Donnerstag, 27. Juni 2013

Von Untergangsstimmung oder der Großen Chance

Ist das das Ende des Italienischen Eishockeys?
Ich befürchte es.
Der Grund für den Untergang ist aber nicht das Ausscheiden Bozens.
Der Grund liegt auch nicht im Verband, der die Freigabe gegeben hat.
Der Grund liegt in der Lethargie, die allseits herrscht.

Noch nie waren die Chancen so groß, nachhaltig Richtungen vorzugeben.

Denn: Wenn sich nicht jetzt die Chance zu einem radikalen Wechsel ergibt, wann dann? Jetzt ergibt sich die Chance - nein: Die Pflicht - kreativ zu sein und aus vermeintlichen Scherben Kunst herzustellen.
Jetzt können sich die Vereine, die sich unter der Bozner Fuchtel glaubten, beweisen. Können alles richtig machen, ohne von den Erpressungen des Rekordmeisters gehemmt zu werden. Jetzt können - nein: müssen! - neue Formate erfunden und umgesetzt werden.
Jetzt besteht die historische Chance, alles, was immer schon so war, zu hinterfragen. Das Fundament ist erschüttert - neue Architektur kann entstehen.

Freilich: Wer sich darauf beschränkt, Schuldzuweisungen zu machen und Ausreden zu suchen, der wird nicht weiter kommen.
Es ist auch klar, dass nicht alles sofort funktionieren kann. Jetzt kann sich die Bewegung beweisen: Denn Einschränkungen durch den Verband wird es keine geben. Im Gegenteil: so aufgeschlossen wie jetzt wird der achso verhasste, an allem schuldige Verband nie mehr sein.

Es gilt nun, die Ärmel hochzukrempeln und endlich anzupacken. 

Um zu beweisen, dass alle Schwanengesänge nur eingebildet waren.
Es wird sich nun beweisen, ob die Bewegung auch Machern besteht. Oder aus Soldaten, die auf die Richtungsvorgabe gewartet, und den Weg kritisiert haben.

Montag, 24. Juni 2013

EBEL Visionen gegen Kirchturmdenken

Bozen in die EBEL?
Die Indizienkette verdichtet sich. Und es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, wieso es tatsächlich soweit kommen wird.
Mag sein, dass einige das Verhalten Bozens für nicht ganz korrekt halten: Sich zuerst für eine Reduzierung der Ausländer in der heimischen Liga auszusprechen um dann abzuwandern, das ist nicht die feine englische Art. 
Aber: ich denke nicht, dass es sich um einen Bluff handelt. Ich bin sogar überzeugt, dass es einen Grund für dieses Verhalten gibt.
Und ich bin überzeugt, dass Bozen in Österreich gute Vorarbeit geleistet hat und sich gut auf den Ligaeinstieg vorbereitet hat. Ich bin überzeugt, dass man die Verantwortlichen jenseits des Brenners davon überzeugen konnte, wieso Bozen eine Bereicherung für die Liga sein wird. Und dann musste natürlich das Kleingeld aufgebracht werden: 

Das war der Grund für das doppelte Spiel:

Während man für die italienische Eishockeyliga keine Sponsoren mehr findet, weil das Produkt totgekaut ist, aufgrund der nie enden wollenden Polemiken und Diskussionen statt der längst notwendigen Reformen, wird Geldgebern in Österreich eine Plattform gegeben, in der sich das Investment aufgrund der Sichtbarkeit rechnet. Wenn also ein Beitritt in Österreich nicht geklappt hätte, wäre Bozen gut beraten gewesen, die Sparflamme zu propagieren.
Es ist kein Freundschaftsdienst den anderen Vereinen in Italien gegenüber, nun, in der schweren Krise, die der Sport durchmacht, die Reißleine zu ziehen. Aber: 
Freundschaftsdienste sind im italienischen Eishockey dünn gesät.

Der Grund, weshalb sich vor allem die Südtiroler Vereine über den Auszug Bozens ärgern ist kein sportlicher: 

Sondern es geht um die Frage nach dem Platzhirschen. 

