Ich
liebe die Playoffs: Emotionen kochen hoch, die Grenze zwischen Held und
Versager wird verwischt. Der Aufstieg zum Idol erfolgt innerhalb von Sekunden,
der Absturz zum Versager geht noch schneller: Dazu braucht er höchstens einmal
einen Bruchteil einer Sekunde. Es sind die Nerven, die alles beeinflussen.
Klaren Kopf behalten? Fehlanzeige. Und das ist es, was die Schönheit des
Playoffs ausmacht.
Vom Helden zum Buhmann? Die gewagte McCutcheon These…
Eigentlich steht es mir nicht zu, Kommentare
zu kommentieren. Was ich aber am Sonntag in der ZETT gelesen habe, das darf nicht unkommentiert stehen bleiben. Weil der Kommentar zu Brian McCutcheon überflüssig,
unfair und unpassend war. Vor allem wegen des Zeitpunktes: Da siegt der HCB zum
ersten Mal im Viertelfinale, und das auch noch einigermaßen überzeugend, und
genau dann wird der Trainer als unfähig beschrieben. Wenn etwas in Bozen nicht passt, dann
sind das andere Elemente: Brian McCutcheon hat mehr als einmal bewiesen,
absolut seiner Aufgabe gewachsen zu sein. Die Erfolge, die er in Bozen
eingefahren hat, sollten für sich sprechen. Ihn zu kreuzigen, ohne Hintergründe zu durchleuchten, das ist populistisch. Und überflüssig.
Überhaupt aber scheint es nun so, als hätte sich
Bozen aufgrund eines einzigen Sieges aus der Krise herausgespielt. Es scheint, als sei Bozen wieder der absolute Titelfavorit. Und das, obwohl Bozen
in der Serie mit 1:2 hinten liegt und im Grunde durch den Heimsieg nur
sichergestellt hat, die Serie zu verlängern: Denn ein zweites Break zu
kassieren, das wäre das sichere Todesurteil für den Rekordmeister gewesen.
Hat sich die Ausgangslage der Weiß-Roten
objektiv aber verbessert? Keineswegs: Denn Asiago hat das Break geschafft, das
notwendig ist, um die Serie für sich zu entscheiden. Bozen muss nun seinerseits einmal
auswärts siegen, um weiterkommen zu können. Eine Schwalbe macht noch keinen
Sommer, und die Hoffnung, dass der Sommer tatsächlich da ist, weil man eine
Schwalbe erahnt hat, die muss erst bestätigt werden.
Vom Favoriten zum Wackelkandidaten: Die Ritten Akte
Und Ritten scheint vom absoluten Titelanwärter
zum Wackelkandidaten geworden zu sein, weil man ein Heimspiel gegen Cortina
verloren hat. Ritten liegt in der Serie noch vorne. Sicher: Am Samstag hat sich
die Truppe von Rob Wilson nicht mit Ruhm bekleckert. Meiner Meinung nach aber
ist der Dämpfer zur richtigen Zeit gekommen: Denn so hat Ritten begriffen, dass
die Bäume nicht in den Himmel wachsen, ohne dass man sich anstrengen muss.
Ausgangspunkt der Niederlage am Samstag war
eine Fehleinschätzung auf der Trainerbank: Weil die Heimmannschaft zu passiv
und zu defensiv eingestellt war und so vergessen hat, die eigene Stärke in der
Offensive auszuspielen. Ich bin überzeugt, dass Wilson diesen Fehler eingesehen
hat und bereits beim nächsten Spiel darauf reagieren wird. Und dann wird Ritten
das Spiel relativ leicht gewinnen, weil die Südtiroler Mannschaft eindeutig
besser als die Truppe aus dem Ampezzo ist.
Und sollte Ritten das Auswärtsspiel verlieren?
Auch dann ist noch nix passiert. Dann beginnt die Serie wieder bei 0 und Ritten
hat in dem Fall immer noch den Heimvorteil auf der eigenen Seite.
Es ist also nix passiert, was nachhaltig die
Saison der Rittner verderben könnte oder die Rittner Ausgangslage
verschlechtert hätte.
Wölfe: Wieder alles imGriff
Nach dem ersten Spiel gegen Mailand hängende
Köpfe in der Leitner Solar Arena und Fans, die das Stadion bereits vor dem
Spielende verlassen haben. Man hatte den Eindruck, die Heimmannschaft wäre
bereits ausgeschieden. Heute, eine Woche später, wieder Euphorie: Weil
Pustertal die Mailandaufgabe doch relativ leicht bewältigen wird. Was
vorauszusehen war. Mailand hat eine Stärke: Das Defensivspiel. Wer es schafft,
in Führung zu gehen und sich zwei oder drei Tore Vorsprung heraus zu arbeiten,
der hat schon gewonnen. Weil dem HC Mailand die offensiven Qualitäten fehlen,
einen Rückstand aufzuholen.
Der Schlüssel zum Erfolg für spielerisch
starke Mannschaften: Gute Nerven und Geduld. Wer das mitbringt, der kann schon
für die nächste Runde planen. Das gilt nun auch für den HCP, der jetzt in der
Situation ist, der Gejagte zu sein. Was bedeutet: Mailand muss gewinnen,
Pustertal kann abwarten und Mailand kommen lassen. Womit dieser Braten
praktisch schon gegessen sein dürfte.
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