Mittwoch, 6. November 2013

EBEL vs Elite A: Unterschied nicht bei Spielern, sondern bei Spielen

Es sind nicht die Spieler, die den Unterschied zwischen EBEL und Elite A machen, sondern die Spiele. Denn in der Elite A sind zahlreiche Mannschaften, die, mit leichten Ergänzungen, vom spielerischen Potential her mithalten könnten. Vielleicht nicht an der Tabellenspitze. Aber durchaus im guten Mittelfeld.

Gutes Spielermaterial gegen fehlende Bereitschaft, modern zu spielen

 Asiago zum Beispiel. Oder Pustertal. Mit Abstrichen auch Ritten. Bei der Mannschaftszusammenstellung wird in der Elite A nicht gekleckert. Da wird geklotzt. Vor allem die ersten beiden Angriffs-Formationen würden sich durchaus für einen Einsatz in der höher eingeschätzten EBEL anbieten.
Hinten hinaus – damit meine ich die dritten und vierten Linien - wird es freilich ein bisschen mager. Wohl auch, weil in der heimischen Liga die gesamte Feuerkraft auf Linie 1 und 2 konzentriert wird.
Die eklatantesten Unterschiede im Ligenvergleich ergibt sich also nicht in der Qualität des eingesetzten Spielermaterials. Sondern wie das zur Verfügung stehende Potential eingesetzt wird: Die Wechsel in der Erste Bank Eishockey Liga sind kurz – aber intensiv – während in der Elite A die Spieler ein bisschen länger auf Eis bleiben dürfen, in der Hoffnung, dass sich eine Chance ergeben könnte.

Zufall gegen Studium

Und dieses „ergeben könnte“ spiegelt den taktischen Ansatz in der höchsten italienischen Eishockeyliga wider: wo viel zu viel General Zufall das Kommando hat. Es wird vor allem auf den Instinkt der Spieler gesetzt und weniger auf ein gut durchdachtes und stimmiges taktisches Gesamtkonzept, in dem der Spieler vor allem die Aufgabe hat, die Vorgaben des Trainers zu erfüllen.
Während vor allem bei intensiven Spielen in der EBEL ganz einfach der Unterschied darin liegt, dass erfolgreiches Eishockey durch schnelle Passkombinationen erreicht wird, nehmen sich die Spieler in Italien die Zeit, die Scheibe anzunehmen, zu schauen, zu laufen und dann erst zu spielen. Mit dem Ergebnis, dass die Angriffsversuche stocken und nach Stückwerk aussehen und sich allzuoft in phantasielosem und ungefährlichen Passspiel in den Ecken aufreiben.
Der Vorteil beim italienischen Modell sind teilweise sehr schöne Tore durch Einzelaktionen, wobei diese allerdings zu selten sind, wohl auch weil die Qualität der Tormänner insgesamt stetig zunimmt.

Urlaubsfeeling gegen Leistungsbereitschaft

Ein weiterer Unterschied zwischen den Ligen liegt darin, wie die einzelnen Spieler, vor allem die nominellen Leistungsträger, an die einzelnen Herausforderungen herangehen. In Italien ergibt sich leider allzuoft der Eindruck, dass Spieler nicht fokussiert in die Partien gehen und ihren Job überheblich angehen. Dieses Einstellungsproblem überträgt sich auf die weniger talentieren Mitspieler – was vor allem im Fall von Nachwuchsspielern ein ernst zu nehmendes Problem darstellt. In letzter Konsequenz überträgt sich dieser fehlende letzte Wille auch auf die Zuschauerränge, mit der Folge, dass die Begeisterung abnimmt.
Es ist nämlich nicht schlimm, wenn die eigene Mannschaft einmal nicht gewinnt, wenn man als Zuschauer das Gefühl hat, die Akteure hätten alles versucht, um sich gegen die Niederlage zu wehren.
Italien hat kein Qualitätsproblem auf dem Eis. Zumindest nicht, was die Transfercardspieler betrifft. Italien hat in vielen Fällen ein Trainerproblem, das sich darin zeigt, dass die Spieler unmotiviert das Spiel beginnen, und zu wenige Elemente modernen Eishockeys zu sehen sind.
Das Problem auf der Bank ist aber vor allem ein Problem für die Zukunft: Denn wenn Jugendspieler sich nach dem Einbau in die erste Mannschaft taktisch nicht weiterentwickeln können, dann werden sie nie Führungsrollen übernehmen können. Das moderne Eishockey beinhaltet nämlich die große Chance für jeden Spieler, der die Basics beherrscht, sich einem System unterzuordnen und dann zu überzeugen, wenn er die Aufgabe erfüllt, die sein „Dirigent“ für ihn vorgesehen hat.



Nachwuchsintegration als Ausrede

Dieses Problem vor allem für die Nachwuchshoffungen sollte nicht unterschätzt werden. Denn dass Südtiroler durchaus das Potential haben, auch im Ausland zu spielen, das beweist die Gegenwart. Bedenklich ist allerdings der Umstand, dass ambitionierte Nachwuchshoffnungen ins Ausland gehen müssen, um sich voll entwickeln zu können. Viele Vereine in Italien leisten gute Nachwuchsarbeit und investieren in diesen Bereich. Aber es fehlt der letzte Schliff zwischen Jugendbereich und erster Mannschaft. So lange von verantwortlicher Stelle erklärt wird, dass eine Mannschaft hinter den gesteckten Erwartungen nachhinkt, weil die Jugend eingesetzt wird, so lange muss das als Beweis gelten, dass der Trainerjob ungenügend erfüllt wird: Denn es darf keinen Zwang geben, die Jugend einzusetzen, sondern es muss vielmehr den Ehrgeiz des Coaching Staffs geben, den Nachwuchs so zu integrieren, dass es nicht Ballast, sondern Bereicherung ist.

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