Montag, 7. Januar 2013

Bestandsaufnahme nach zwei Wochen Weihnachten

Hat die Weihnachtssaison die Karten in der laufenden Eishockeymeisterschaft neu gemischt? Haben sich die Kräfteverhältnisse signifikant verschoben? Oder waren die vergangenen zwei Wochen nur eine Momentaufnahme, die keinerlei Aussagekraft über den Meisterschaftsausgang haben werden? Eine Analyse der drei Südtiroler Mannschaften.

HC Fiat Professional Wölfe

Der HC Pustertal ist gut in die Saison gestartet. Und spielt auch jetzt noch erfolgreiches Eishockey. Damit haben die Pusterer verdient die Vorrunde gewonnen. Aber: Die Mannschaft ist nicht mehr so dominant wie zu Saisonsstart. Ein Grund hierfür: Das spielerische Element und die Selbstverständlichkeit der gewohnten Leichtigkeit sind verloren gegangen. An ihre Stelle ist der Kampf und die Verkrampfung getreten. Ob es allein am Fehlen eines spielerisch starken Centers liegt wage ich zu bezweifeln. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Erwartungshaltung zu hoch ist, was auch die Mannschaft zu spüren bekommt. Wobei: Mehr als die Tabellenführung kann man nicht erreichen. Also ist die höchst mögliche Erwartung eigentlich erfüllt.
Mich erinnert die Situation an Ritten nach den erfolgreichen Jahren: Auch dort spielte die Mannschaft durchaus noch erfolgreich vorne mit, doch der Anspruch des Publikums war nicht nur eine gute Tabellensituation, sondern auch ein tänzerisches Spiel. Und daran zerbrach Ritten Sport vor drei Jahren. Und ist nun auf der Suche nach einer Neuausrichtung.
Was die Fans des HCP daraus lernen könnten? Dass man den Tag genießen soll und nicht immer das nächst höhere fordern darf. Denn ansonsten zerplatzt, was in Jahren aufgebaut worden ist.
Die Unruhe, die im Umfeld der Mannschaft und im Stadion zu spüren ist für mich der Hauptanlass, im HC Pustertal keinen Meisterschaftskandidaten mehr zu sehen. Pat Kavanagh und seine Leistungen hin oder her. Pat Iannones Nicht Leistungen auf oder ab. Ich bin auch überzeugt, dass ein Superstar daran nichts ändern wird. Wenn nicht Ruhe außerhalb des Kartons herrscht.

HC Bozen

Sicherlich die Mannschaft, die am meisten gefordert wird. Weil sie am meisten Spiele von allen Mannschaften bestreiten muss. Das Doping der Mannschaft ist abgereist und wird wohl allen Eishockeyfreunden positiv in Erinnerung bleiben. Mit seiner Abreise kommen wieder die Probleme auf, die schon vor seiner Ankunft bestanden: Eine zu kurze Spielerdecke, vor allem in der Verteidigung und daruas resultierend chronisch müde Defensivspieler. Hjalmarsson stand teilweise 40 Minuten am Eis. Was einer Doppelschicht entspricht. Ihn zu ersetzen braucht es, körperlich gesehen, zwei neue Spieler. Denn bei allem Respekt: Fabris und Oberdörfers Füße sind zu klein, um in die Fußstapfen des Wikingers zu steigen.
Worum es mir leid tut ist der Zeitpunkt, zu dem die Probleme wieder akut werden: Das Erreichen des Finalturniers im Continental Cups war ein großer Schritt des HC Bozen und gut für die gesamte Liga. Und wie sich Bozen beim Halbfinalturnier präsentiert hat konnte man sich durchaus Hoffnungen machen, dass auch in Donetsk die eine oder andere Überraschung gelingen könnte.
Nach der kräfteraubenden Weihnachtszeit aber könnte das Abenteuer ein ganz bitteres Erwachen werden.
Was Bozen außerdem enorm schadet: Das Ende des NHL Lockouts. Nicht, weil Niklas Bozen verlassen hat. Das hätte er auch ohne Beendigung des Arbeitsstreits. Aber: Weil nun der Markt neu aufgemischt wird und gute Spieler in allen Ligen gebraucht werden. Weshalb die zu zahlenden Honorare in astronomische Höhen schnellen werden, weil viel gepokert werden wird und weil die Zeit bis zum Ende der Transferaktivitäten verdammt kurz wird.
Titelverteidigung für den HCB? Brian McCutcheon würde es sicherlich möglich machen. Weil er der Beste hinter der Bande ist. Aber ein Fragezeichen bleibt: Nämlich ob die Beine (Spieler) dahin laufen können, wohin der Kopf will. Und da bin ich eher skeptisch.

Ritten Sport

In Klobenstein wird man sich daran gewöhnen müssen, dass es keine schönen Spiele zu sehen gibt und dass viel nach Improvisation aussieht. (Auch das Valpellicespiel war, unter technischen Gesichtspunkten kein Gustoctückerl, wohl aber nach wie vor eine hervorragende Show für die Zuschauer.) Aber: Die Mannschaft ist erfolgreich. Und zeigt sich seit einigen Spielen ausgesprochen treffsicher. Und wenn man eines nicht unterstellen kann dann, dass die Buam kein Kämpferherz hätten: Rückstände wecken den Tiger in ihnen und erfolgreiche Aufholjagten schweißen zusammen.
Wie lange allerdings diese extrem kräfteraubende Art Eishockey zu spielen aufgeht, ohne Tribut zollen zu müssen, bleibt abzuwarten.
Von einer Mannschaft, die vier Defensivspieler aus dem Ausland im Roster hat könnte man sich eigentlich erwarten, dass sie hinten ein bisschen kompakter steht und weniger Tore kassiert.
Auf jeden Fall hat, in der heutigen Momentaufnahme Ritten Sport die besten Karten den Olymp des italienischen Eishockeys zu erreichen. Auch, wenn es ein Problem gibt, das Ritten schon seit längerem verfolgt.
Und damit meine ich nicht den Ausfall von Ryan Ramsay...


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