Ein wenig überraschend
ist er verlaufen, der erste Spieltag der Meisterschaftsplayoffs in der Saison
2012/13: Da haben sich doch glatt zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte
erdreistet, die Favoriten auswärts zu schlagen. Kein Beinbruch, das ist schon
klar. Aber zumindest in Bozen sollten langsam, aber sicher, die Alarmglocken
läuten.
Der Titelverteidiger wackelt
Und das wie.
Nicht nur, weil der HC Bozen gestern den Viertelfinalauftakt mit 0:3 gegen
Asiago verloren hat. Asiago ist eine gute Mannschaft, daran besteht kein
Zweifel. Aber schön langsam sollte man sich Sorgen machen: In den letzten drei
Spielen hat Bozen gerade einmal ein einziges Tor erzielt. Nicht genügend, so
sollte das Urteil lauten.
Freilich:
Mit Alexander Egger fehlte zwei Spiele lang der Quarterback. Sich alleine
darauf hinaus zu reden, das wäre aber zu einfach. Weil die Verantwortung auf
die Schultern eines einzigen Mannes gelegt werden würden.
Es ist
bekannt, dass ich kein Delmore-Fan bin: Aber ist es jemanden aufgefallen, dass
der HC Bozen seit dessen Ankunft in Bozen der Konkurrenz hinterherhechelt und
keinen Stich mehr macht? Kann es daran liegen, dass durch diesen Neueinkauf
Vertrauen verloren gegangen ist?
Es wäre
unfair, einen einzigen Spieler an den Pranger zu stellen. Fakt ist aber, dass
Coach Brian McCutcheon eine perfekt funktionierende Defensivabteilung braucht,
um seine Taktik umsetzen zu können. Der Verteidiger Delmore mag viele Stärken
haben (die mir leider verborgen geblieben sind) – Defensivverhalten gehört
nicht dazu. So wenig, dass ein User in einem englischsprachigen Forum einmal
geschrieben hat: „Aufgrund seines Defensivverhaltens verdient sich Any Elmore kein
„D“ in seinem Namen.“
Es ist wohl
wahr, dass Bozen den Preis zahlen muss, dass man praktisch die gesamte Saison
nur vier Verteidiger eingesetzt hat. Alex Egger und Christian Borgatello waren
immer darunter. Was bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 30 Minuten pro
Spiel einfach bedeuten muss, dass die Batterien so leer sind, dass sie nicht
mehr aufladbar sind.
Und noch ein
Fragezeichen: Die erste Bozner Linie spielt nicht mehr so, wie man es gewohnt
ist. Kann es sein, dass der Spielmacher MacGregor Sharp seit seiner Verletzung nicht
mehr der „Alte“ ist? Kann es sein, dass er von einer mentalen Blockade
gehandicapt ist?
Jede
Mannschaft erlebt im Laufe einer Meisterschaft eine Durststrecke. Diese genau
jetzt zu erleben ist ein bisschen ungeschickt.
Noch ist
nicht aller Tage Abend: Und bereits am Donnerstag abend könnte die Welt schon
ganz anders aussehen. Weil die „Füchse“ alle diese Theorien und Vermutungen ad
absurdum führen.
Wölfe vergeben sicheren Sieg
Die Pusterer
Wölfe haben es bei ihrem ersten Playoff Auftritt in dieser Saison selbst
verschenkt: Zu viele Torchancen blieben ungenützt. Wer überrascht von der
Mailänder Mauertaktik war, der hat sich nicht ausreichend auf den Gegner
vorbereitet. Und wer nach einem Rückstand die Nerven verliert und nur noch mit
dem Kopf durch die Wand will, der hat seine Hausaufgaben nicht erledigt.
Genau das
ist gestern Abend in der Leitner Solar Arena passiert: Nach dem 2:1
Führungstreffer durch Ryan Kinasevich wurden die Wölfe auf einmal zu Schafen,
die konzeptlos agierten. Es war abzusehen, dass man gegen Mailand drei Dinge
mitbringen muss: Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Immerhin steht mit
Raycroft nicht irgendwer im Tor. Man muss sich die Zeit nehmen, nicht aus jeder
sich bietenen Position zu feuern, sondern man muss auf den besten Slot warten. Vor
allem auch, weil Mailand mit fünf Mann kompakt drinnen steht.
Während die
erste Reihe es zumindest versuchte, kreativ auf den Defensivriegel zu
reagieren, kam von der zweiten Linie erschreckend wenig: Ben Guitè, Pat
Kavanagh und Pat Ianone: Drei absolute Totalausfälle.
Ein bisschen
verwunderlich ist, dass der Trainer noch nicht auf die Idee gekommen ist, Pat
Kavanagh an die Seite von Jensen und Cullen zu stellen. Nicht, weil Max
Oberrauch seine Sache nicht gut machen würde. Aber weil ich überzeugt bin, dass
so eingefahrene Mechnanismen, die in der Zwischenzeit die gesamte Liga kennt,
aufgebrochen werden könnten. Und vielleicht Mr. Kavanagh endlich sein Potential
ausspielen könnte.
Auch diese
Niederlage noch keine Katastrophe: Vorausgesetzt, das Trainerduo hat die
richtigen Schlüsse daraus gezogen und kann am Donnerstag in Mailand das
Umsetzen, was man aus dem gestrigen Spiel gelernt hat.
Bleibt noch Ritten.
Zumindest
die Buam haben ihre Aufgabe gelöst. Ob schön und überzeugend oder nicht: Das
fragt am Tag danach niemand mehr. Und, weil die Null steht, hat man genau das
gemacht, was in den Playoffs wichtig ist: Defensiv überzeugt.
Nicht nur
deswegen ist Ritten für mich ein Meisterschaftsfavorit. Und wird es immer mehr.
Auch, wenn
sich auch das bereits am Donnerstag ändern kann.
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