Dienstag, 21. August 2012

Drei Mannschaften - drei Wege - ein Ziel.


Die Vorbereitung auf die Eishockeymeisterschaft 2012/13 ist so interessant wie schon lange nicht mehr. Auf der einen Seite wird von Wirtschaftskrise gesprochen und von Problemen, wie die finanziellen Herausforderungen gemeistert werden können, auf der anderen Seite geht es um Sport, wo nur die Erfolge zählen, wo das Mittelmaß schon lange nicht mehr genug ist. Die drei Südtiroler Teilnehmer an der Meisterschaft haben drei total unterschiedliche Herangehensweisen an das Problem, und alle drei Wege sind interessant - und erfolgsversprechend.


HC Pustertal
Die Vereinsführung im östlichsten Verein des Landes hatte im Vorfeld angekündigt, ein Sparjahr einlegen zu müssen. Trotzdem: nach zwei Vizemeistertiteln in Folge ist die Erwartungshaltung groß und die Fans möchten die Wölfe endlich im Eishockeyolymp sehen. Ein Drahtseilakt war gefordert: Weil man auch weiterhin ein volles Stadion haben möchte (Pustertal ist Italienmeister zumindest was die Stimmung im Rienzpalast angeht) und weil das langfristig nur möglich ist, wenn man eine schlagkräftige Truppe aufstellt.
Bei der Einkaufstour ist man dieses Jahr ein relativ hohes Risiko eingegangen und hat ehemalige große Namen verpflichtet von denen man der Meinung ist, dass sie in der Serie A1 für Furore sorgen können. Aubin ist zweifellos ein bekannter Namen im Eishockeygeschäft. Doch die letzte Saison in der DEL war alles andere als berauschend. Die Verpflichtung ist insofern ein Risiko, als dass der Tormann keine großen Karriereziele mehr vor sich hat, weil er im Prinzip schon alles erreicht hat, was für einen Eishockeytorhüter in seinem Lebenslauf zählt.
Pat Kavanagh ist ein Spieler, der vom Curriculum von jedem italienischen Verein umgarnt werden würde. Wäre da nicht der Umstand, dass er charakterlich nicht ganz einfach sein soll. Letztes Jahr in Wien war er lange Zeit suspendiert. Weil der Spieler anscheinend ein Problem hat, sich unterzuordnen. Aber: Er könnte ein Leitwolf sein und sich zu einem absoluten Führungsspieler entwickeln.
Dann hat man sich in Bruneck entschieden, Pat Iannone wieder zurück zu holen. Ein etablierter Italo - ohne Zweifel - der als Torschütze bekannt ist. Mit seinen 30 Jahren ist er im besten Eishockeyalter. Er ist eine Verpflichtung, die, zumindest auf dem Papier, kein Fehler sein wird.
Man hat sich im Pustertal in diesem Jahr entschieden, auf bekannte und große Namen zu setzen. Ob das Kollektiv allerdings weiterhin so harmonieren wird wie in der Vergangenheit, das bleibt abzuwarten, vor allem, weil man mit Jensen und Cullen zwei Spieler behalten hat, die in die dritte Saison beim HCP gehen und damit die Platzhirsche im Team sind. Einen Status, den sie nicht so schnell verlieren werden wollen.
Ein Fragezeichen steht noch hinter dem ausländischen Verteidiger. Da will sich der HCP noch ein bisschen Zeit lassen. Wahrscheinlich wohl auch, um zu sehen, ob in der NHL gespielt wird oder nicht.
Auch wenn das von offizieller Seite dementiert werden wird: Das Ziel mit diesem Kader kann eigentlich nur der Finaleinzug sein. Für jedes andere Ziel wäre der Kader überproportioniert. Und das Geld falsch investiert: Denn um ins Halbfinale zu gelangen kann auch das Risiko eingegangen werden, unbekannte Spieler aus Übersee zu verpflichten, zumal man mit Paul Adey einen Trainer verpflichtet hat, der schon öfters bewiesen hat, dass er sehr gute Imports holen kann.

HC Bozen
Der Italienmeister hat in diesem Jahr einen neuen Weg eingeschlagen: man hat verkündet, dass man mit nur vier Ausländern die Meisterschaft bestreiten wird. Dafür kann man sich erwarten, dass die Verstärkungen Bombenspieler sein werden. Von den italienischen Spielern her ist der HCB sowieso Top, erfahrene und trotzdem noch relativ junge Spieler stehen der Landeshauptstadt zur Verfügung.
Interessant in diesem Jahr ist, dass sich der HC Bozen so volksnah wie noch nie präsentieren will: die Abo Politik ist vorbildlich und für kleines Geld wird viel Eishockey geboten.
Was die Ausländer betrifft ist noch kein Vollzug gemeldet. Kann sein, dass der HC Bozen auf den NHL Lockout spekuliert, um dann richtig zuzuschlagen und mit First Class Spieler zu überraschen.
Ziel des Titelverteidigers kann nur der Finaleinzug sein: Denn ähnlich wie beim FC Bayern München zählen beim Rekordmeister nur Titel. Auch, wenn man das von offizieller Seite (vorerst) bestreiten wird.

Ritten Sport
Nach zwei Saisonen, die zum Vergessen waren, will es Ritten Sport in dieser Saison richtig wissen. Bei ihrer Einkaufstour haben Thomas Rottensteiner und Co. richtig zugeschlagen und interessante und sehr gute Fische an Land gezogen.
Justin Pogge kann der Torhüter des Jahres in der Serie A1 werden. In der Verteidigung wurden mit  Kevin Mitchell und T.J. Kemp gleich zwei Verteidiger geholt, die sowohl offensiv als auch defensiv stark sind.
Im Sturm ist Ryan Ramsay der Überraschungscoup und der Center, der die vergangenen Jahre bei Ritten Sport gefehlt hat. Greg Jacina wurde zurück geholt, über die Qualität von Dan Tudin, wenn er sich wohlfühlt, braucht nicht diskutiert zu werden.
Rence Coassin und Dominic Perna sind zwei Ergänzungsspieler, die für Überraschungen sorgen können, die einheimischen Cracks sind großteils bestätigt worden und werden (hoffentlich) im Sommer nichts von Kampfkraft verloren haben.
Die Marschroute am Ritten ist klar: am Hochplateau soll wieder hochklassiges Eishockey geboten werden und damit die Fans ins Stadion gelockt werden. Das sollte gelingen. Und angesichts der hochkarätigen Verpflichtungen ist auch der stolze Abopreis von 250.- Euro nicht übertrieben.
Einziger Wehmutstropfen ist der Aderlass bei den einheimischen Spielern, vor allem in der Verteidigung.
Auf dem Papier ist Ritten so stark wie schon lange nicht mehr. Ziel dieser Investitionen kann nur der Finaleinzug sein, auch wenn das von offizieller Seite niemand zugeben wird.


Die Messer sind gewetzt und man kann auf eine spannende Saison hoffen, bei der alle drei Südtiroler Mannschaften sehr stark eingeschätzt werden können, und das, mit drei unterschiedlichen Ansätzen:
einmal Mischung aus vergangenen Erfolgsjahren mit neuen, großen, aber riskanten Komponenten,
einmal das Setzen auf Volksnähe und einheimische Facharbeiter,
und einmal das Setzen auf richtig große (und wohl auch teure) Spieler, die absolut den Unterschied in der Liga machen können.
Bleibt abzuwarten, was die Konkurrenz aus dem Süden macht. Und welchen Strich ein eventueller NHL Lockout durch Kaderplanungen der Südtiroler machen könnte.

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