Dienstag, 9. Juli 2013

Mit Vollgas dem Abgrund entgegen

Das Problem, wenn sich eine Todesspirale zu drehen beginnt: Am Anfang ist es noch lustig, Karrusell zu fahren. Dann, wenn einem langsam schlecht wird, weil sich das Rad schneller dreht, meint man, den Brechreiz überwinden zu können, wenn man sich nur gut genug zusammen reißt. Und dann, wenn man sich die Seele aus dem Leib kotzt, dann ist es zu spät, weil man nicht mehr herauskommt aus dem sich drehenden Rad.

Genau so ist es beim italienischen Eishockey. Das Problem ist nicht, dass der HC Bozen die Liga verlassen hat. Das Problem ist, dass man nach dem Verlassen des Sündenbocks noch einmal beschleunigt hat und anstatt zu lernen, nun die gleichen Fehler noch einmal macht. Nur dieses Mal richtig. In vollem Bewusstsein. Mit Vollgas gegen die Mauer. Wenn es schon krachen muss, dann aber richtig. So richtig mit Bums!

Und das Schlimmste ist: Alle fahren mit. Niemand steigt aus. 
Es wird den Hunden recht gegeben, die am lautesten bellen. 
Mailand und Valpellice fordern neun Ausländer? Weil sie sonst nicht mehr mitspielen wollen? "Va bene, signori," könnten sie Südtiroler sagen. "Das wars für uns. Wir steigen aus. Unter diesen Umständen spielen wir nicht mehr mit." Denn: Mailand und Valpellice brauchen Ritten, Sterzing und Bruneck gleich, wenn nicht noch mehr, als umgekehrt.

Mit welcher Begründung man hätte aussteigen können?
Vielleicht mit dem Argument, dass man vor weniger als drei Monaten noch hochoffiziell beschlossen hatte, einen neuen Weg gehen zu wollen. Dass man vor drei Monaten noch hoch und heilig geschworen hatte, die Zahl der Transfercardspieler nachhaltig zu reduzieren.

Wie hatten die Serie A2 Vereine doch Recht, als sie sich nicht eingelassen haben, auf ein Geschäft mit den Unverbesserlichen! Wie hatten sie doch recht, nicht in das Casino der Bruchpiloten einzutreten!
Was hatte Bozen doch recht, auszusteigen aus einer Liga, in der gleich viel Transfercards eingesetzt werden wie in der EBEL! Nur mit dem Unterschied, dass die EBEL Perspektiven bietet.

Und wo sind die Südtiroler Prediger in der Wüste? Die Gutmenschen, die das Eishockey nachhaltig verbessern wollen, um für die eigene Jugend Platz zu schaffen?
Dem Traum vom Titel nachjagend, die Wand nicht sehend, die da mitten auf der Fahrbahn steht, steuern sie geradewegs darauf zu. Um dann, am Ende der Saison, wieder mit leeren Händen dazustehen. Das zu behaupten muss ich kein Prophet sein.

Was ist geblieben von der geradezu euphorischen Aussendung vom 13. April? Lippenbekenntnisse, denen schon lange keiner mehr Glauben schenkt.
Und der definitive Beweis: Nämlich, dass Bozen ganz sicher nicht Schuld ist!

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