwar professioneller und besser vermarktet, aber spielerisch ganz sicher mit der Serie A1 zu vergleichen. Was ein Fakt beweist: Die Ausländer, die von Italien nach Österreich kommen, zählen zu den besten in der Liga. Umgekehrt ist das, was aus Österreich nach Italien kommt nur ganz selten überirdisch gut.
Auch wenn sich viele Experten darüber einig sind, dass sich Italien und die Niederlande den dritten Rang beim Turnier ausspielen werden, ich bin mir nicht so sicher, dass es nicht für Österreich oder Deutschland ein böses Erwachen geben wird.

Die Chance: Das Team

Es wird nicht zuletzt darauf ankommen, wie viel Team Tom Pokel aus seiner neuen Truppe schaffen kann. Denn eines ist sicher: Ein starkes Kollektiv kann Mannschaften, die aus wesentlich talentierteren Einzelteilen besteht, ganz schön unter Druck bringen.
Aus diesem Grund lohnt es sich, gespannt nach Deutschland zu schauen und die Spiele der italienischen Nationalmannschaft zu verfolgen. Denn Überraschungen wird es ganz sicher geben. Ob es zum großen Wurf reichen wird, muss allerdings erst noch bewiesen werden… 


Der Spielplan der italienischen Mannschaft:

Donnertstag, 7. Februar um 16 Uhr: Österreich vs. Italien
Freitag, 8. Februar um 19,30 Uhr: Deutschland vs. Italien
Samstag, 9. Februar um 11,45 Uhr: Niederlande vs. Italien

Freitag, 1. Februar 2013

Dieser Sieg war eine Herzensangelegenheit




Nein, keine Angst. Das wird keine Liebeserklärung. Aber ein bisschen ins Schwärmen werde ich kommen. Denn was Ritten gegen den HCP gestern gezeigt hat, das war eine eindrucksvolle Leistung. Nicht nur wegen des Sieges. Der war das Sahnehäubchen auf eine mannschaftlich ausgezeichnete Leistung.

Ich bin dagegen, dass man Ausfälle zum Hauptthema der Eishockeyberichterstattung macht. Denn Ausfälle gehören, wie bei jedem Sport, zum Tagesgeschäft. Und Ritten hat gestern bewiesen, dass Ausfälle nur bedingt als Ausreden gelten dürfen. Voraussetzung: Das verbleibende Personal muss umso enger zusammenrücken. Was bei Ritten gestern passiert ist. Eindrucksvoll. Und wortwörtlich.

Ein Vorgeschmack auf Playoff Eishockey

Die Mannschaft war hervorragend taktisch eingestellt und stand tief. Rob Wilson hatte seine Hausaufgaben gemacht und erkannt, dass Pustertal vor allem bei schnellen Tempogegenstößen Probleme hat. Und das hat er seine Spieler ausnützen lassen.
Einzige Schwächephase der Buam: Nach dem Ausfall von Chris Durno im ersten Drittel wirkte die Heimmannschaft ein bisschen verunsichert. Vielleicht aus geschockt. Weil ein weiterer wichtiger Spieler ausgefallen ist.
Ein anderer ist in die Presche gesprungen, einer, der so viel kritisiert worden war hat Verantwortung übernommen und das Spiel an sich gezogen: Greg Jacina. So ein Spiel wie gestern: Bitte mehr davon!

Kontereishockey vom Feinsten, das haben die Rittner aufs Eis gezaubert. Und die Konterspieler ausgenützt, die im Kader stehen: Allen voran der pfeilschnelle Lollo Daccordo, der ansatzlos seine Schnelligkeit in Torgefahr umsetzt. Der zwischenzeitliche Führungstreffer zum 3:2 durch Jacina geht zum Großteil auf ihn.
Und Matteo Rasom? Sein Laufpensum ist unglaublich und gestern abend holte er viele Pucks – wodurch er einerseits Konter einleitete, aber, und das ist noch viel wichtiger, die Angriffe der „Wölfe“ unvermittelt unterbrach.

Powerplay als Schlüssel

Special Teams können eine Meisterschaft entscheiden. Ritten hat gestern abend drei von vier Toren in Überzahl gemacht, beim ersten Treffer war eine Strafzeit angezeigt. Und sie haben die Nerven nicht verloren, sondern geduldig das Spiel zu Ende gespielt.
Dass eine Mannschaft zusammensteht und sich auch nach leichten Fehlern nicht aus der Bahn werfen lässt, bewiesen die „Buam“ nach dem unglücklichen 3:3 Ausgleich, der aus einem kapitalen Fehlpass von Markus Hafner resultierte. Diesem Spieler merkt man am ehesten seine lange Verletzungspause an: Er wirkt unsicher und teilweise überfordert, wird noch ein bisschen Zeit brauchen.

Für die Wölfe war das kein Spiel, an dem sie sich aufbauen können

Die Gäste? Wenn man bedenkt, dass die Mannschaft so gut wie komplett war, zumindest was die Transfercardspieler betrifft, dann muss man sich schon fragen, was im Pustertal los ist. Pat Kavanagh hat zwar stark begonnen, dann aber ebenso stark nachgelassen. Iannone hat praktisch nicht stattgefunden, Ben Guite war ebenso unauffällig.
Was bleibt sind Joe& Joe, die immer wieder für Druck sorgen, und ein Max Oberrauch, der immer für ein Tor gut ist.
Rok Pajic als Lösung des lauen Lüftchens im Angriff? Wohl kaum! Pustertal muss vor allem eines: Sich der eigenen Stärken bewusster werden. Denn eine Niederlage gegen eine stark dezimierte Truppe ist nichts, woran man sich aufbauen kann. 

Andy Delmore vergessen? Nun ja, spielerisch sicher. Mannschaftlich noch nicht ganz. Dass das Klima innerhalb der Truppe vom Hochplateau einfach stimmen muss wurde spätestens dann klar, als Andy Delmore in der Bar eingetroffen ist, um mit seinen ehemaligen Teamkollegen und einem kühlen Blonden den Abend ausklingen zu lassen...

Bericht Mittagsmagazin Rai Sender Bozen

Interviewpartner: Ingemar Gruber, Fabian Hackhofer, Herbert Frisch
Interviews und Bericht: Peter Treibenreif
Gelesen von Andreas Feichter