Dienstag, 30. Oktober 2012

Die Eishockeyschiedsrichter in Italien

Heute ein heikles Thema: Weil immer alle nur gegen die Schiedsrichter schimpfen.
Und nur selten konstruktiv diskutiert wird.
Anlass zu diesem Thema ist nicht eine einzige Entscheidung. Sondern eine Reihe von Episoden, die sich in diesem Jahr abgespielt haben.

Fall 1: Das vier Mann System in den Spielen Ritten vs. Pustertal und Bozen vs. Fassa
Es war keine einzige Fehlentscheidung, die man den Schiedsrichterpaarungen dieser beiden Spiele vorwerfen könnte. Aber: Trotzdem haben sie das Spiel negativ beeinflusst. Weil sie zu viel gesehen haben. Und zu kleinlich interpretiert haben.
Das Problem im italienischen Eishockey ist, dass die Null Toleranz als Null Körperkontakt interpretiert wird. Checks, die auf der ganzen Welt als Fair bewertet werden (weil sie fair sind), werden in Italien als Fouls geahndet. Das ist schon ein Problem, wenn ein einziger Hauptschiedsrichter auf dem Eis steht. Wenn es dann aber deren zwei sind, und einer sich entscheiden würde, die Aktion laufen zu lassen, dann hat sein Mitpfeifenmann sicher die Hand nach oben ausgestreckt. Es entsteht der Eindruck, die beiden Heads wollen sich gegenseitig in Sachen Zwei-Minutenstrafen übertreffen. Was meiner Meinung nach eine nicht zu haltende Unterstellung ist.
Eine Lösung wäre: Regelmäßige Treffen der Spielleiter, um anhand von Videostudien einzelne Aktionen gemeinsam zu bewerten und gemeinsame Richtlinien auszuarbeiten. Nicht, um einen einzigen an den Pranger zu stellen, sondern um vorzubeugen, dass in zukünftigen Situationen die gleichen Bewertungskriterien angewandt werden.
Denn nach dem heutigen System müssen sich die Spieler bei jeder Partie neu ans Limit herantasten, wie hart sie einen Zweikampf führen dürfen.

Fall 2: Ritten vs. Cortina: Linesman pfeift wegen sechs Feldspielern ab...
...hat sich aber übersehen, dass der Torhüter von Cortina das Eis verlassen hatte. Ein Fehler, der spielentscheidend sein könnte. Cristelli hatte das Glück, dass Cortina im Match schon haushoch unterlegen war und nicht wirklich die Gefahr bestanden hat, dass sie den Anschlusstreffer erzielen.
Trotzdem: Cortina wurde ein Angriff geraubt, verlor wertvolle Zeit, weil die Scheibe im Mittelkreis eingeworfen wurde, dementsprechend mussten sie wieder den Torhüter ins Gehäuse bringen.
Die Konsequenz? Bleibt abzuwarten, wobei ich überzeugt bin, dass Cristelli keine Spielsperre zu erwarten hat. Weil der Schiedsrichterverband wenig konsequent ist. Und sich immer auf das eine herausredet: Nämlich, dass es zu wenig Nachwuchs gibt.

Das sind die zwei eklatantesten Fälle. Nicht gezählt zahlreiche Icing und Abseits Situationen, die teilweise unverständlich gepfiffen werden.
Klar: Auch Schiedsrichter sind nur Menschen, und jeder darf Fehler machen.
Aber: Es wird ihnen auch nicht geholfen. Am allerwenigsten vom eigenen Verband.
Laufende Treffen, Diskussionen und Fortbildung könnten helfen.
Auch Eishockeyspieler müssen an sechs Tagen die Woche für ihren Sport üben. Wieso verlangt man das nicht auch für die Spielleiter?
Ich kann nicht für die Vereine sprechen: Aber ich denke doch, dass sie bereits wären, einen Kleinigkeit mehr für die Spielleitung zu bezahlen, wenn die Leistung entsprechend wäre.
Investition in die Spielleitung, das wäre ein weiterer wichtiger Schritt für eine Qualitätsverbesserung im italienischen Eishockey.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Demontage eines Denkmals oder Auftritt der Totengräber

Nun ist es amtlich: Die Krise ist angekommen.
Medien schreiben seit Monaten von Krise. Bozen kann nun mitreden.
Es ist keine Schande, gegen die Wölfe zu verlieren. Nur: Sich im Heimstadion demontieren zu lassen, das sollte die Antennen stimulieren. Es ist, was es ist: Eine Demütigung.

Ich gebe zu: Ich hatte den HC Bozen in diesem Jahr auf der Rechnung. Ich war überzeugt, dass ein neues Konzept frischen Schwung bringen könnte. Doch heute, da der Tiefpunkt erreicht ist, bin ich enttäuscht. Dass sich die Versprechungen als Ausreden erwiesen haben.

Die Moral muss am Boden sein. Wenn dem nicht so ist, dann waren die Akteure nie mit Herzblut bei der Sache. Es stellt sich die Frage, ob der HCB in dieser Saison überhaupt noch aus dem Loch kommen kann. Einkäufe hin oder her. Wenn die Moral einmal am Boden ist, wie dann wieder hochkommen?

Stellt sich die Frage, wie lange Brian McCutcheon noch Lust auf dieses "Affentheater" hat. Er hatte zu Saisonsbeginn dem Team spielerisch neues Leben eingehaucht. War es das Ausgeistern eines Giganten?

Bozen kann nicht anders, als beim Continentalcup die italienische Liga blamieren. Weil der Italienmeister in diesem Jahr noch nicht einmal Durchschnittsniveau in der eigenen Liga hat. Wobei das kein Vorwurf an die Spieler sein soll, die lange gute Mine zum bösen Spiel gemacht haben. Doch irgendwann ist jede Geduld zu Ende. Und aus Motivation wird Frust.

Es gibt genügend Leute, die dem HCB diese Situation gönnen.
Vielleicht zurecht.
Doch für mich sind die Grenzen der Schadenfreude überschritten.
Denn die jetzige Situation hat schon etwas von Untergangsstimmung, von einem makabren Schwanentanz.
Als der Verein im Herbst mit den Schaufeln aufgetreten ist, waren viele noch zuversichtlich, dass es sich um eine Goldgräberstimmung handelt. Sie haben sich getäuscht: Es war der Auftritt der Totengräber.

Samstag, 27. Oktober 2012

Bozen - Pustertal: Dieses Spiel ist Ehrensache



Weiß- Rot trifft auf Gelb-Schwarz, Füchse auf Wölfe, Rekordmeister auf Fast-Meister, Bozen auf Bruneck. Es ist das Spiel, wo zwei absolute Selbstverständnisse aufeinander treffen. Was für Zündstoff im Vorfeld sorgt: Die einen sind überzeugt, die unbestrittene Nummer eins im italienischen Eishockey zu sein, Ligaentscheidungen beeinflussen dürfen und sollen, weil  Eishockey mit der Muttermilch aufgesogen, die anderen meinen zu wissen, die besten Fans der Liga zu sein, Eishockey neu erfunden und ein allgemeingültiges Erfolgsmodell zu sein. Am Abend treffen also nicht nur zwei Mannschaften aufeinander, die in der gleichen Provinz angesiedelt sind, sondern vor allem treffen zwei Einstellungen aufeinander, die nicht wirklich harmonieren. Wer recht hat, lässt sich objektiv nicht wirklich feststellen. Sondern muss am Eis ausgespielt werden.

Die Meisterschaft 2012-13 ist atypisch. Denn in dieser Saison ist die graue Maus haushoher Favorit in einem Spiel, das der HCB medial bereits im Vorfeld abgeschrieben hat. Weil die Personaldecke in der Landeshauptstadt sehr dünn ist. Und die Spieler, vor allem in der Hintermannschaft, Überstunden am laufenden Band leisten müssen.
Wobei: Was kann die Konkurrenz dafür, wenn dass der HCB nur mit drei Ausländern spielt? Was kann die Konkurrenz dafür, wenn die Bozner Vereinsführung die eigenen Spieler auspresst wie Zitrusfrüchte am Frühstücksbuffet? Können diese Tatsachen als Ausreden herhalten? 
Nein: Weil wer die Nummer eins sein möchte, der muss entweder seinen Ansprüchen gerecht planen oder klar kommunizieren, dass Mittelmaß Trumpf ist.

