Donnerstag, 10. Januar 2013

Die Flops der laufenden Meisterschaft


Positives zu schreiben ist ja recht angenehm. Doch wie sag ich's meinem Kinde, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist?
Am besten trocken von der Leber weg: 

Die Flops der laufenden Meisterschaft:


Pontebba und Fassa

Eine Meisterschaft, zumal nur mit zehn teilnehmenden Teams, lebt von Ausgeglichenheit. Wenn nun zwei Mannschaften an der Meisterschaft teilnehmen, um dem olympischen Gedanken hochleben zu lassen, so richten sie mehr Schaden als Nutzen an. Denn Exoten mögen bei einzelnen Wettkämpfen vielleicht ganz lustig, weil kurios, sein, in einem Meisterschaftsbetrieb sind sie aber nur eines: lästig und ärgerlich.
Mit Pontebba spielt eine Mannschaft in der höchsten italienischen Liga mit, die in der zweiten Liga kein ernst zu nehmender Anwärter für das Halbfinale wäre. Irgendwie zusammengebastelt präsentiert sich das Team zwischen Sein und Nicht-Sein. Wenn im Frühjahr dieser Meisterschaft der Abstieg besiegelt ist, dann gehen im Friaul die Lichter aus - denn Zweitligaeishockey werden die Vereinsverantwortlichen dort nicht anbieten. Die Retortenmannschaft, die anlässlich der Universiade vor einigen Jahren aus dem Boden gestampft wurde, beweist, dass zu erfolgreichem und langfristigem Sport Kultur und Tradition gehört - beides gibt es in Pontebba im Bereich Eishockey nicht. Das Ärgerlichste an der gesamten Angelegenheit: Dass sich die Liga und die anderen Vereine über Jahre an der Nase haben herumführen lassen, um nur ja nicht einen Teilnehmer an der A1 zu verlieren: Zugeständnisse bei den zugelassenen Ausländern in der Hoffnung, dass was nachkommt.
Das Ende des Liedes erleben wir in dieser Saison: Erstligasport, der diesen Namen nicht verdient, vor einer leeren Halle. Hoffentlich zieht man die richtige Lehre daraus: Lieber mit neun Mannschaften antreten als eine Gurkentruppe zuzulassen!

Dass auch Fassa unter den Flops steht ist unter diesen Vorzeichen vielleicht unfair. Denn Fassa hat Tradition, und auch wenn es die Zuschauerzahlen nicht würden vermuten lassen: Irgendwie gehört Fassa in die erste Liga. Nur ist es halt in diesem Jahr so, dass Fassa nur wenig besser als Pontebba ist. Zumindest für den Rest der Liga: Lästige Pflichtaufgaben, die mehr schlecht als recht abgeleistet werden, die aber niemanden warm werden lassen.
Fazit: In einer ersten Liga darf zwischen den zwei Erstplatzierten und den beiden Letztplatzierten ein merklicher Unterschied bestehen. Doch der Rest der Liga sollte zumindest im Stande sein, bei allen anderen zu punkten. Und nicht nur dann Punkte lassen, wenn die Mannschaft auf der Hinreise ordentlich gefeiert hat...

Andrew Raycroft, Greg Jacina, Pat Kavanagh

Der eine kam als Superstar in die Liga: Letztes Jahr noch Torhüter bei den Dallas Stars, in diesem Jahr Schlussmann in Mailand. Man hatte sich einen Übergoalie erwartet. Was er auf dem Eis bringt ist weit hinter den Erwartungen. Raycroft ist höchstens Durchschnitt in der Liga, auf keinen Fall der Mann, der den Unterschied macht. Er bekommt leichte Tore, was beweist, dass ihn nicht die Perspektive auf die KHL sondern keine Perspektive in Nordamerika in die Modemetropole gebracht hat. 