Pustertal hat in der Vergangenheit gut und professionell gearbeitet. Das hat die Illusion erweckt, man müsste als erster Verein den Sprung in die EBEL schaffen. Da wurde die Rechnung ohne Wirt gemacht: Denn Platzhirsch ist nun einmal der HCB und der wird alles daran setzen, seine Vormachtstellung in Italien zu untermauern und nachhaltig zu unterstreichen.
Auch am Ritten hat man gute Arbeit geleistet. Doch das obere Ende des Fahnenmastes ist erreicht: Ritten wird nie EBEL spielen können. Das Einzugsgebiet ist zu klein, der Verein wird nie die Attraktivität einer Stadt erreichen. Ritten ist ein Dorfverein, der bereits am oberen Limit spielt, daran ändern sportliche Ergebnisse nichts. Ritten fürchtet sich wohl davor, Zuschauer einzubüßen. Und Sponsorengelder. Denn wenn Bozen und Ritten in einer Liga spielen, kann Ritten als Underdog auf Sympathiepunkte zählen. Wenn Bozen international antritt, dann sind die Vergangenheit.

Was aber für alle Südtiroler Konkurrenten unerträglich wäre ist, 

wenn das Bozner Eishockeyprodukt beim Publikum ankommen würde und die Eiswelle regelmäßig gut gefüllt wäre. Damit würde nämlich eine These unwiderruflich widerlegt werden: Nämlich das sich das Publikumsinteresse proportional zur Ligaattraktivität verhält. Und in dem Fall wäre eindrucksvoll bewiesen, dass in den letzten Jahren die Hausaufgaben nicht erfüllt worden sind. Weil man sich in Grabenkämpfen und nicht in Produktentwicklung aufgerieben hat.

Dass sich Bozen aus dem Eishockeygeschäft, wie angekündigt, zurückziehen wird, daran glaube ich nicht. Erstens, weil die Schadenfreude von auswärts unerträglich wäre. Zweitens weil das Scheitern eines Rekordmeisters, der im Ausland immer noch einen großen Namen hat, unabsehbare Folgen für das gesamte italienische Eishockey haben würde.

Ich bin überzeugt, den HC Bozen in der EBEL zu sehen. Weil der Verband es sich nicht leisten kann, gegen Bozen zu entscheiden. Gleich, wie er sich nicht gegen Asiago oder Mailand entscheiden könnte. Der Verband ist in Italien das schwächste Glied der Kette. Schuld daran sind die Vereine, die ihn im Laufe der Jahre nachhaltig geschwächt haben. Weil sie jede Entscheidung kritisiert und umschifft haben.
Wieso sollte sich das ändern?

Montag, 17. Juni 2013

HC Bozens Teilnahme an der Eliteliga fraglich

Die Anzeichen verdichten sich, dass die Elite Liga, oder Serie A, oder wie auch immer das Kind genannt wird, einen weiteren Teilnehmer verliert. Nicht aus finanziellen Gründen. Sondern aus sportlichen. Der HC Bozen hat schon einmal die Fühler in Richtung Norden ausgestreckt und möchte an der EBEL teilnehmen. Dies soll in einem Schreiben an den Verband mitgeteilt worden sein. Der Verband ist nun in der Zwickmühle: Denn wie kann der dem HCB verbieten, was er gerade erst fünf anderen Vereinen erlaubt hat?
Die Alternative, die der HCB anbietet ist der totale Rückzug aus dem Eishockeygeschäft.

Was bedeutet das für die erste italienische Liga?

Schon klar, wir befinden uns noch mitten drin im Sommertheater, das in der italienischen Eishockeyliga bekanntlich immer ein bisschen länger dauert. Doch sollte es tatsächlich soweit kommen, was die Vorzeichen so versprechen, dass ist das ein ausgesprochen düsteres Bild.

Eine kurze Zusammenfassung:

Fix dabei sind Sterzing, Ritten, Pustertal, Asiago, Cortina und Mailand. (Zumindest haben die noch nicht die Sommerbühne, aus welchen Gründen auch immer noch nicht betreten).

Alleghe sucht noch händerringend nach Geld. Ebenso Fassa.
 
Valpellice ist ins Theater eingestiegen und wir am Donnerstag einen Pressekonferenz abhalten. In Torre Pellice ist der Beitrag der Region für die Führung des Stadions noch nicht eingegangen/gestrichen worden.
 
Und der HC Bozen schielt ins Ausland. Weil die EBEL unter diesen Voraussetzungen die bessere Wahl ist.
 
Ein verständliches Argument.
 
Und, gäbe es im italienischen Eishockey so etwas wie ein Gesamtkonzept, wäre dem nichts entgegenzusetzen.
 
Nur: Wenn der HCB zu diesem Zeitpunkt auch noch verloren geht, dann ist das italienische Eishockey tatsächlich nicht mehr zu retten.
Was vielleicht einen totalen Neustart möglich machen würde.
Pontebba scheint aufgegeben zu haben.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Eine (nicht) ganz ernst gemeinter theoretische Erklärung


Eishockey ist eine hochphilosophische Angelegenheit.
Das belegen die alten Meister. Sie haben es vorweg genommen, lange bevor es den Sport überhaupt gegeben hat.
Auch ein Grund dafür, weshalb  sie als große Denker verehrt werden. Und gelehrt werden. Weltweit. Und in allen Schulen.
Beispiele gefällig?

Platon

Ein gewisser Platon lebte 428 - 347 v. Chr. im fernen Griechenland. Und schon damals, als Griechenland noch weit von Krisen entfernt war meinte er salopp: "Ich weiß, dass ich nix weiß."
Als ich heute durch Bozen ging und Informationen zur kommenden Eishockeymeisterschaft einholen wollte, hatte diese über 2.000 Jahre alte Weisheit an ihrer Aktualität nix verloren. Diese Erkenntnis - führt sie zur Läuterung?

Imanuel Kant

2.000 Jahre später lebte Imanuel Kant (1724-1804), ein Vordenker der kritschen Aufklärung. In seinem Werk Metaphysik, zweiter Teil, erkannte er, dass die Welt zweidimensional erklärt werden könne, und für den Menschen nur über das Messen und Zählen erkennbar sei. Alles andere, das Träumen von einer dritten Dimension sei eine Illusion, die für den Menschen nicht erreichbar sei. Da helfe keine Diskussion und keine Überzeugungsarbeit. Und wie es aussieht hatte der gute Kant aus Königsberg recht.

Johann Wolfgang v. Goethe

Und noch ein Denker, Johann Wolfgang von Goethe meinte 1812: "Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt." Und es scheint, dass er Recht behalten soll. Denn wer das nicht tut, der bleibt auf der Strecke und muss seine Segel streichen, zusammenpacken, einrollen.

Sokrates

Freilich, wer das italienische Eishockey kennt, der kennt auch den Schwanengesang als bislang erfolgreiche Finte. Eigentlich bezeichnet man als Schwanengesang das letzte Werk eines Musikers oder Dichters, oder aber die letzte Rede eines Politikers. Der Ausdruck geht auf den alten griechischen Mythos zurück, der besagt, dass Schwäne vor ihrem Tod noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letztes Lied anstimmen. Sokrates (Lehrer des oben zitierten Platon , 469 - 399 v. Chr.) erklärt den Gesang der Schwäne mit deren Vorkenntnis des Guten in der Unterwelt.
Das italienische Eishockey hat den Schwanengesang als probates Mittel erkannt, um sich eine weitere Galgenfrist zu erpressen. (Die "Galgenfrist" war in der mittelalterlichen Rechtssprache die letzte Gnadenfrist, die einem zum Galgen Verurteilten eingeräumt wurde. Die Redensart wird bereits seit dem 16.Jahrhundert im allgemeineren Sinne gebraucht.)

Deutscher Fußball Bund

Der Schwanengesang ist eine Finte, die eigentlich nicht mehr überrascht, weil durchschaubar. Überraschungen aber sollten das sein, was Finten erfolgreich macht. Der DFB schreibt: Finten lassen sich immer wieder variieren und neu gestalten. Dabei spielen Orientierung, Reaktion und Beweglichkeit eine wichtige Rolle.
Dementsprechend könnte man sich, die Meldungen aus Alleghe wahrnehmend, beruhigt zurücklehnen und abwarten. Denn die hier gezeigte Finte ist ein Alter Hut. Aber: Weil der Schwanengesang nun aus einer Richtung kommt, aus der er noch nie gekommen ist, beunruhigt das dann doch ein wenig.

Erkenntnis

Fazit, den Sommer 2013 auf die Serie A im italienischen Eishockey bezogen?
Platon wird bestätigt. Also: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Und es bleibt nur eines: Abwarten und Teetrinken. (Die Redensart ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts belegt. Sie soll auf eine Ermahnung zurückgehen, die ein damals bekannter Schafhirte und Kräuterheilkundiger namens Heinrich Ast seinen ungeduldigen Patienten mit auf den Weg gab.)
In diesem Sinne: Einen schönen Sommeranfang.