Freitag, 12. Oktober 2012

Derby Nachbesprechung



Vieles wurde bereits gesagt. Viele Fragezeichen bleiben.
Das Derby Ritten gegen Bozen war auf dem Papier ein Derby, keine Frage.
Von einer Derbystimmung war in Klobenstein aber wenig zu spüren.
Weil einerseits die Rollen bereits vor dem Spiel so klar vergeben waren, wie selten zuvor bei einem Derby: Bozen war krasser Außenseiter. Weil nur zwei Ausländer zur Verfügung standen und deswegen die funktionierenden Linien umgestaltet werden mussten. Weil aufgrund der dünnen Spielerdecke in der Verteidigung klar war, dass die Kraft bei den Gästen nachlassen würde. Und weil Ritten sich von Spiel zu Spiel steigert und langsam in die Reichweite des Potentials kommt, das die Mannschaft hat.

Und zu echter Derbystimmung fehlen die fanatischen Fans. Die Rivalität bereits am Stadioneingang. Die Gesänge im Stadion. Sowohl von der einen, wie auch von der anderen Seite. Die Provokationen, durch die sich die Stimmung aufschaukelt. Nicht dass ich falsch verstanden werde: Es fehlt nicht die Gewaltbereitschaft. Es fehlen die kleinen Sprüche und Sager, die Emotionen hochkochen lassen.
Eishockey ist sowohl am Ritten als auch in Bozen zu einer Insiderveranstaltung geworden. Die Zuschauer sind mehr Fachleute als Fans. Spielzüge werden analysiert, zerlegt, durchdiskutiert. Spontane Emotionsausbrüche sind Mangelware. Weil es keinem der beiden Vereine gelingt, eine neue, fanatische Fanschicht anzusprechen.

Das ist auch der Grund, wieso nach einem solchen Spiel mehr Kommentare zu den Mängeln, als die Freude über einen verdienten Sieg aufkommen. Gut für alle, die schreiben. Denn Bad News are Good News. Ob das der Bewegung weiterhilft bezweifle ich.

Dabei habe ich beim Spiel mehr Licht als Schatten gesehen: Ritten spielte ein ausgezeichnetes erstes Drittel. Hat Bozen überrascht. Hätte man Bozen ins Spiel kommen lassen, der Ausgang wäre ungewiss gewesen. Weil Bozen taktisch ausgezeichnet eingestellt ist. Ob mit Flynn oder ohne. Wenn der Bozner Express Fahrt aufnimmt, dann spielt er sich in Rage. Und dann reichen zwei Drittel aus, um ein Spiel zu gewinnen.
Deshalb war Ritten gut beraten und hat das einzig richtige getan: Von Beginn an Druck gemacht. Den Meister nicht aufkommen lassen. Hat das Spiel unberechenbar gemacht: Sowohl bei Tempowechseln beim Spielaufbau als auch durch aggressive und konsequente Störarbeit.
Und hat Charakter bewiesen und die fast schon obligate Schwächephase im zweiten Drittel selbst überwunden, sich gefangen, und bis zu letzt einen doch souveränen Eindruck hinterlassen.
Klar ist noch nicht alles eitel Sonnenschein. Doch zumindest das Ergebnis ist schon einmal positiv. Und muss nicht schlecht geredet werden. Zumindest nicht von Rittner Seite.

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