"Meinst Du mich damit?"
"Klar meine ich dich damit. Du tust ja alles, um deinen
Freunden zu gefallen."
"Ist das schlimm?"
"Nein, es wäre nicht schlimm, wenn Du es für dich tun
würdest. Doch in deiner Rolle…"
"Was willst Du mir unterstellen?"
"Ich unterstelle dir gar nichts. Es ist doch offensichtlich,
dass es so ist."
"Hast Du dafür irgendeinen Beweis?"
"Nein! Denn, das muss ich dir lassen, dafür machst Du es
zu dezent. Ohne dich zu exponieren. Doch das, was dir nicht gefällt, das findet
nicht statt."
"Da bin ich doch nicht der einzige. Das ist meine
Freiheit."
"Ich kann dir noch nicht einmal unterstellen, dass Du Geld
dafür nimmst. Nein: ich bin mir sicher, dass Du kein Geld dafür nimmst. Denn
auch wenn Du beeinflusst, wo es auch nur irgendwie geht, bestechlich bist Du
nicht. Noch nicht."
"Was willst Du damit sagen?"
"Gar nichts!"
"Was willst Du mir unterstellen?"
"Ich unterstelle nicht. Ich weiß nur, dass jeder seinen
Preis hat. Und wenn schon nicht monetär, dann doch sein Ego."
"Schon wieder so eine Unterstellung. Du sollst nicht von
dir auf andere schließen."
"Wie meinst Du das?"
"Nur weil Du bestechlich bist, müssen das doch nicht alle
sein!"
"Ich bin doch gar nicht bestechlich. Du kennst meine Art. Meine
Art ist höchst undiplomatisch. Und ich habe noch nie Geld genommen!"
"Aber Du hast dich auf ein Bier einladen lassen!"
"Allerdings. Doch ein Bier ist doch noch lange keine
Bestechung!"
"Bist Du dir das sicher?"
"Klar bin ich mir das sicher!"
"Und wo beginnt dann für dich die Bestechung? Ab einem
bestimmten Betrag?"
"Willst Du mir damit sagen, dass Du dich noch nie auf
einen Drink hast einladen lassen?"
"Natürlich will ich das nicht sagen. Doch ich will damit
nur sagen, dass Du nicht besser bist als ich. Dass Du im Grunde nur gleich
bestechlich bist, wie ich es deiner Meinung nach sein soll!"
"Nein, das bin ich nicht!"
"Und worin besteht der Unterschied?"
"Der Unterschied besteht darin, dass ich das sage, was ich
denke, und nicht an die Konsequenzen denke. Ja, ich rechne sogar damit, mich
unbeliebt zu machen!"
"Und deshalb bist Du weniger bestechlich?"
"Nach meiner Ansicht nach schon!"
"Nach meiner Ansicht nicht: Denn Du schaffst dir
Feindbilder und pflegst sie. Es würde dir nie über die Lippen kommen, dass
etwas, das Du verteufelt hast, auch seine guten Seiten hat. Du würdest nie
einen Fehler zugeben!"
"Das ist eine Unterstellung! Ich habe schon Fehler
zugegeben!"
"Wann war das? Das muss ich versäumt haben!"
"Naja, konkret fällt mir das kein Beispiel ein. Aber ich
habe schon Fehler zugegeben! Und wieso reden wir jetzt überhaupt von mir? Du
bist es doch, der immer alles versucht schön zu reden!"
"Na und, damit bin ich dein perfekter Gegenpart! Denn Du
versuchst immer alles schlecht zu machen!"
"Tue ich nicht!"
"Doch, das tust Du!"
"Aber was hilft es denn, alles schön zu schreiben?"
"Was hilft es, alles schlecht zu reden? Hat sich dadurch
schon einmal etwas verbessert? Wurde dadurch eine einzige Entscheidung
zurückgenommen?"
"Aber wenn es doch schwachsinnig ist…"
"…klar ist es schwachsinnig. Doch die Leute sind gescheid
genug zu sehen, dass es schwachsinnig ist. Ich denke, die Architekten des
Schwachsinns haben es selbst verstanden, dass es schwachsinnig ist. Aber
natürlich werden sie es nicht zugeben. Wenn sie es zugeben würden, sie könnten
es jetzt nicht wieder rückgängig machen. Das Bad ist ausgeleert – samt Kind. Hast
Du schon einmal versucht, mit Waschlappen die Wanne neu zu füllen?"
"Nein, das habe ich nicht. Aber wem hilft es, es zu
verteidigen? Dann kommen Die doch auf die Idee, es nächstes Mal noch einmal so
schwachsinnig voran zu treiben."
"Nein, das werden sie nicht versuchen. So viel Intelligenz
haben sogar DIE. Ich meine: Sie haben gesagt, ihre Idee würde die Stadien
füllen und die Vereine würden diese Einnahmen brauchen. Hat sich das
bewahrheitet? NEIN! Und dadurch, dass ich den Schwachsinn nicht kommentiert
habe, habe ich keine Angriffsfläche gegeben, mir die Schuld in die Schuhe zu
schieben. Das musst Du doch verstehen. Du weißt, wie sie sind."
"Aber mich macht es einfach verrückt, wie mit Gewalt
versucht wird, das alles auch noch schön zu schreiben."
"Steh doch einfach drüber. Da sind ganz einfach
persönliche Interessen dahinter. Selbstdarstellung auf der einen Seite, dann
auch noch wirtschaftliche Interessen – Du weißt, was ich meine. Manchmal, aber
nur manchmal, mache auch ich mir meine Gedanken darüber. Doch nur ganz kurz.
Dann gehe ich nach draußen, rauche meine Zigarette – und habe es schon vergessen.
Glaub mir – damit lebt es sich leichter."
"Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Also ist schweigen
doch Gold?"
"In diesem Fall ganz sicher."
Kurze Pause.
Nachdenkpause sozusagen.
"OK, werde versuchen, es zu beherzigen. Trinken wir noch
ein Bier?"
"Ja, denke, das ist eine gute Idee. Wer zahlt?"
"Na, der da drüben…"
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