Mittwoch, 9. Januar 2013

Am Ende der Regular Season: Die Tops der laufenden Meisterschaft

Schnell ist es gegangen: 35 von 36 Spieltagen sind absolviert, die Vorrunde der aktuellen Serie A1 Meisterschaft ist so gut wie abgeschlossen. Große Überraschungen sind ausgeblieben: Zumindest, was die Tabelle betrifft. Da finden sich die Mannschaften dort wieder, wo man sie, grob geschätzt, schon zu Saisonsbeginn vermutet hatte. Man könnte also meinen, die Saison sei langweilig und ohne Überraschungen gelaufen. Mitnichten. Denn in meiner Zwischenbilanz stelle ich heute die Tops laufenden Meisterschaft vor. Subjektiv, selbstverständlich. Und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Tops:

Taktik: Valpellice und Bozen

Gegensätzlicher könnten die taktischen Tops nicht sein: Auf der einen Seite mit Valpellice eine Mannschaft, die auf Taktik, so scheint es zumindest, absolut pfeift. Und auf der anderen Seite eine Mannschaft, die aus der Taktik ausgesprochen erfolgreich wird und aus ihr das Defizit der kurzen Spielerdecke wettmachen kann.
Ich habe in dieser Saison als neutraler Eishockeyzuschauer eine Lieblingsmannschaft zum Beobachten: Valpellice. Weil die Truppe herzerfrischend und unkonventionell Eishockey spielt. Das Offensivpotential der Piemontesen ist sehr groß. Und Rob Sirianni, Nate Di Casmiro & Co. spielen am besten, wenn sie spielen dürfen und nicht in ein taktisches Korsett gezwängt werden. Das Ergebnis: Sie erspielen sich viele Torchancen und eröffnen gleichzeitig den Gegnern die Möglichkeit, Konter zu laufen. Damit sind die Valpellicespiele das mitunter beste, was einem Eishockeyfan passieren kann. Dass dieser Ansatzpunkt  bedeutet, Harakiri zu begehen, zeigen die Ergebnisse dieses Jahres: Rang fünf ist zu wenig, wenn man die geballte Offensivkraft der Mannschaft sieht. Andrerseits ist der Tabellenrang aber ausgesprochen gut, wenn man die schwache Ausstattung der Defensive beachtet.
Das Gegenstück dazu ist der HC Bozen, der Vernunfteishockey spielt. Was sich vor allem im Spiel gegen die Instinkthockeymannschaft aus Valpellice zeigt: Denn wenn sich Konterchancen eröffnen, dann ist der HCB sicherlich nicht die Mannschaft, die diese ohne zu überlegen annimmt: Zu sehr hat Brian McCutcheon seine Mannschaft darauf eingestellt, kurz zu bleiben und nicht kopflos nach vorne zu stürmen. Der zweite Zwischenrang des HCB ist vor allem dem Trainer zuzuschreiben, der das beste aus seiner kleinen Mannschaft gemacht hat. Die Titelverteidiger spielen ausgesprochen ökonomisches Eishockey, halten mit den Kräften haus, machen wenig, dafür aber umso intelligentere Wege. Niklas Hjalmarsson hat der Mannschaft zwar gut getan, ihn allein als Vater des zweiten Tabellenrangs zu feiern wäre aber den anderen Spielern gegenüber ungerecht, die ihre taktischen Aufgaben ausgezeichnet erfüllt haben: Bozen braucht nur wenige Chancen, um Spiele zu gewinnen, rational und effizient werden die Angriffe zu Ende gespielt. Eishockeyspiele des HCB sind zwar lange keine so emotional erfrischende Angelegenheit wie jene des HC Valpellice, sie sind aber, vom taktischen Standpunkt aus gesehen, sehr interessant und lehrreich.
Während die einen fürs Herz spielen, bieten die anderen Nahrung für den Verstand.
Aus diesem Grund stehen diese beiden Mannschaften für mich ganz oben, was die Taktik betrifft.

Kämpferherz: Ritten und Pustertal

Spiele gewinnt man nicht nur über taktische Finessen. Sondern auch über die Bereitschaft, den inneren Schweinehund zu überwinden und zu fighten. Diese Erfahrung haben Ritten und Pustertal in diesem Jahr gesammelt. Die Trainer der beiden Mannschaften sind alles andere als Napoleonische Taktikgenies, aber sie können ihre Mannschaften offensichtlich motivieren und dazu bringen, auch noch einen Schritt zu machen, wenn es beginnt weh zu tun. Damit kann man durchaus erfolgreich sein. Das beweisen die beiden Südtiroler Mannschaften. Auch wenn spielerisch noch sehr viel Luft nach oben ist: Im Grunde zählen die Ergebnisse und die Dreier am Ende des Spiels.
Da hat sich Pustertal überhaupt nix vorzuwerfen: Denn dort, wo die Wölfe stehen, möchten alle hin. Auch, wenn der Gewinner der Regular Season rein statistisch gesehen schlechte Karten hat, am Ende Meister zu werden.
Und auch Ritten spielt zwar kein schönes, aber doch ein erfolgreiches Eishockey. Bei dem die Spieler oft selbst nicht wissen, wieso sie erfolgreich waren. Aber: Das zählt nicht. Wichtig ist für die Buam, sich fix für die Play Offs qualifiziert zu haben. Und nun eine Ruherunde einlegen zu können. Denn Kämpferspiele sind vor allem eines: Anstrengend.

Spielerpersönlichkeiten: Stanislav Gron und Adam Dennis

Stanislav Gron kann einem Leid tun: Er ist ein ausgezeichneter Spieler, vielleicht der beste der Liga, der konstant punktet. Doch sein Problem: Er spielt in einer Mannschaft, die nur bedingt konkurrenzfähig ist. Damit tut er sich und seinem Curriculum keinen Gefallen. Denn man könnte ja meinen, im Land der Blinden müsse der Einäugige König sein. Doch Stanislav Gron sticht nicht nur hervor, weil seine Mannschaftskollegen so schwach sind. Er wäre zweifellos eine Bereicherung für jede Mannschaft der Serie A1.

Adam Dennis ist für mich Top, weil er in einer Meisterschaft der Top Torhüter der Beste ist. Was man sich angesichts der Aubins, Raycrofts und Pogges nicht hatte erwarten können. Im Gegenteil: Man war zu Saisonsbeginn davon ausgegangen, dass Dennis ein eher schwächerer Schlussmann der Liga sein würde. 
Weit gefehlt: Auch wenn Alleghe einen gut besetzten Kader hat, der nicht nur blind nach vorne spielt, Adam Dennis hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass Alleghe diese Saison so erfolgreich ist. Er ist der Albtraum der gegnerischen Stürmer. In dieser Saison mehr denn je.

Zuschauerzahlen

Dafür, dass Eishockey ein Nischenprodukt ist, verkauft es sich konstant gut. Einzig die Schlusslichter Pontebba, Fassa und Cortina schwächeln, die anderen Mannschaften sind so beliebt wie noch nie. Einen wesentlichen Beitrag zum positiven Gesamtergebnis trägt Mailand bei: Durchschnittlich 2.000 Zuschauer wollten die Rosso-Blu spielen sehen. Mailand ist eine Millionenstadt und dort ist es aus diesem Grund sicher einfacher Zuschauer zu gewinnen. 
Andrerseits hat dort niemand auf Eishockey gewartet, weil jede Sportart in der Metropole um die Gunst der Fans wirbt. Aus diesem Grund durchaus positiv, dass Mailands Produkt angenommnen wird. Ein bisschen Kontinuität und von der Lombardei könnte im günstigsten Fall ein neuer Eishockeyboom in Italien ausgehen.
In Südtirol sind, von den Zuschauerzahlen her keine großen Sprünge nach oben mehr möglich: Weil der Eishockeymarkt bereits übersättigt ist. Das Ergebnis des letzten Jahres zu halten ist das schon ein Erfolg. Das gilt nicht nur für die laufende, sondern auch für kommende Spielzeiten.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und natürlich hat es in der Meisterschaft auch Flops gegeben. Diese stelle ich morgen vor...

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