Donnerstag, 26. Dezember 2013

Format ohne Wert oder Die Meisterschaft ohne Ideen

Es war zum Abschluss der letzten Eishockeymeisterschaft, dass im RAI Sender Bozen ein Mittagsmagazin spezial zum Eishockey organisiert wurde. Kollege Peter Thalmann fragte Kurt Platter, welchen Wert die Regular Season habe und ob diese ein Format ohne Wert sei. Kurt gab damals ein etwas ausweichende Antwort. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Antwort heute anders ausfallen würde. Denn heute muss die Antwort ganz klar lauten: Ja, diese Vorrunde ist ein Format ohne Wert. Was die Vereine selbst bestätigen. Wenn auch nicht offziell durch Aussendungen, dann doch durch ihre Aktionen und Entscheidungen.

Beispiel Mason:

Es ist ja ohne Zweifel eine Ehre, wenn ein Spieler einer italienischen Vereins zum Spengler Cup eingeladen wird, um dort zu spielen. Fakt ist aber auch, dass die Weihnachtszeit mit Spielen voll gepackt ist, und dass die Fans gerade zu dieser Zeit in die Stadien kommen sollten. Doch die werden nur kommen, wenn ihnen eine Show geboten wird. Ritten beweist durch die Freigabe Masons, dass man weder die Fans noch die Meisterschaft ernst nimmt. Denn Ritten weiß, dass man die Playoffs erreichen wird. Und dass es deswegen nicht so wichtig ist, jetzt Punkte zu sammeln. Weil die Vorrunde noch lange, und die Punktelieferanten noch zahlreiche sind.
Die Vereinsführung spekuliert damit, dass die Fans auch dann ins Stadion kommen, wenn nicht Chris Mason spielen wird. Weil die Fans vielleicht stolz sind, dass Mason in Davos spielt. Vielleicht sind sie das?




Beispiel Sterzing:

Sogar Sterzing spekuliert. Sogar Sterzing hat sich die notwendige Zeit genommen die Ausländerpositionen sinnvoll zu besetzen, weil Sterzing weiß, dass die Playoffs sowieso erreicht werden. Es ist auch sinnvoll, Geld zu sparen, und erst so spät wie möglich die Transfercardpositionen zu besetzen, wenn ohnehin keine Qualifikation gespielt werden muss. Ich bin überzeugt, dass Fassa, Cortina und Mailand ähnlich agieren werden wie Sterzing. Denn diese Vereine können höchstens überraschen. Sie sind ohne Druck in die Meisterschaft gestartet und können es sich aus diesem Grund leisten zu sparen, während Ritten und Pustertal lossprinten mussten, um nicht von der Kritik zerrissen zu werden, was trotzdem nicht vermieden werden konnte, weil es auch innerhalb einer Mannschaft schwierig ist, die Spannung aufrecht zu erhalten, wenn es um gar nix geht.

Beispiel Ling:

Und das hat in Pustertal zur schönsten Stilblüte seit Jahren geführt. Nämlich zum Beweis, wie wenig Phantasie die heimischen Hockeymacher haben, die einen alternden Spieler von der Insel zurückholen, obwohl er schon bei seinen letzten Auftritten in den Playoffs im Pusterer Dress maßlos enttäuscht hat. Spieler wie David Ling gibt es, nun ja, nicht wie Sand am Meer, aber fast - es bräuchte aber die richtigen Figuren, um diese Spieler zu finden. Die Rückkehr des David Ling an die Rienz - irgendwie erkenne ich darin eine unglaubliche Parallele zum Rückkehr der Andy Delmore vor einem Jahr an den Zaberbach...

Montag, 16. Dezember 2013

Nägel mit Köpfen,




wobei es so scheint, dass irgendwie Ratlosigkeit herrscht, wie die Nägel aussehen sollen. Von einer Baustelle im Eishockey ist schon lange die Rede. Nun ist sie offensichtlich. Nun ist es offiziell: Mailand, Ritten und Pustertal wollen in die EBEL. Ob die Vereine auch EBEL reif sind bleibt zu bewerten. Von anderer Stelle. Von jenen, die gefragt worden sind, ob man denn mitspielen darf.

Was spricht für die einzelnen Vereine?

 Mailand ist eine Millionenstadt und deshalb interessant für die Liga. Weil bisher nur Wien als Metropole vertreten ist. Eine Millionenstadt birgt die Chance, neue Zielgruppen zu erschließen. Das ist aber auch alles, was Mailand bieten kann. Weil in der lombardischen Metropole die Eishockeytradition vergessen wurde. Und auch die heurige Meisterschaft beweist, dass es mehr ein Überlebenskampf als ein Zukunftsprojekt ist.

Pustertal: Das Umfeld allein wird nicht ausreichen

Pustertal punktet mit einem guten Umfeld. Die Eishockeybegeisterung war zumindest in den letzten Jahren groß. Gegenwärtig aber scheint das Publikumsinteresse zu sinken. Sportlich läuft es nicht wie gewünscht. Und der ganz große Erfolg ist bisher noch ausgeblieben. Obwohl weder Kosten noch Mühen gescheut wurden, eine Meisterschaft hat es für die Wölfe noch nie gegeben. Wo es bislang fehlte war in der professionellen Führung des Vereins. Für die italienische Meisterschaft mögen freiwillige Mitarbeiter ausreichen. Für eine internationale Meisterschaft aber braucht es eine Struktur von Mitarbeitern, die 24 Stunden für den Verein da sind. Gemeint ist nicht nur die Organisation des Umfeldes: Auch im sportlichen Bereich ist es notwendig, mit Profis zu arbeiten, die bei der Zusammenstellung der Mannschaft von Beginn an dabei sind, die auch einmal das Risiko eingehen, neue Wege zu gehen und neuen Kontakten zu vertrauen. Denn dieses Risiko hat bislang bei Pustertal gefehlt: Die Kontakte scheinen sich um einen sehr kleinen Kreis zu beschränken. Und dieser kleine Kreis macht es schwer, dass neues Blut und neue Ideen eingeführt werden.

Ritten: St. Pauli der Liga? Aber ohne Stimmung

Dasselbe gilt auch für Ritten. Auch hier hat man einen Traum. Und hat viel investiert, um den Traum wahr werden zu lassen. Trotzdem hat es nicht gereicht, weil für den letzten Schritt die letzte Konsequenz gefehlt hat. Am Ritten lässt man sich allzu leicht blenden von Momentaufnahmen, die einen Erfolg vorspielen, den es in dieser Form nicht gibt. Aber nicht nur der fehlende Titel wird die Argumente für Ritten sinken lassen. Auch das Umfeld ist begrenzt. Ritten hat ein seit Jahren stagnierendes Publikumsinteresse. 700 Zuschauer sind ein für einen Dorfverein gutes Umfeld, für eine europäische Liga aber nicht ausreichend. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass die Zahlen signifikant steigen werden. Egal, für welche Liga man sich entscheiden wird. Denn man kann den Verantwortlichen nicht unterstellen, nicht alles versucht zu haben. Allein die Zuschauermassen sind ausgeblieben. Das einzige Argument, das für Ritten sprechen könnte ist der Umstand, dass sich die EBEL ein gemütliches Wohnzimmer wünscht, wo Eishockey anders als in anderen Stadien ist. So quasi als der FC St. Pauli des Eishockeys. Aber halt ohne Stimmung.

EBEL: Muss wachsen, um attraktiv zu bleiben

Trotzdem: Die EBEL wird sich genau überlegen, ob sie die Kandidaten ablehnt. Denn eine Liga wird umso attraktiver, je mehr Mannschaft mitspielen. Ein internationales Projekt mit zwölf Mannschaft durchzuziehen ist die unterste Grenze. Denn auch die Liga muss sich überlegen, wie sie in Zukunft wachsen und weitere Märkte erschließen kann. Das italienische Eishockey ist eine Chance dazu. Denn das Niveau ist nicht schlecht. Das Problem ist die unprofessionelle Vermarktung und Führung des Eishockeys. 
Klar besteht die Gefahr, dass wenn mehrere italienische Vereine in den erlauchten Kreis kommen, auch die italienische Mentalität die EBEL erfassen könnte. Mit den bekannten Folgen. Ich denke, dass die EBEL vor allem dieser Gefahr vorbauen muss. Und Ausnahmeregelungen nicht mehr zulassen darf. Egal für wen...

Montag, 2. Dezember 2013

Reanimation oder Ein Gelungenes Eishockeywochenende



Abgesehen vom Ausgang: Das Eishockeyfest in Klobenstein ist gelungen. Das Final Four kann getrost als Erfolg verbucht werden. Das Ergebnis hat sicher dazu beigetragen, neuen Schwung in das Südtiroler Eishockey zu bringen. Doch vor allem auch die Art und Weise, wie die Mannschaften den Auftrag angenommen haben - und Einsatz gezeigt haben, die so oft geschmähte Trophäe zu gewinnen.

Das Finalspiel zwischen Ritten und Pustertal wird in Erinnerung bleiben. Es war ein Spiel, das eigentlich zwei Sieger hatte. Beide Mannschaften waren im Vorfeld aufgrund der Leistungen in der Meisterschaft gescholten worden. Sie haben Moral gezeigt - und ein spannendes, abwechslungsreiches Turnier gespielt. Sie haben das getan, was von ihnen erwartet worden ist: Werbung für den eigenen Sport betrieben.

Das Turnier hat Massen mobilisiert - und wieder einmal für ein volles Haus in Klobenstein gesorgt. Hat an beste Rittner Zeiten erinnern lassen. Vielleicht - hoffentlich - wirkt das Turnier als Katalysator, um wieder Euphorie für den Südtiroler Volkssport aufkommen zu lassen. Die Stadien zu füllen, die Spiele zu gesellschaftlichen Events zu machen. Denn das Rundum alleine reicht dazu nicht aus. Es muss auch Emotion hineingebracht werden. Emotion, die von den Zuschauern gebracht wird. 

Wenn auch abseits des Stadions wieder über den Sport gesprochen wird. Wenn das Eishockeyteam Inhalt von Tischgesprächen wird - und das im positiven Sinn. 
Die Voraussetzungen sind geschaffen. Nun muss dieser Schwung weiter gebracht werden.

Dazu beigetragen hat auch der Ausgang des Turniers: Weil das Finalspiel keinen wirklichen Verlierer hat. Es gibt ganz selten Partien, die keinen Verlierer kennt. Das Finalspiel zwischen Ritten und Pustertal war so eine Partie. Weil beide Mannschaften für positive Emotionen gesorgt haben. 

Und die beiden Fanlager dafür gesorgt haben, die Wochenendveranstaltung am Ritten zu einem Fest zu machen.