Donnerstag, 28. Juni 2012

Südtirol oder das Dilemma eines Fußballspiels


Ach, du mein schönes Südtirol! Irgendwie Paradies auf Erden, auf der anderen Seite dich selbst suchend, Probleme suchend, zweifelnd, dazwischen drinn. Die ganze Welt bewundert dich, für deine Schönheit, für deinen kulturellen Reichtum, der gerade daraus entsteht, dass Du sowohl deutsch als auch italienisch und ladinisch bist. Deine Autonomie ist sagenhaft, vor allem für jene, die weniger Rechte haben als Du. Und weniger Wohlstand: ein Wohlstand, der aus guter Verwaltung, einem Teil gesunder Konservativität, einer großen Portion Sturheit und trotzdem dem sich nicht Verschließen gegenüber dem Fortschritt.
Soweit, so gut.

Doch es gibt ein ganz großes Problem, das sich dir ergibt: Die Fußball EM - denn der Südtiroler ist es gewohnt, mit zu reden und große Klasse zu sein. Doch beim Fußball klappt das noch nicht ganz. Und wenn Deutschland gegen Italien spielt, dann ist hier der Teufel los:
Da werden die Schützen zu flammenden Verfechtern der so verhassten Tricolore, ewig gestige missbrauchen den Sport zu rein politischen Kundgebungen, die an Triumphmärsche einer unsäglichen und längst vergessen gehofften Zeit erinnern.
Die einen hoffen auf Deutschland, weil sie Italien den Sieg nicht gönnen, die anderen finden in sich selbst den Patrioten, den sie weder für möglich gehalten hätten, noch in die nächste Woche retten können. Es ist ein Dilemma, und nur die wenigsten entkommen ihm.
Und es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Noch nicht einmal, wenn das Unwahrscheinliche passiert, und Österreich zu einer Fußballmacht werden sollte. Auch, wenn die Eva und der Sven uns wahrscheinlich erklären werden, dass im Grund Österreich die besten, schönsten und intelligentesten Fußballer sind. Da wird dann doch eher noch Italien Eishockeyweltmeister in der Gruppe A.

Ja, mein liebes Südtirol: heute ist wieder ein solcher Tag, an dem Du innerlich zerrissen wirst. Wo es doch nur um Fußball geht. Einerseits schön, wenn ein Ereignis heutzutage noch solche Emotionen entstehen lassen kann. Auf der anderen Seite wäre es schade, wenn durch ein solches Spiel das gemeinsam erreichte auf eben dieses gesetzt würde.
Wobei: es geht nicht um Krieg, es geht nur "nur" um ein Fußballspiel. Und wenn jeder dessen vernünftig und in Grenzen bewusst wird, dann wirst Du, geliebtes Südtirol, auch diese Krise unbeschadet überstehen.


Nachdem der Besitzer des abgebildeten Hauses sich bei mir gemeldet hat, und sich persönlich angegriffen und diffamiert fühlte, habe ich natürlich sofort das zum Bericht gehörende Foto entfernt. Weil es sich nicht auszahlt, über ein Bild zu diskutieren.
Das Bild sollte eigentlich dazu dienen zu unterstreichen, dass es in Südtirol nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern auch sowohl als auch funktioniert. Leider habe ich es nicht im Griff, was die Menschen verstehen, oder verstehen wollen. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen