Nach der Vorrunde in der EBEL ist es an der Zeit,
Zwischenbilanz zu ziehen. Dabei werde ich nicht auf den sportlichen Aspekt
eingehen. Denn sportlich war das neue Abenteuer für den HC Bozen, oder HCB
Südtirol, ein voller Erfolg. Als Einsteiger nach der Regular Season auf dem
vierten Tabellenrang zu stehen, das ist ein Ergebnis, das man sich ganz sich
nicht hat erwarten können.
Doch wurden die anderen Ziele, die sich der Verein
gesteckt hat, erreicht?
Zuschauerzahl:
Der Schritt in die EBEL wurde vom Vereinsboss Dieter
Knoll vor der Saison damit erklärt, dass man die Zuschauerzahlen bei den
Heimspielen erhöhen will. Das Ziel wurde herausgegeben, 2.500 Zuschauer für Heimspiele zu gewinnen. Dieses Ziel wurde ganz klar verfehlt: Insgesamt kamen
43.480 Fans zu den Heimspielen des HCB – das sind im Schnitt 1.976 pro Spiel.
Im Vergleich zum Vorjahr zwar eine Steigerung (Zuschauerschnitt 2012/13
Vorrunde: 1.125), aber nicht im erhofften Ausmaß. Der EBEL Spielplan hat
sicherlich das Seine dazu beigetragen: Denn nach wochenlangen Auswärtstourneen
mussten dann innerhalb von wenigen Tagen drei Heimspiele ausgetragen werden –
das mag in Großstädten funktionieren, in Bozen funktioniert es nicht. Doch der
Spielplan allein ist daran sicher nicht schuld: Auch in dieser Saison fehlte
beim HCB gezielte PR Arbeit und Bewerbung des Produktes. Auf eine aktuelle
Homepage mussten Fans und Liga bis zu Weihnachten warten, damit wurde viel
wertvolle Zeit verloren – und der Schwung, der aus dem Neustart hätte gewonnen
werden können, ging verloren.
Neugierde über Fanmentalität:
Viele der Zuschauer kommen zu aus
Neugier den Heimspielen des HCB. Es wird ausgezeichnetes Eishockey geboten – Eishockey auf einem
Niveau, das in Italien lange vermisst wurde. Aus diesem Grund kommen viele
Eishockeyliebhaber nach Bozen, die Eishockeyfans, aber nicht Bozen Fans sind. Dieser
Effekt wurde unterschätzt und man hat es die letzten 22 Heimspiele verabsäumt, Zuschauer
- Bindungsmaßnahmen zu ergreifen und diese Neugier an den Verein zu binden.
Weshalb Bozen sich kein Stammpublikum schaffen konnte, auf das er in Zukunft
verlässlich bauen kann. Es wurde verabsäumt, Eishockey mit Emotionen und
Überraschungen zu verbinden, das gute Grundprodukt wurde nicht mit einem
Zusatzangebot verbunden.
Was vor allem im Pustertal geschaffen wurde, ist in der
Landeshauptstadt noch nicht angekommen. Es geht nicht darum, das Erfolgskonzept
aus Bruneck zu kopieren – Vielmehr geht es darum die Funktionsweise dahinter zu
kapieren. Bindung entsteht nicht durch ein nahezu perfektes Grundprodukt –
Emotionen entstehen durch einzigartige Zugaben – die sich ändern dürfen – und müssen.
Professionalität und Kommunikation:
Wer gehofft hat, durch den Einstieg in die EBEL würde
sich beim HC Bozen grundlegendes ändern, der wurde eines besseren belehrt. Nach
wie vor hat man den Eindruck, dass in Bozen viel improvisiert wird. Zwar wurde eine
Management Position geschaffen, die sich bemüht, doch man kann sich des
Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei dieser Position mehr um eine
Feuerwehrstelle handelt, als um eine Stelle, von der aus gestaltet wird und die
sich um die Kommunikation nach außen kümmert. Wie man Bozen und sein Umfeld
kennt wird das für die nächste Zukunft auch grundsätzlich nicht geändert
werden. Dadurch geht viel Energie und Enthusiasmus verloren. Eine große Chance
ist vertan – Leider.
Grundsätzlich ist das EBEL Projekt in Bozen nach wie vor der
einzig richtige Weg – von dem auch in den nächsten Jahren nicht abgegangen
werden darf. Allerdings – wer im ersten Jahr sportlich so erfolgreich war, der
darf muss sportlich erfolgreich bleiben. Und der darf sich ruhig auch Gedanken
darüber machen, wie er mehr Freunde und echte Fans gewinnen kann.
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