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Freitag, 7. September 2012

Unersetzlichkeit des Menschen oder Beamtenmikado

Der Sieger im Beamtenmikado
Noch zwei Wochen bis zum Tag X, bis zum Start der neuen Eishockeysaison. Die italienische Eishockeybewegung ist (noch) relativ entspannt und ruhig. Abgesehen davon, dass die Bürokraten zicken. Auf allen Ebenen. Und ihrem Ruf wieder einmal gerecht werden. Das schöne bei der Sache: der Beweis, dass Beamte auf allen Ebenen und in allen Staaten nach den gleichen Regeln (nicht) arbeiten.

Es geht um die Transfercardspieler aus Übersee, die heuer den komischen Papierkrieg einfach nicht gewinnen können. Und es betrifft nicht nur einen Verein, sondern gleich mehrere und das aus verschiedenen Ligen. Die Überseespieler sitzen in ihrer Heimat fest und warten auf einen Zettel. Die neuen Arbeitsgeber warten, und warten und telefonieren, und wichtige Eingewöhnungszeit mit dem neuen Personal geht verloren.

Nein, wir reden nicht vom Brieftaubenzeitalter, wo ein Sonnensturm die Orientierung der Brieftauben so durcheinandergewirbelt hat, dass sie nicht mehr nach Hause findet. Wir reden vom Jahr 2012. Der Heilige Sankt Bürokratius ist international geworden – und das in einer Zeit, wo Informationen, Stempel und Unterschriften in digitaler Form mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus geschickt werden könnten. Wir reden von einem Zeitalter, in dem Medien und neue Kommunikationsmittel das Leben der Menschheit erleichtern sollten.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir die Rache der Menschen erleben – eine Revolution der Beamten, die beweisen wollen, wie unersetzbar sie sind. Die über die Verzögerungstaktik belegen wollen, dass der schnellste Rechner nix nützt, wenn der Sachbearbeiter eine lange Leitung und noch längere Kaffeepausen hat.

Liebe Beamte, wenn ihr das lest – sicher während der Arbeitszeit – ich kann euch im Namen aller Regierungen dieser Welt versprechen: Wir wollen euch nicht einsparen und wir wissen, wie wertvoll ihr seid und wie unersetzlich euer Wohlwollen ist. Keiner will sich mit euch anlegen. Und, damit spreche ich auch für meine Leser, jeder einzelne von uns gönnt euch jeden Cent, den ihr aus unseren Steuergeldern bekommt.


Aber eine Bitte hätte ich doch, nicht für mich, sondern für alle, die das italienische Eishockey lieben: macht euren Job (so langsam ihr wollt, aber verdammt noch mal: MACHT IHN!!!) und geht uns mit eurem Nichtstun nicht länger auf den Sack!!!! 

Donnerstag, 5. Juli 2012

Die große Show im Circus Maximus oder das Prinzip von Panem et Circenses


Chronisten berichten von Wagenrennen im Alten Rom, wo die Roten gegen die Grünen wetteiferten, hohe Wetteinsätze gespielt wurden, horrende Siegesprämien ausbezahlt wurden. Diese Rennen im Circus Maximus unterhielten den Pöbel und hielten ihn ruhig. Waren aber gleichzeitig auch die Bühne, um Politik zu betreiben, um Netzwerke zu spinnen, um Macht aufzubauen und zu festigen. Die Sportveranstaltungen kosteten den Sponsoren eine Menge Geld. Doch nicht die Liebe zum Sport (die hätte man damals schon billiger haben können), sondern persönlicher Ehrgeiz waren Ausgangspunkt und Motivation.


Was soll dieser Exkurs in längst vergangene Zeiten? Beim Schreiben des letzten Blogeintrages ist mir ein Zweifel gekommen: was treibt Vereinsverantwortliche dazu, einen Eishockey Serie A Verein in Italien zu betreiben? Was bringt Vereinsverantwortliche in Aller Welt dazu, Profisport zu finanzieren? Wollen sie wirklich den Fans eine gute Show bieten? Warum werden dann die Fans nicht ernst genommen? Warum wird dann nicht in die Zuschauer investiert und zumindest so getan als versuche man, die Stadien zu füllen?

Klar: es wird immer behauptet, Sport habe einen sozialen Charakter, verbessere die Welt, bringe die Jugend von der Straße. Diese Argumentation mag gelten – für den Breitensport. Aber sicher nicht für den Profisport, der im Grunde auch keine Wertschöpfung in die Region bringt, sondern, im Gegenteil, große ökonomische Mittel vom Clubstandort aus verteilt. Meist auf Niemehrwiedersehn. Oder gereicht es einer Region wirklich zum Vorteil, wenn ein Großteil der Investitionen nach Übersee geht? Wenn ein Gutteil der Gelder auch noch am öffentlichen Interesse (den Steuern) vorbeigeschleust werden, obwohl immer mehr Mittel aus eben der öffentlichen Hand herausgebettelt werden?

Kann es sein, dass das Eishockey für die, die meinen, es sich leisten zu können, Spielzeuge sind, die Zeitvertreib, gesteigertes Selbstwertgefühl und Macht vermitteln? Kann es sein, dass sie sich, ähnlich wie die Patrizier des Alten Rom, vom Pöbel zujubeln lassen wollen und daraus eine Zustimmung für ihre politischen Ambitionen ableiten? Kann es sein, dass die Scheinwelt Serie A1 aus einer Scheinwelt in den Köpfen der Bosse entsteht?
Mag alles sein. Es zu hinterfragen könnte aber gefährlich werden. Auch im Circus Maximus wurde nicht nachgefragt – sondern genossen und debattiert. So sollten wir Zuschauer es heute auch halten. Und darauf hoffen, dass zu den Spielen auch noch Brot kommt. Und- man will ja nicht unverschämt sein- aber ein bisschen Fisch wäre auch nicht schlecht. Und wir sollten den Gönnern zujubeln und danken, für die Spiele – und sie im Glauben belassen, dass sie etwas für die Allgemeinheit wertvolles tun. Damit ihr Gewissen beruhigt ist, wenn sie nach öffentlichen Mittel schreien, um ihrer persönlichen Scheinwelt nachjagen zu können. Und wie beleidigte Kinder in der Ecke schmollen, wenn sie keinen Lutscher bekommen und damit drohen, das Spielzeug nicht mehr teilen zu wollen.

Das ist der Unterschied zum Alten Rom. Dass man damals für eigene Entscheidungen noch selbst Verantwortung übernommen hat. Und nicht in der Res Publica Verantwortliche und Schuldige gesucht worden sind. Vielleicht sollte man aus diesem Grund wieder Wagenrennen einführen…