Die Wölfe werden motiviert auftreten. Und untermauern wollen, dass der eingeschlagene Weg, sportlich wie marketingtechnisch, der richtige ist:
Die Mannschaft aus dem Osten des Landes ist sportlich erfolgreich, weil die Mannschaft der Star ist, und man nicht auf Einzelkönner angewiesen ist. Die einheimische Jugend integriert sich prächtig ins Spiel und wird von Spieltag zu Spieltag selbstbewusster und dementsprechend besser. Und die Fans sind fanatisch, unterstützen ihr Team, auch wenn es einmal nicht wie erwartet läuft. Nehmen Auswärtstouren auf sich, und sind, abseits des Spiels, angenehme Zeitgenossen, die durchaus zum positiven Gesamtimage des HC Pustertal beitragen.

Die Bozner Fans hingegen hoffen: Auf eine Leistungsexplosion der Spieler, die zum besten gehören, was am italienischen Markt zu haben ist. Aber: leider sind sie zu wenige. Sie hoffen auf eine Trotzreaktion einer Mannschaft, die in letzten Zeit jedoch eher resignierend aufgetreten ist. Es scheint fast so, als sei der Funke erlöscht, der noch in Vorfeld der Saison für so viel Zuversicht und positive Stimmung gesorgt hatte.
Beim Spiel Bozen gegen Pustertal geht es irgendwie um ein Duell, in dem sich zwei Zeiten treffen: Die glorreiche Vergangenheit und die erfolgsversprechende Gegenwart. Es ist ein Duell der Systeme und Selbstverständnisse.
Was langfristig erfolgreicher sein wird, lässt sich nicht von einem Spiel ablesen. Trotzdem ist für Spannung gesorgt. Und für Zündstoffe, der das Duell zu etwas besonderem macht.

Charakterprobe oder Teamchallenge: Ritten vs. Cortina



Das Eishockeyspiel Ritten gegen Cortina am Samstag, 27. Oktober 2012 ist mehr als nur ein Vorrundenspiel für die Hausherren: Trainer Rob Wilson hat zu diesem Zeitpunkt der Saison eine relativ gut gefülltes Lazarett und muss dementsprechend einige Ausfälle kompensieren. Vor allem die Seele der Mannschaft, Ryan Ramsay, welcher aus dem Spiel gegen Fassa eine leichte Gehirnerschütterung davon getragen hat, gilt im Vorfeld zu diesem Match als schmerzvoller Ausfall. Aber dieser Ausfall ist die Chance für das Team, sich als Mannschaft zu beweisen.
 
Somit werden die gewohnten Angriffsformationen mächtig durcheinander gewürfelt. Die Chance besteht, dass Spieler, die bislang im Schatten des Ausnahmetalents Ramsay standen, aufblühen und sich beweisen. Oder scheitern. Allen voran wird das Hauptaugenmerk auf Greg Jacina gerichtet sein, der bislang ein Schatten seiner selbst war. Sein größtes Problem derzeit: Auch beste Einschussmöglichkeiten vergibt er.
Doch auch einheimische Hoffnungsträger sind gefordert, müssen sie doch mehr Verantwortung übernehmen. Das hat im Prestigeduell gegen Bruneck schon recht gut geklappt.
Es wird nicht darum gehen, Ramsay zu ersetzen: Seine Qualität ist unbestritten und kein Rittner Spieler im Roster hat das Potential, ihm das Wasser zu reichen. Vielmehr geht es darum, mannschaftlich geschlossen aufzutreten und so sein Fehlen zu kompensieren. Jeder einzelne auf dem Eis muss alles geben. Das sind hundert Prozent. Sechzig Minuten lang. 
 
