Donnerstag, 30. Mai 2013

Die stumme Lega oder Schweigen ist nicht immer Gold

Es ist Ende Mai. Gefühlt Ende März. Oder Anfang November. Temperaturmäßig.
Nur eines fehlt: Die Eishockeyspannung.
Es ist immer noch ruhig. Sehr ruhig. Abwartend ruhig.
Mehr als Indizien für die Eishockeysaison 2013/14 gibt es nicht. Weder was die erste, noch was die zweite Liga in Italien betrifft. Und einen Indizienprozess zu analysieren, das ist ungemein schwierig.
Die Vereine halten sich bedeckt. Wollen sich nicht in die Karten sehen lassen.
Oder wissen die Vereine wirklich nicht, wohin die Reise gehen wird? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es ist wahrscheinlich so, dass man erst einmal die Decke abmessen muss, nach der man sich strecken will.
Wie lange diese Abmessungsarbeiten dauern werden?
Auch das wäre nix anderes als reine Spekulation. Das mit den Terminen, das ist nun einmal so eine Sache.

Ein neues Problem kommt dazu.
Nämlich dass es auch von offizieller Seite keine Informationen mehr gibt.
Die letzte offizielle Aussendung der Lega datiert vom April 2013. Seitdem eisernes Schweigen. Obwohl doch einiges passiert sein müsste. Auch einiges, was die Lega direkt betrifft.
Doch was man registriert: Eisernes Schweigen. Das macht ein bisschen nachdenklich. Denn irgendwie müsste doch die Vereinigung daran interessiert sein, ganzjährig im Gespräch zu sein.
Oder zumindest die Vereine müssten darauf drängen, dass zumindest einmal monatlich Updates die Ligen betreffend eintreffen. Damit ein Argument mehr in den Sponsorenverhandlungen vorhanden ist. Stattdessen: Eisernes Schweigen.

Mag ja sein, dass es nix zu sagen gibt. Doch dann wäre zumindest das zu sagen: Den Stand der Dinge noch einmal zusammenfassen nach außen zu geben. Und wenn es nur ein Absatz ist: Im Westen nichts Neues!
Das Schweigen aber hat nur einen Effekt: Unsicherheit, die vermittelt wird.
Und Fragen, die im Raum kreisen, ob berechtigt oder auch nicht:
Wer nimmt an den Meisterschaften teil?
Wer hat sich bislang eingeschrieben?
Welche Probleme gibt es noch zu bewältigen und auf welchem Stand befindet man sich?
Worauf können sich die Fans ab September freuen? Oder gibt es keinen Grund zur Freude?

Reden ist silber, schweigen ist Gold? Nun ja, nicht immer!

Montag, 20. Mai 2013

Danke Schweiz Oder Erkenntnisse aus dem sturen Weg



Die Eishockey WM 2013 ist Geschichte. Sie hat interessante Aufschlüsse gebracht. Denn das Finale hat einen Aufschluss gegeben: Dass nämlich hartes Arbeiten und konsequentes Einhalten des eingeschlagenen Weges tatsächlich Ergebnisse bringt. Der Finaleinzug der Schweiz ist vor allem eines: Eine Bestätigung für etwas, was schon lange vermutet wurde.

Die Nachbarländer schauen überrascht und neidisch auf die kleine Schweiz, die es geschafft hat: Zehn Partien hat das kleine Land gespielt, neun davon gewonnen. Geschlagen wurden Riesen, die als unschlagbar galten. Zwar hat es im alles entscheidenden Finale eine Niederlage gegeben. Trotzdem war diese Weltmeisterschaft für die Eidgenossen ein voller Erfolg.

Diese WM war der Beweis dafür, dass künstlich hochgezüchtete Ligen nicht unbedingt der Schlüssel zu erfolgreichen Eishockeynationen sind. Für Deutschland war im Viertelfinale Schluss, Österreich ist gar wieder abgestiegen. Wobei man in Deutschland doch alles dafür tut, eine attraktive Liga aufrecht zu erhalten. Und die österreichische EBEL ein sehr gutes Produkt ist.
Mag sein, dass in der Schweiz der Stellenwert des Eishockeys um einiges höher ist. Vor allem aber ist das schweizer Eishockey ein Produkt, das vor allem authentisch ist und an dem seit Jahrzehnten gefeilt und verbessert wird.
Die drastische Begrenzung der Transfercardspieler hat dazu geführt, dass die Schweiz bei dieser Weltmeisterschaft bis ins Finale gekommen ist. Weil sich die Nachwuchsarbeit bezahlt gemacht hat. Weil die Schweizer Spieler in der heimischen Liga jene Verantwortung übernehmen müssen, die anderswo ausländische Stars übernehmen. Auch in entscheidenden Momenten und bei Entscheidungsspielen. Und nicht als Feigenblattaktion in irgendeinem belanglosen Vorrundenspiel.

Was kann daraus gelernt werden? Dass es durchaus sinnvoll ist, einen konsequenten Weg zu gehen. Dass man auch einmal bereit sein muss, magere Jahre in Kauf zu nehmen.
Was kann das mitteleuropäische Eishockey aus der Eishockey WM 2013 in Finnland und Schweden lernen?
Dass konsequentes Setzen auf die eigene Jugend zielführender ist, als die Konzentration auf mittelmäßige Verstärkungen- auf Söldner im wahrsten Sinne des Wortes sind.
Ganz sicher ist es langfristig sinnvoller, Geld in die Jugendausbildung zu stecken, anstatt irgendwelche Nonames zu verpflichten. Oder sinkenden Sternen zu einer goldenen Pension zu verhelfen.
Die Reduzierung der Transfercardspieler soll eine Meisterschaft nicht billiger machen. Nur müssen die Gelder anders eingesetzt werden: Anstatt 50.000.- Euro für Spieler auszugeben, die ihre besten Zeit schon lange erlebt haben, kann das Geld in die Jugendförderung und teilweise in die Gehälter der eigenen Nachwuchsspieler investiert werden, die den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben.
Österreich scheint die Notwendigkeit erkannt zu haben und investiert massiv in Jugendarbeit. Zumindest stehen für die kommenden drei Jahre jeweils über 500.000.- Euro zur Verfügung, die in den Nachwuchs investiert werden. Nur: Drei Jahre werden nicht ausreichen.
Darin liegt das Problem: Die Ergebnisse zeigen sich nicht innerhalb von wenigen Jahren. Um zu ernten muss eine ganze Eishockeygeneration nachwachsen. Was bedeutet, dass im besten Fall erste Ergebnisse nach zwölf Jahren greifbar sind.
Diese zwölf bis fünfzehn Jahre sind der Investitionszeitraum, um eine nachhaltige Veränderung herbei zu führen. Leider ist niemand dazu bereit, sich diese Zeit zu geben. Weil die schnellen Erfolge zu verlockend sind. Und über die schnellen Erfolge die weiten Visionen vergessen werden.

Die Eishockey WM 2013 ist Geschichte. Und hat gezeigt, dass der Schweizer Weg der richtige ist. Dass es durchaus möglich ist, die eigene Jugend so weit zu bringen, dass man großen Eishockeynationen die Stirn bieten kann. Courage und ein gewisses Maß an Sturheit vorausgesetzt. Ein Konzept ist Trumpf. Und nicht das sich von Jahr zu Jahr schleichen.
Das konsequente Handeln darf nicht von kurzfristigen Erfolgen verblendet werden. Denn wenn langfristiger Erfolg bedeutet, einige Zeit kleinere Brötchen zu backen, dann sollte es die Ernte wert sein, der nach den mageren Jahren langfristig bereit steht.

Donnerstag, 16. Mai 2013

Hochsaison der Kaffeesatzleser...

Kann sein, dass ich mich wiederhole. Doch eines möchte ich noch einmal schreiben: Ich liebe die Sommermonate. Weil es da im Eishockey so spannend ist, wie sonst höchstens in der Playoff Zeit. Die Sommermonate ist die Zeit, wo Sagenerzähler, Kaffeesatzleser und Phantasten Hochsaison haben. Und, aufgrund der Sommerpause in vielen Pressebüros, wird ihnen zugehört – und geglaubt.

Wie viel Wahres hinter den verschiedenen Spekulationen steckt, die in Umlauf sind, das wird sich erst im Herbst beweisen. Wenn endlich wieder Ruhe einkehrt, weil die Mannschaften mit dem Eistraining beginnen.
In diesem Jahr neu: Dass sich auch die zweite Liga am Sommertheater beteiligt. Vielleicht, weil man es leid war, dass immer nur über die großen gesprochen worden ist. Vielleicht aber auch, weil ein neues Selbstbewusstsein dazu verlautet, sich in Diskussionen einzuschalten.

Jammern und Zähneklappern aus Bozen: EVB

Neu ist auch, dass aus Bozen das große Jammern und Wehklagen kommt. Dieses Mal aber nicht vom HCB, über den man zur Zeit überhaupt nix hört, was seinerseits wieder die Spekulationen anheizt, dass es den Verein überhaupt nicht mehr gibt, dieses Mal kommt das Zähneklappern vom kleinen Bruder in der Landeshauptstadt, der sich aufzulösen droht, weil er nicht an der INL teilnehmen kann/will. Da man den kleinen Verein so gut wie nicht kennt, ist es schwierig einzuschätzen, inwiefern das Säbelrasseln eine Drohgebärde oder ernstgemeinte Resignation ist. Fakt ist: Das italienische Eishockey kann es sich nicht erlauben, einen Verein zu verlieren. Fakt ist aber auch, dass ein Verein allein nicht die Mehrheit überstimmen kann.
Daraus ergibt sich eine Facette, die das Sommertheater 2013 ein bisschen bunter macht.

Wobei: Es sind nicht die Vereine, die für die Eishockeysommercomedy verantwortlich sind. Zumindest nicht als Hauptverantwortliche. Es sind vielmehr die Fans, die schon im Mai nervös werden, wenn nicht mindestens die halbe Mannschaft steht. Und wehe dem, der einkauft, kommuniziert und nicht die Wünsche der Fans trifft. Der hat erst recht ein Sommertheater.
Es ist einfach nur spannend. Und schön. Wie tief sich Eishockey in das Leben einiger Menschen hineingräbt.

Der gewünschte Jahrmarkt: Lassen Sie es sich aus der Hand lesen

Ist es da ein Wunder, dass Scharlatane, Weissager und Kaffeesatzleser Hochkonjunktur haben? Was den Kulturbeflissenen die Kulturbeilage der FF ist, das ist den Eishockeyfans der tägliche Blick auf Eliteprospects. Einfach um zu sehen, welcher Spieler gerade frei geworden ist. Und welche Perspektiven sich aus diesem Spieler ergeben würden. Leider haben diese Fans eines nicht verstanden: Mannschaften baut man nicht auf Zetteln. Und man müsste die letzten Jahre gelernt haben, dass Mannschaften auch nicht aufgrund von früheren Statistiken erfolgreich sind. Sondern allein, weil sie eine tiefgreifende Harmonie in sich habe.

Es ist ruhig in den Clubhäusern der Vereine. Mit einer Ausnahme: Der HC Pustertal stellt bereits im Mai klar, dass man im April Meister werden will. Oder wie sonst lässt es sich erklären, dass Giulio „Vizemeister“ Scandella und Christian Borgatello nicht nur unter Vertrag genommen, sondern bereits nach außen kommuniziert worden sind? Das kann doch nur bedeuten, dass auch so starke Transfercardspieler kommen, dass die Konkurrenz noch mehr unter Zugzwang kommt, als sie durch die Veröffentlichung dieser beiden Namen bereits gekommen ist. Ob man sich in Asiago, Torre Pellice und Mailand davon wohl einschüchtern lassen wird?

 Bozner Schwanentanz?

Und was ist in Bozen los? Was ist mit dem Rekordmeister los? Einige vermuten ja, dass es den HCB im kommenden Jahr nicht mehr geben wird, weil ein (!!!) Spieler sich entschieden hat zu wechseln. Einige sehen im Abgang von Borgatello bereits den Schatten des Unterganges. Wobei ich der Überzeugung bin, dass Bozen schon sehr bald sehr stark überraschen wird. Und die gesamte Liga schocken wird. Denn eines ist klar: Der HCB, ob geliebt oder gehasst, ist das wichtigste Zugpferd der Liga. Und wenn der HCB nicht mehr in der ersten Liga spielt, dann hat Bozen das geringste Problem.
Denn dann ist das italienische Eishockey tot. Asiago, Mailand, Pustertal und Ritten hin – oder her.

Aber soweit sind wir noch lange nicht.
Jetzt haben erst einmal noch die Wahrsager das Zepter in der Hand. Und dürfen die nach Neuigkeiten gierenden Fans in ihren Bann ziehen. Um dann widerlegt zu werden. Oder auch nicht…

Donnerstag, 9. Mai 2013

INL: Mut zur Veränderung oder das Risiko eines neuen Weges

Jede Neueinführung bedeutet Mut zur Veränderung. Und natürlich gibt es keine Garantie, dass eine Veränderung Verbesserung bedeutet. Doch wer immer nur in eine Richtung marschiert, der wird nie wissen, ob eine Richtungsänderung nicht vielleicht zielführender gewesen wäre.

Eine neue Ära wird im Zweitligaeishockey eingeleitet. Der Schritt der zweiten italienischen Eishockeyliga in die INL scheint beschlossen. Freilich gibt es vor diesem neuen Abenteuer viele Skeptiker. Aber auch viele Optimisten. Wie das Ergebnis aussehen wird, kann man frühestens in einem Jahr anschätzen. Und auch dann wird man noch Mut beweisen müssen, den eingeschlagenen Weg den Erkenntnissen anzupassen - und weiter zu gehen.

Optimisten und Pessimisten: Die Wahrheit liegt in der Mitte

Die Optimisten erwarten sich eine Aufwertung der Bewegung. Weil neue Gegner kommen. Weil die stupide Vorrunde mit den immer gleichen Gegnern der Vergangenheit angehört. Weil ein Hauch von Internationalität in den schnöden Zweitligaalltag kommt.
Pessimisten rechnen in Euro, was der Spaß kosten wird, welche Differenzen zum Vorjahr entstehen werden.  Spieler, die Urlaub nehmen müssen, lange Auswärtsfahrten und Übernachtungskosten. Und das Fragezeichen, ob das Publikum das neue Format annehmen wird, wenn zwei Tage hintereinander Eishockey gespielt wird. Womöglich, aus Kostengründen, gegen den gleichen Gegner.
Ist dieses Produkt, in Zeiten der wirtschaftlichen Krise, die auch beim Fan angekommen ist, marktfähig?
Aber anders gefragt: Hat das "alte" Produkt noch einen Markt?

Optimisten gehen davon aus, dass die Marktfähigkeit des neuen Formates gegeben ist. Dass der eine oder andere Serie A Fan auf ein belangloses Vorrundenspiel verzichten wird, um Neue Mannschaften zu sehen. Ob das eintrifft wird zweifellos davon abhängen, wie die neue Idee vermarktet und innerhalb des Eishockeys verankert wird.

Zerreißprobe für das Italienische Eishockey

Unmittelbar mit dem neuen Weg verbunden ist eine Zerreißprobe: Denn während die Konkurrenzsituation zwischen erster und zweiter Liga bisher latent gelebt wurde, wird es nun ein offener Kampf zwischen Elite Liga und INL werden. Ein Kampf, bei dem es nicht um die Zuschauer geht. Sondern vor allem um Sponsoren. Denn in der INL wird Geldgebern die Chance gegeben, sich international zu präsentieren und Sichtbarkeit auch außerhalb der Landesgrenzen zu erreichen. Ein Quantensprung für Zweitligasponsoren, die bisher noch nicht einmal nationale Sichtbarkeit hatten.

Und was passiert mit den Vereinen, die nicht dabei sind?

Welche Zukunft bleibt dem EV Bozen und Pergine? Die düstersten Aussichten bleiben für diese beiden Vereine: Sie haben ihren Spielern und Fans wenig zu bieten, außer eine Hin- und Rückrunde, die unter ferner liefen laufen wird. Ihnen wurde praktisch die Grundlage entzogen, weiterhin ihre Tätigkeit auszuüben. Was schade ist.
Weil das italienische Eishockey es sich nicht erlauben kann, Vereine zu verlieren.
Eine Minimallösung Serie B ist eine Feigenblattaktion. Die niemandem helfen wird. Weil damit einige auf der Strecke bleiben werden.
Doch das haben neue Wege so an sich.
Kann sein, dass die INL in eine Sackgasse führt.
Doch ob das so ist, weiß heute noch niemand. Wer sich neuen Wegen nicht anpasst, der bleibt auf dem alten Wege allein. Kann sich danach vielleicht rühmen, nicht mit dem Rest untergegangen zu sein. Doch alleine zu bleiben bedeutet auch, unter zu gehen. Nur, dass das weniger heroisch ist. Weil man dabei vergessen wird.