Nein, keine Angst. Das wird keine
Liebeserklärung. Aber ein bisschen ins Schwärmen werde ich kommen. Denn was
Ritten gegen den HCP gestern gezeigt hat, das war eine eindrucksvolle Leistung.
Nicht nur wegen des Sieges. Der war das Sahnehäubchen auf eine mannschaftlich
ausgezeichnete Leistung.
Ich bin dagegen, dass man Ausfälle zum
Hauptthema der Eishockeyberichterstattung macht. Denn Ausfälle gehören, wie bei
jedem Sport, zum Tagesgeschäft. Und Ritten hat gestern bewiesen, dass Ausfälle
nur bedingt als Ausreden gelten dürfen. Voraussetzung: Das verbleibende
Personal muss umso enger zusammenrücken. Was bei Ritten gestern passiert ist.
Eindrucksvoll. Und wortwörtlich.
Ein Vorgeschmack auf Playoff Eishockey
Die Mannschaft war hervorragend taktisch
eingestellt und stand tief. Rob Wilson hatte seine Hausaufgaben gemacht und
erkannt, dass Pustertal vor allem bei schnellen Tempogegenstößen Probleme hat. Und
das hat er seine Spieler ausnützen lassen.
Einzige Schwächephase der Buam: Nach dem
Ausfall von Chris Durno im ersten Drittel wirkte die Heimmannschaft ein
bisschen verunsichert. Vielleicht aus geschockt. Weil ein weiterer wichtiger
Spieler ausgefallen ist.
Ein anderer ist in die Presche gesprungen,
einer, der so viel kritisiert worden war hat Verantwortung übernommen und das
Spiel an sich gezogen: Greg Jacina. So ein Spiel wie gestern: Bitte mehr davon!
Kontereishockey vom Feinsten, das haben die
Rittner aufs Eis gezaubert. Und die Konterspieler ausgenützt, die im Kader
stehen: Allen voran der pfeilschnelle Lollo Daccordo, der ansatzlos seine
Schnelligkeit in Torgefahr umsetzt. Der zwischenzeitliche Führungstreffer zum
3:2 durch Jacina geht zum Großteil auf ihn.
Und Matteo Rasom? Sein Laufpensum ist
unglaublich und gestern abend holte er viele Pucks – wodurch er einerseits
Konter einleitete, aber, und das ist noch viel wichtiger, die Angriffe der
„Wölfe“ unvermittelt unterbrach.
Powerplay als Schlüssel
Special Teams können eine Meisterschaft entscheiden. Ritten hat gestern abend drei von vier Toren in Überzahl gemacht, beim ersten Treffer war eine Strafzeit angezeigt. Und sie haben die Nerven nicht verloren, sondern geduldig das Spiel zu Ende gespielt.
Dass eine Mannschaft zusammensteht und sich
auch nach leichten Fehlern nicht aus der Bahn werfen lässt, bewiesen die „Buam“
nach dem unglücklichen 3:3 Ausgleich, der aus einem kapitalen Fehlpass von
Markus Hafner resultierte. Diesem Spieler merkt man am ehesten seine lange
Verletzungspause an: Er wirkt unsicher und teilweise überfordert, wird noch ein
bisschen Zeit brauchen.
Für die Wölfe war das kein Spiel, an dem sie sich aufbauen können
Die Gäste? Wenn man bedenkt, dass die
Mannschaft so gut wie komplett war, zumindest was die Transfercardspieler
betrifft, dann muss man sich schon fragen, was im Pustertal los ist. Pat
Kavanagh hat zwar stark begonnen, dann aber ebenso stark nachgelassen. Iannone
hat praktisch nicht stattgefunden, Ben Guite war ebenso unauffällig.
Was bleibt sind Joe& Joe, die immer
wieder für Druck sorgen, und ein Max Oberrauch, der immer für ein Tor gut ist.
Rok Pajic als Lösung des lauen Lüftchens im
Angriff? Wohl kaum! Pustertal muss vor allem eines: Sich der eigenen Stärken
bewusster werden. Denn eine Niederlage gegen eine stark dezimierte Truppe ist
nichts, woran man sich aufbauen kann.
Andy Delmore vergessen? Nun ja, spielerisch sicher. Mannschaftlich noch nicht ganz. Dass das Klima innerhalb der Truppe vom Hochplateau einfach stimmen muss wurde spätestens dann klar, als Andy Delmore in der Bar eingetroffen ist, um mit seinen ehemaligen Teamkollegen und einem kühlen Blonden den Abend ausklingen zu lassen...
Bericht Mittagsmagazin Rai Sender Bozen
Interviewpartner: Ingemar Gruber, Fabian Hackhofer, Herbert FrischInterviews und Bericht: Peter Treibenreif
Gelesen von Andreas Feichter
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