Die erwarteten Angriffsformationen bei diesem Spiel:
Tudin – Jacina – Scelfo
Spinell – Perna – Daccordo
Coassin – Eisath – Fauster

Es ist davon auszugehen, dass die Mannschaft das beste geben wird. Denn es gilt, das schwache Spiel gegen Fassa vergessen zu lassen.
Selbstläufer wird das Spiel aber auf keinen Fall: Denn Cortina ist als wesentlich stärker einzuschätzen, als der aktuelle Tabellenplatz neun würde vermuten lassen.

Freitag, 26. Oktober 2012

Drei Spiele, drei Gemütszustände


Der HC Pustertal gewinnt das Gipfeltreffen gegen Valpellice überraschend klar, Bozen besiegt Tabellenschlusslicht Pontebba auswärts und beendet die Negativserie, Ritten verliert in Fassa nach Penaltyschießen.



Eine Frage muss erlaubt sein: Ist Ritten wieder eine Achterbahnmannschaft? Wie erklärt sich eine Niederlage (wenn auch im Penaltyschießen) in Fassa, nachdem gegen den HC Pustertal eine objektiv gesehen hervorragende und disziplinierte Leistung gebracht worden ist? Ist es eine Frage der Motivation? Oder gar der Überheblichkeit? War man mit dem Gefühl ins Spiel gegangen, dass man den Gegner unterschätzt hat, weil man sich selber nach der Samstaggala als unschlagbar bezeichnete?
Selbstvertrauen ist gut. Ohne Zweifel. Selbstgefälligkeit nicht.
Die richtigen Schlüsse müssen in der Kabine gezogen werden.

Land in Sicht in Bozen: Gegen das Tabellenschlusslicht hat der Italiemeister gewonnen. Endlich wieder einmal. Ein klarer Sieg. Nachdem sich auf dem friulanischen Eis schon mehrere Gegner schwer getan haben. Weil es auch in Pontebba darum geht, 60 Minuten lang solides Eishockey zu spielen. Weil das Tabellenschlusslicht nicht so schlecht ist, als dass man es sich erlauben könnte, die Partie nicht ernst zu nehmen.



Pustertal ist das Maß aller Dinge und hat gegen Valpellice gezeigt, wo die Stärken liegen: Nämlich in der Mannschaft. Drei Linien, die leistungsmäßig kaum voneinander abfallen und Druck erzeugen können, eine offensive Spielmentalität, bei der Defensivarbeit bereits beim engagierten Forechecking beginnt.
Klar gibt es noch Verbesserungspotential: So ist die Verteidigung nicht immer fehlerlos und einfache Scheiben werden hier verschenkt. Ein Glück, dass es mit Aubin im Pustertal endlich einen Tormann gibt, der Spitzenklasse ist.
Und auch das Überzahlspiel muss verbessert werden: Zwar zirkuliert die Scheibe gefällig, doch Abschlussversuche sind Mangelware und die Aufstellung selbst ist zu statisch.
Star der Mannschaft ist die Mannschaft selbst, und vor allem das ist das Pusterer Erfolgsrezept.
Das hat sich auch im Spiel gegen Valpellice gezeigt: Die ersten fünf Minuten präsentierte man sich noch verunsichert nach dem Rittnerspiel, doch dann hat sich das Team als solches gefunden und nach dem Rückstand begonnen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und das war das Schlüsselmoment und Erfolgsrezept.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Traube's Hockeyblog ab sofort mit eigener Facebookseite


Liebe Leser,

ab heute gibt es eine Facebookseite für Traubes Hockeyblog.
Unter https://www.facebook.com/TraubesHockeyblog
werde ich versuchen, verschiedene Hintergrundinformationen zu geben
und in Echtzeit über Neuerungen zu informieren.
Also, liebe Leser, würde mich freuen, wenn Ihr im Internet ein "Gefällt mir" übrig habt.


Viel Spaß beim Surfen.
Traube