Der andere ist Heimkehrer am Ritten und zeigt, dass manchmal nur die Erinnerung Helden macht. Was Jacina in diesem Jahr am Ritten zeigt ist weit hinter den gesteckten Erwartungen. Hatte er bei seinem letzten Ritten Engagement noch durch Spielwitz und Kombinationsfreude geglänzt, spielt er in diesem Jahr höchstens die Prima Donna, die glaubt alleine auf dem Eis zu stehen. Sicher, er ist ein guter Eisläufer, aber als Solist spielt er praktisch keine Rolle mehr. Seine Abschlussversuche sind, ebenso wie seine seltenen Passversuche, schlecht getimed und schlecht gespielt. Bereicherung ist dieser Spieler für die Serie A1 keine. Meinte man zu Saisonsbeginn noch es bedürfe einer gewissen Eingewöhnungszeit so muss die Schonfrist nun, da die Regular Season abgeschlossen ist, vorbei, und Kritik erlaubt sein. 



Nicht fehlen darf in dieser Liste natürlich Pat Kavanagh, der als Messias angekündigt war, aber höchstens wie das Reittier des Propheten spielt. Sein Name steht hier stellvertretend für die vielen ehemals großen Namen in der Eishockeywelt, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als in Italien noch ein wenig Geld zu verdienen: Denn in den besseren Ligen gibt es Scouts, die sich Spieler ansehen. Oder Trainer, die auch einmal den Hörer in die Hand nehmen, um sich über einen Spieler, der kommen soll, zu informieren.
Pat Kavanagh ist nicht schlechter als die durchschnittlichen Transfercardspieler der Liga. Er hat nur nicht das gehalten, was man sich von ihm versprochen hat. Das ist das größte Problem des Pat K.
 

Die drei beweisen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man Spieler von Statistikblättern her kaufen konnte. Eishockey ist nicht mehr ein Spiel für Individualisten, Teamplayer sind gefragt. Und aus diesem Grund wäre es sinnvoll, wenn Spieler nicht über die Versprechen von Agenten, sondern aus dem Wissen eines Scouts verpflichtet würden. 

Dass diese drei Spieler unter den Flops stehen, hat natürlich mit ihrem Curriculum, ihrem Preis und der damit verbundenen Erwartungshaltung zu tun. Denn es gibt ganz sicher schlechtere Spieler als Raycroft, Jacina und Kavanagh. Nur haben diese schlechteren Spieler den besseren Preis.


Spielmodus

Er grenzt an einen Schildbürgerstreich, der Spielmodus der heurigen Eishockeymeisterschaft. Vor allem für jene Mannschaften, die sich unter den ersten fünf platzieren konnten. Weshalb eine Zwischenrunde spielen, die nur dazu nützt, die Saison künstlich in die Länge zu ziehen? Statt 36 spielen die Mannschaften nun 44 Spiele bis zu den Playoffs. Ist das der gewünschte Qualitätssprung?
Es ist mir klar, dass man nicht noch eine Vorrunde wollte, um nicht immer die gleichen Mannschaften zu sehen. Doch mit diesem Modus hat man das Problem nur schlimmer gemacht: Weil so sieht man einen Teil der Gegner noch zweimal. Und wofür? Um sich seinen Startpunkt für die Playoffs zu fixieren.
Bei allem Respekt: Aber dümmer geht's nimmer.

Professionalität der Vereine

Was mich immer wieder wundert ist die mangelnde Professionalität im italienischen Eishockey: Kein Wunder, dass sich der Sport nicht weiter entwickeln und international verankern kann. Immerhin werden pro Saison und Verein zwischen 1 und 2 Mio. Euro ausgegeben. Das ist das Umsatzvolumen einer kleinen Firma. Und doch leisten sich die Vereine nur spielende Profis und keine Verwalter oder Vermarkter. Sie begeben sich auf Gedeih und Verderb in die Hände ehrenamtliche Mitarbeiter, die keine Zielvorgaben und entsprechend keine Konsequenzen zu befürchten haben.
Der Eishockeysport wird über Freund- und Bekanntschaften gemanagt, das Ergebnis ist ein Zufallsresultat - auf jeden Fall nix, auf das gezielt hingearbeitet wird. Bestenfalls wird gewünscht und improvisiert, doch nicht langfristig auf die Erreichung eines Ergebnisses hingearbeitet.
Ich kenne keine einzige Firma, die im "echten Leben" so agiert.
Scheinbar sind die Gelder, die ins Eishockey gesteckt werden, nicht das gleiche Geld, das in der Wirtschaft in Umlauf ist. Ansonsten wäre dieses höchst dilettantische Vorgehen in einem Sport, der sich selbst so wichtig nimmt, nicht möglich...





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen