Donnerstag, 28. Juni 2012

Südtirol oder das Dilemma eines Fußballspiels


Ach, du mein schönes Südtirol! Irgendwie Paradies auf Erden, auf der anderen Seite dich selbst suchend, Probleme suchend, zweifelnd, dazwischen drinn. Die ganze Welt bewundert dich, für deine Schönheit, für deinen kulturellen Reichtum, der gerade daraus entsteht, dass Du sowohl deutsch als auch italienisch und ladinisch bist. Deine Autonomie ist sagenhaft, vor allem für jene, die weniger Rechte haben als Du. Und weniger Wohlstand: ein Wohlstand, der aus guter Verwaltung, einem Teil gesunder Konservativität, einer großen Portion Sturheit und trotzdem dem sich nicht Verschließen gegenüber dem Fortschritt.
Soweit, so gut.

Doch es gibt ein ganz großes Problem, das sich dir ergibt: Die Fußball EM - denn der Südtiroler ist es gewohnt, mit zu reden und große Klasse zu sein. Doch beim Fußball klappt das noch nicht ganz. Und wenn Deutschland gegen Italien spielt, dann ist hier der Teufel los:
Da werden die Schützen zu flammenden Verfechtern der so verhassten Tricolore, ewig gestige missbrauchen den Sport zu rein politischen Kundgebungen, die an Triumphmärsche einer unsäglichen und längst vergessen gehofften Zeit erinnern.
Die einen hoffen auf Deutschland, weil sie Italien den Sieg nicht gönnen, die anderen finden in sich selbst den Patrioten, den sie weder für möglich gehalten hätten, noch in die nächste Woche retten können. Es ist ein Dilemma, und nur die wenigsten entkommen ihm.
Und es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Noch nicht einmal, wenn das Unwahrscheinliche passiert, und Österreich zu einer Fußballmacht werden sollte. Auch, wenn die Eva und der Sven uns wahrscheinlich erklären werden, dass im Grund Österreich die besten, schönsten und intelligentesten Fußballer sind. Da wird dann doch eher noch Italien Eishockeyweltmeister in der Gruppe A.

Ja, mein liebes Südtirol: heute ist wieder ein solcher Tag, an dem Du innerlich zerrissen wirst. Wo es doch nur um Fußball geht. Einerseits schön, wenn ein Ereignis heutzutage noch solche Emotionen entstehen lassen kann. Auf der anderen Seite wäre es schade, wenn durch ein solches Spiel das gemeinsam erreichte auf eben dieses gesetzt würde.
Wobei: es geht nicht um Krieg, es geht nur "nur" um ein Fußballspiel. Und wenn jeder dessen vernünftig und in Grenzen bewusst wird, dann wirst Du, geliebtes Südtirol, auch diese Krise unbeschadet überstehen.


Nachdem der Besitzer des abgebildeten Hauses sich bei mir gemeldet hat, und sich persönlich angegriffen und diffamiert fühlte, habe ich natürlich sofort das zum Bericht gehörende Foto entfernt. Weil es sich nicht auszahlt, über ein Bild zu diskutieren.
Das Bild sollte eigentlich dazu dienen zu unterstreichen, dass es in Südtirol nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern auch sowohl als auch funktioniert. Leider habe ich es nicht im Griff, was die Menschen verstehen, oder verstehen wollen. 



Mittwoch, 20. Juni 2012

Über den Tellerrand geschaut: Ein Artikel zum TV Debakel der DEL


Da soll noch einmal jemand sagen, Traube sei negativ eingestellt. Habe folgenden Artikel über den Einstieg von ServusTV ins bundesdeutsche Eishockey gefunden. Der Artikel kratzt arg am Mythos der bundesdeutschen Superliga, die allzuoft als hervorragendes Vorbild für alle minderbemittelten Ligen dargestellt wird. Scheint nicht alles eitel Sonnenschein zu sein, nördlich von Kiefersfelden...


Das bestätigt irgendwie meine Meinung, dass eine Retortenliga in Europa nicht wirklich funktionieren kann. Wobei: es gibt eine Ausnahme: die EBEL, die meiner Meinung nach zur Zeit die größten Anstrengungen unternimmt, um zu einer großen Liga zu werden.
Meiner Meinung nach kann die EBEL zu einer echten Konkurrenz der DEL werden. Denn es kommt nicht immer auf die Budgets an, die investiert werden. Sondern es kommt auf die Begeisterung an, die generiert werden kann. Und da hat Österreich die Nase vorn...




Die Wunschvorstellungen des Herrn T., Eishockey nun im Free-TV

Redakteur: Manuel Weis (www.quotenmeter.de) 

Wenn selbst das vielleicht verrückteste DEL-Play-Off-Spiel seit einiger Zeit (noch dazu zwischen den Leadern Berlin und Mannheim) nur rund 90.000 Menschen mit Sky-Abo vor die TV-Geräte zieht, dann lässt sich unumwunden feststellen: Die Deutsche Eishockey Liga hat ein Problem. Die Sportart Eishockey ist in Deutschland seit Jahren auf dem Rückmarsch – im Norden noch weit mehr als im Süden. Eine exakte Ursachenforschung würde vermutlich den Rahmen sprengen – Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Auf- und Abstieg zwischen DEL und 2. Liga und natürlich auch die öffentliche Präsenz spielen sicherlich wichtige Rollen. 


Die Führungsetage der DEL – mitunter heftig kritisiert – hat für die Misere des deutschen Clubeishockeys vor allem die geringe TV-Präsenz ausgemacht. Spätestens seitdem die Zuschauerzahlen von Sky für jedermann zugänglich sind, mehrten sich die Stimmen, dass es ja nicht sein könne, dass Vorrundenspiele kaum über 10.000 oder 15.000 Zuschauer hinauskommen. Und auch bei Sky wurde das Murren lauter: Eine Spielübertragung kostet dem Vernehmen nach knapp 100.000 Euro – also einen Zehner pro Zuschauer. 


Die Partnerschaft zwischen Sky und der DEL stand also nach fast 20 Jahren auf sehr wackligen Füßen – und sollte mit dem Finden eines Free-TV-Senders beendet werden. Problem nur: Keine wollte sich 70 oder 80 Spiele ans Bein binden. Die Sender wissen sehr genau, dass man mit einer Vielzahl davon keine Quote machen wird. Und so präsentierte die DEL am Montag in München nun einen Vertrag. Die Meinung, dass dieser eine Verbesserung gegenüber dem Kontrakt von Sky darstellt, hat Geschäftsführer Gernot Tripcke aber recht exklusiv. 


ervusTV kommt hierzulande auf derzeit 0,0 Prozent Marktanteil – kaum Sendungen haben überhaupt 10.000 Zuschauer. Die technische Reichweite liegt bei knapp 80 Prozent - in Berlin aber nur bei 70 Prozent, in Bayern dafür bei 100 Prozent.. Für den Red Bull-Sender ist Eishockey also sicherlich eine große Chance. Deshalb ging man am Montag in München auch gleich mal in die Vollen und sprach von einer Benchmark, die bei 150.000 Zuschauern liege. Wie Servus TV dies realistisch erreichen will, ist fraglich – zumindest im ersten Jahr. Dem Vernehmen nach zahlt ServusTV pro Saison ebenfalls drei Millionen Euro und stemmt auch die Produktion. Den Clubs fällt also die gleiche Summe (200.000 Euro) zu wie bisher bei Sky. Aber: ServusTV wird nur ein Spiel pro Woche übertragen – und dabei wohl häufig beim EHC Red Bull München vorbeischauen, auch wenn man am Montag noch versprach, den zum gleichen Konzern gehörenden Verein nicht bevorzugen zu wollen. Die Augen der Fans werden sich darauf sicherlich richten. 

Ein weiteres Spiel der Woche wird künftig gar nur im Internetfernsehen bei Laola1.tv zu sehen sein. Die Deutsche Eishockey Liga befindet sich dort in der Gesellschaft von Frauen-Beach-Volleyball und anderen Randsportarten. Entsprechend sieht die Produktion dann auch aus, die muss nämlich vor allem eines sein, günstig. Nur fünf Kameras (davon zwei fest am Hallendach über dem Tor installiert) werden das Geschehen einfangen – fraglich, ob das Zuschauen dann wirklich Spaß macht. 


Bei Sky in Unterföhring wird man den Verlust der Rechte verkraften können. Die Häufigkeit wie oft der Kanal auf seinem Nachrichtensender Sky Sport News HD über eine Sportart berichtet, ist ein gutes Instrument zu erahnen, für wie attraktiv die Entscheider dort eine Sportart halten. Abseits der Play-Off gab es nur sehr vereinzelt Meldungen über das deutsche Eishockey und somit scheint der Blick in Unterföhring eher nach vorne gerichtet zu sein. Spekuliert wird, dass bald die Basketball-Bundesliga wieder bei Sky aufschlagen könnte. 


Eishockey-Fans können sich nun also auf freien Zugang zu Ligaspielen freuen, die von ServusTV sicherlich in anständiger Qualität präsentiert werden. Nur die Liga an sich macht nicht den Schritt nach vorne, den sie gerne gemacht hätte. Dafür hätte man einen größeren Sender (etwa Sport1) mit ins Boot holen müssen. Nur die wissen eben auch ganz genau um den Zustand der DEL. Was Trpicke und Co. planen um ihre Situation in den dritten Programmen (gerade der BR könnte mehr über die DEL berichten, wenn er wollte) zu verbessern, ist unklar. Hier liegt das bis dato ungenützte Potenzial. Und: So manchem Fan, der heute noch über den Deal jubelt, könnte genau dieses schon bald angesichts der reduzierten Anzahl der TV-Spiele und der Schmalspur-Internet-Übertragung vergehen. 






Freitag, 15. Juni 2012

Nachwuchsförderung: Selbstverständlich. Starstatus für Grünschnäbel: Nein Danke!


Jeder Gärtner weiß: es braucht seine Zeit, bis die Tomaten reif sind. Nein, ich will keine Sportler mit Nachtschattengewächsen vergleichen. Und doch: irgendwie hat der Vergleich etwas durchaus vergleichbares. Es würde keinem Gärtner einfallen, eine grüne Tomate in eine Ketchupflasche einzuarbeiten. Er wird sie weiterpflegen und hegen, bis sie den richtigen Reifegrad erreicht hat.





Wieso ist es aber im Sport so schwer zu verstehen, dass es nur gleich ist? Nein, es ist nicht so, dass die Nachwuchsspieler zu früh in die erste Mannschaft eingebaut werden. Im Gegenteil: sie müssen gar nicht in der ersten Mannschaft spielen, um schon den Status eines Stars zu haben. Leider ist das so. Und somit verlieren sie den Hunger, mehr erreichen zu wollen. Kaum ist ein Jugendturnier gewonnen, schon meint das Nachwuchspersonal, Autogramme geben zu müssen. Sie meinen, bildlich gesprochen, schon auf dem Teller eines Feinschmeckerlokals gelandet zu sein. Für reif befunden worden zu sein.

Schuld sind freilich in den seltensten Fällen die Spieler selbst. Es sind ja auch nicht die grünen Tomaten, die freiwillig in die Flasche springen: es sind die Stauden, die ihre Minderwertigkeitskomplexe auf den Schultern der grünen Kugeln abladen und es sind farbenblinde Gärtner, die nicht das große Ziel vor Augen haben, sondern die eigene Wichtigkeit über eine Medaille im Wohnzimmerschrank präsentieren wollen.

Das ist das wahre Grund, wieso Sportschulen im Mannschaftssportbereich in unserem Land nicht funktionieren. Weil das Hemd näher ist als die Jacke. Ob es genauso warm hält, müsste noch probiert werden.


Donnerstag, 14. Juni 2012

Einfach nur geil: Strand, Meer und Eishockey


Da soll noch einer sagen, man könne sich nichts einfallen lassen, um den Eishockeysport zu beleben.
Zagreb macht es vor und präsentiert sich im September 2012 in der Freiluftarena von Pula. Und betreibt damit eine Rieserwerbung für den Eishockeysport.




Die geplanten Spiele finden am 14. und 16. September statt. Da ist die Badesaison noch nicht abgeschlossen. Klar: es ist davon auszugehen, dass die Spieler schwitzen werden, wie rosarote, für die Speckproduktion gehaltene Haustiere. Aber ich wette, dass keiner der Spieler auf dieses Ereignis verzichten möchte.

Auch klar ist, dass es einen riesigen Aufwand an Energie verbrauchen wird, das Spiel zu diesem Termin durchzuführen. Und dass die Eisqualität wohl nicht ganz so perfekt sein wird, wie man es von den restlichen Meisterschaftsspielen gewohnt ist. Klar ist auch, dass Zagreb ein großes Risiko eingeht, denn am 14. und 16. September könnte es auch das Spektakel verregnen.

Ist euch etwas aufgefallen? Dass ich schon so denke, wie italienische Verbandsbosse und Vereinsentscheidungsträger, die immer nur nach einem Argument suchen, wieso sie eine geile Aktion nicht durchführen wollen. Denn bei allen Risiken, die bei dieser Aktion zweifellos bestehen: diese zwei Freiluftspiele bringen dem Eishockeysport mehr, als die besten Aktionen, die man sich in einem Stadion einfallen lassen kann. Damit wird das Risiko, das man eingeht, kalkulierbar. Und nur wer ein Risiko eingeht, kann auch gewinnen. Für mich hat Zagreb allein schon mit dieser Ankündigung gewonnen. Und ich wäre gerne dabei, wenn an der Adria der Puck eingeworfen wird.

Dienstag, 12. Juni 2012

LA ist Meister oder das verrückte Sportjahr

Irgendwie freue ich mich immer wieder, wenn ein Außenseiter eine Meisterschaft gewinnt. Weil das beweist, dass nicht große Namen und dicke Geldbeutel Tore schießen oder verhindern, sondern dass der wichtigste Erfolgsfaktor Herz und Leidenschaft sind. 






Klar, das gilt nicht für alle Ligen und nicht für alle Bereiche. Es muss schon ein gewisse Grundhomogenität von handwerklichem Können in der Meisterschaft vorhanden sein, damit das Herz den Unterschied machen kann. Da darf es nicht so sein, dass ein Einäugiger auf einmal König ist. Es ist schön zu sehen, wie ein Kollektiv, wenn es zusammen arbeitet, auf einmal Starfaktoren ausschalten kann. Das ist das Schöne am Mannschaftssport: dass Defizite des einzelnen vom Kampf des Kollektivs aufgefangen werden können. 

Beispiele gab es in diesem Sportjahr ausreichend: Borussia Dortmund oder Chelsea London. Die Slowakei die ins WM Endspiel eingezogen ist, die hoch gehandelten Pusterer Wölfe um David Ling. Oder eben die LA Kings. Ist das ein Hinweis darauf, dass Einzelkönner in Zukunft nicht mehr die Rolle spielen werden, die sie bis hierher gespielt haben? Dass Laufbereitschaft, Herz und der Glaube an den Erfolg wieder wichtiger werden?

Hand aufs Herz: wer hatte die Los Angeles Kings in diesem Jahr auf seinem Zettel für den Stanley Cup? 2006-2009 keine einzige Play Off Teilnahme. Die beiden letzten Jahre war in der ersten Runde der K.O. Phase Endstation. Und in diesem Jahr gewinnt das Team von Terry Murray ganz einfach die Meisterschaft. Überraschend. Und verdient zugleich. Erstmals in der Vereinsgeschichte. 

Das war der 1966 gegründeten Mannschaft noch nicht einmal in ihrer Blütezeit Ende der 1980er Anfang 1990er Jahre gelungen, als der weltbeste Eishockeyspieler alles Zeiten Wayne Gretzky unter Vertrag genommen wurde. Größter Erfolg bis heute nacht war die Teilnahme an der Endspielserie 1992/93.







Montag, 11. Juni 2012

Danke, dem, der Zeit schenkt und Undank erntet

Heute an dieser Stelle einmal ein aufrichtiger Dank. Denn wer gerne kritisiert, der muss auch einmal bereit sein, anzuerkennen. Es fällt niemandem ein Stein aus der Krone, wenn er einmal aufrichtig Danke sagt.







Der Fall Gröden hat es gezeigt: es kommt nicht nur auf den sportlichen Erfolg an. Sondern vor allem auch darauf, ob sich Menschen finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Denn ohne sie braucht es weder Sportler noch Fans. Ohne sie bleiben die Stadien was sie im Sommer sind: leere Gebäude aus Holz, Metall und Beton. Herzlos. Und ohne Leben.

Es braucht die Leute, die bereit sind, Freizeit für etwas zu opfern, was ihnen unmittelbar nix Materielles bringt. Das ihnen eigentlich gar keinen Nutzen bringt. Im Gegenteil: wo sie sich in eine Position bringen, wo jeder glaubt, die getroffenen Entscheidungen kommentieren, beurteilen und kritisieren zu dürfen, ohne selbst Verantwortung übernehmen zu müssen. Oder finanziell für die getroffenen Entscheidungen geradestehen zu müssen. Oder ohne die Bereitschaft zu haben, sich einzubringen und sich selbst zur Verfügung zu stellen, um bei den Entscheidungen dabei zu sein.

Es wird viel über das Ehrenamt gesprochen. Und über seine Wichtigkeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Dilemma genau darin besteht. Nicht nur im Eishockey. Sondern bei allen Sportarten, die irgendwo zwischen Profis und Amateursportvereinen eingezwängt sind:
Denn die Umsätze sind so hoch wie bei mittelständischen Unternehmen. Die Verantwortung aber müssen Leute übernehmen, die diese Firmenleitung in ihrer Freizeit machen. Weil es keine Möglichkeit gibt, Profis zu engagieren, die das Rundum betreuen. Und den Vorstandsmitgliedern das operative Alltagsgeschäft abnehmen.

Die Zeiten sind lange vorbei, wo sich die Sportler selbst eingebracht haben und bereit waren, ihren Verein mit aufzubauen. Früher haben Vorstände nicht selten aus aktiven Spielern bestanden - da hat nicht das Geld, sondern der Sport und die Kameradschaft im Mittelpunkt gestanden.
Heute haben es die Vereinsverantwortlichen großteils mit Diven zu tun, für die nur Bares zählt, die umgarnt und umsorgt sein wollen, selbst, wenn sie auf dem Spielfeld nur Mittelmaß zu leisten im Stande sind.


Aus diesem Grund heute und an dieser Stelle ein Dank an alles, die die Verantwortung übernehmen und es möglich machen, dass wir Sport geboten bekommen. Und eine kleine Entschuldigung dafür, dass auch ich zu denen gehöre, die kritisieren, kommentieren und beurteilen. Doch auf der anderen Seite: wenn es uns nicht geben würde, dann wäre der Sport nur eine leere Hülle, ohne Emotionen und ohne Herz. Und dann hätte der Sport halt auch nicht den Stellenwert, den er heute hat. Und den er sich zweifellos verdient.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Von Kannibalen und Ratlosigkeit





Das größte Problem im italienischen Eishockey ist nicht das fehlende Geld. Natürlich: das spielt auch eine Rolle. Eine nicht unwesentliche. Doch es ist nicht die Wurzel allen Übels. Das Größte Problem ist der Kannibalismus der untereinander betrieben wird. Und damit meine ich nicht den gesunden Konkurrenzkampf zwischen den Vereinen, der ja zum Geschäft gehört und einen Gutteil der Rivalitäten und Emotionen ausmacht.








Das Problem ist der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Ligen, die nicht gemeinsam an einem Projekt arbeiten und an einem Strang ziehen, sondern die sich als isolierte Welten sehen, wo ligainterne Eigeninteressen im Vordergrund stehen. Und vor lauter Konzentration darauf, wie man den eigenen Axxxx retten kann, übersehen die Verantwortlichen, wie die Bewegung den Bach hinunter geht.

Nehmen wir das schlimmste aller möglichen Szenarien an:
Pontebba und Valpellice müssen in der Serie A1 aufgeben, weil sie es finanziell nicht mehr schaffen, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. (Und an dieser Stelle wird ausdrücklich nicht analysiert, wie es zu dieser Situation gekommen ist - weil es steht niemanden zu darüber zu entscheiden, wie Vereine ihr Geld ausgeben).
Bleiben Acht Mannschaften in der Höchsten Eishockeyliga.
In der zweiten Liga gibt Gröden auf, weil sich keine Leute mehr finden, die Verantwortung für den Verein übernehmen möchten. Bleiben also sieben Teams in dieser Liga übrig.

Keine Ahnung wie andere das sehen: ich finde es bedenklich, wenn drei Mannschaften der beiden höchsten Ligen in einem Jahr den Spielbetrieb einstellen, aus welchen Gründen auch immer.
Und dann ist da ja noch die Wirtschaftskrise. die wird vor allem das Eishockey treffen. Weil Eishockey nun einmal kein Massenphänomen ist, kann davon ausgegangen werden, dass weitere Vereine in finanzielle Schwierigkeiten kommen werden bzw. dass kleinere Brötchen gebacken werden müssen. Das wird vor allem auf die erste Liga zutreffen, weil hier unverhältnismäßig höhere Summen aufgebracht werden müssen, die sich aber auf der Einnahmenseite so nicht widerspiegeln lassen.

Was wäre naheliegender, als die beiden Ligen aufeinander zugehen zu lassen. Einen Kompromiss zu schließen, der für beide Ebenen bei ein wenig gutem Willen machbar sein müsste? Nämlich die Reduzierung der Ausländer? Vielleicht nach dem Motto: weniger aber dafür bessere?

Was dagegen spricht? Dass die einen nicht zurück gehen wollen, weil sie sich als das Oberhaus sehen und sich keinen positiven Effekt für die Eishockeybewegung im Ganzen vorstellen können, wenn auf einmal Mannschaften wie Eppan und Kaltern zu Gast sind.
Und dass die anderen ihre Wichtigkeit beweisen wollen, indem sie nein sagen und alles so belassen wollen, wie es schon seit Jahren war. Und mehr schlecht als recht ablief.
Klar: es würde wohl zwei bis drei Saisonen laufen, dass sich die Niveaus anpassen würden. Diese Zeit muss man dem italienischen Eishockey aber auf jeden Fall zum Gesunden lassen. Und unter uns: welche attraktivität besteht darin, wenn eine Meisterschaft mit sieben und die andere mit acht Mannschaften gespielt wird? Macht es dann wirklich noch Spass, vom September bis März ins Stadion zu gehen, um gefühlte 22 Mal die selben Gegner zu sehen?

Für dieses Jahr ist der Zug wohl schon abgefahren. Probleme sind keine gelöst worden. Im Gegenteil: es wird bis im August nicht feststehen, welche Mannschaften an welchen Meisterschaften teilnehmen werden. Weil es sich der Verband nicht leisten kann, Eishockeymannschaften zu verlieren. Und so wird sich das Eishockey wieder einmal ein Jahr weiterhangeln, ohne sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Und wir in einem Jahr wieder an dieser Stelle stehen und auf der Stelle treten. Wie schon vor einem Jahr. Und dem Jahr davor.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Kompliment: Das erste Kompliment des Jahres geht ins Pustertal.

Komplimente an den HC Pustertal: J.S. Aubin, was für ein Name. Egal, was die prophetischen Spatzen von den Dächern pfeifen: Dieser Mann ist eine echte Nummer. Auch, wenn er im letzten Jahr ein weniger gutes hatte. Doch allein schon der Name und das Curriculum, das dahinter steht, ist seine Verpflichtung wert. Gibt dem italienischen Eishockey die Bühne, die es unbedingt braucht.



Man sagt, J.S. Aubin habe Probleme, sich zu motivieren.


Ich bin überzeugt: Wenn er es nicht schafft, sich in Bruneck zu motivieren, dann klappt das sonst nirgendwo.

Denn im Pustertal hat man die letzten Jahre verdammt viel richtig gemacht. Hat sich eine Fangemeinde herauferzogen, die fanatisch hinter ihrer Mannschaft steht. Hoffentlich auch in der neuen Saison, auch wenn die letzte abrupt und enttäuschend zu Ende gegangen ist.

Im Pustertal hat man dafür gesorgt, dass sich der Sport entwickeln kann. Und man hat Eishockeykompetenz in der Verpflichtung der Mitarbeiter bewiesen:
Seit Jahren ist jeweils ein Spieler mit einem großem Namen fürs Volk geholt worden. Um Neugierge zu schaffen. Und Neugierige ins Stadion zu locken. der Rest des Personals wurde für die Spielkultur geholt. Genau so macht man eine Mannschaft erfolgreich. Nicht nur sportlich.

Da können sich einige Teams eine dicke scheibe abschneiden. Nicht nur -aber auch- in Italien.
Und im Pustertal hat man eines bewiesen: die richtigen Kontakte in der Eishockeywelt zu haben, und nicht immer wieder mit den gleichen, ausgelutschten Namen kommen zu müssen, die keinen hinter dem Ofen hervorlocken und kein Ohr mehr spitzen lassen. Ich glaube kaum, dass in Bruneck Eishockeyhexer am Werk sind. Wahrscheinlich sind dort die Macher demütig genug, um hin und wieder dort nach Rat zu fragen, wo man erfolgreich war.







Freitag, 1. Juni 2012

Wie Weihnachten im Sommer oder Die Ruhe vor dem Sturm

Es ist jedes Jahr ein bisschen wie der Advent für Kinder: die Sommermonate für die Eishockeyfans. Irgendwo zwischen Hoffen und Bangen. Viel Spekulation, wenig Konkretes.

Egal wo sich Eishockeyfans treffen: es wird über Statistiken, Namen gesprochen. Und die ganz eifrigen machen sich bereits Gedanken über die Linienzusammenstellung. Analysieren den Gegner (obwohl auch bei den anderen Mannschaften gleich wenig bekannt ist, wie bei der eigenen Mannschaft) und geben schon Tipps ab, wie die Tabelle zu Weihnachten aussehen wird. Beim richtigen Weihnachten, jenem, das so wichtig für die Kinder ist.

Es ist die Zeit, in der die Funktionäre sich geheimniskrämerisch durch die Ortschaften bewegen, sich der Macht bewusst, die man hat, wenn man ein bisschen mehr weiß als das, was den Rest der Welt interessiert. Wobei dieses Gefühl meist sehr subjektiv wahrgenommen wird, weil:
erstens die meisten Vorstände nicht wasserdicht sind und nach einer entsprechenden Menge an Feierabendbier früher oder später Namen fallen
und zweitens die Hockeywelt so klein ist, dass sich Gerüchte schneller verbreiten, als das den Betroffenen lieb sein kann.
Tatsache ist, dass meist das Umfeld schneller Bescheid weiß, als die Vorstände selbst.

Die Geheimniskrämerei der Vorstände aber hat ebenfalls zwei gute Gründe:
erstens muss man sich vor der Konkurrenz schützen, die ja einen Namen kaufen könnte, um die eigene Mannschaft signifikant zu stärken (wobei diese These eher unwahrscheinlich ist, weil die Agenten die gleichen Namen eh jedem Klub anbieten, weil die Kontakte nun einmal nicht so erstklassig sind, wie viele meinen und weil siehe oben)
und zweitens will man den Fans, die ja die Kinder bei der Eishockeybescherung sind, eine richtige Freude mit der Überraschung bereiten will.

Irgendwie also wie Weihnachten für besonders aufgeweckte Kinder. Eine unglaublich schöne Zeit.
Die vor allem einem nützt: der Eishockeybewegung und der Euphorie, die diese Bewegung braucht.