Samstag, 23. März 2013

Problembesprechung: Image des Italienischen Eishockeys

Ich weiß: In Finalzeiten sollte man besseres zu tun haben, als über Eishockey im Allgemeinen zu philosophieren. Doch für die Südtiroler ist die Saison bereits zu Ende. Und so bleibt ein bisschen Zeit, über das italienische Eishockey nachzudenken.

Die Frage, die sich mir stellt: Wie ist das Niveau der Liga?

Viele behaupten: grottig.

Ich bin der Meinung: so schlecht ist es gar nicht. Es wird nur eines: chronisch schlecht geredet. Meistens sogar von Menschen, die mitten drinnen stehen. Und es besser wissen müssten.
Das Argument: Das waren noch Zeiten, als die Ausländer die Liga gerockt haben. Spieler, die durch die gegnerischen Reihen getanzt sind und mühelos sechsmal pro Spiel eingenetzt haben.
Meine Meinung dazu: Das hat nix mit Niveau zu tun. Das hat mit dem Nicht-Niveau der damaligen Restspieler zu tun. Die kein Mittel gefunden haben, einen Express zu stoppen.
Heute noch denkbar? Jein, teilweise. Aber der Champion, der kommen muss, der muss von Weltformat sein. Weil das Eishockey anders geworden ist. Und weil in der Zwischenzeit jeder Serie A1 Spieler eislaufen kann. Was in den achtziger und teilweise neunziger Jahren nicht der Fall gewesen ist. Noch nicht einmal für einen Einsatz in der Nationalmannschaft war das Beherrschen des Eislaufens eine Voraussetzung.

Ich bin überzeugt, dass die italienischen Vereine weder in der EBEL noch in der 2. Deutschen Bundesliga eine schlechte Figur abgeben würden. Das sind immerhin Ligen, die in italienischen Breiten hochgejubelt werden. Aber wo doch auch nur mit Wasser gekocht wird. Vielleicht würden die Teams nicht um den Titel mitspielen. Aber für die Playoffteilnahme würde es allemal reichen.

Wieso wird das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt?

Weil es nicht körperlich ist. Und da trifft die Vereine keine Schuld. Fakt ist aber leider, dass die hiesigen Schiedsrichter Null-Tolerance mit Null-Körperkontakt verwechseln. Die Folge ist körperloses Spiel und der Eindruck, es sei deswegen weniger intensiv. Wollte man das italienischen Eishockey internationaler machen, die Unparteischen müssten internationale Fortbildungen machen. Und sich nicht die eigene, italienische, Regelauslegung als Evangelium aufdoktrinieren.
Vielleicht sollte man als Denkanstoß einmal darüber diskutieren, den Schieri-Chef zu ersetzen.
Weil er auch in der abgelaufenen Spielzeit bewiesen hat, dass ihm der Status Quo passt.
Ich gehe sogar noch weiter: Er hat bei den Schiedsrichteransetzungen - sowohl in der ersten als auch zweiten Liga – in den Halbfinalspielen gezeigt, dass er beweisen will, dass er sich an niemanden zu halten hat. Und er hat nicht die besten seiner Leute geschickt.
Doch in Italien hat man gelernt: Über Schiedsrichter und deren Leistungen spricht man nicht.

Wieso wird das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt?

Weil Dilettanten den Sport führen. Wie sollen Vereine nachhaltig arbeiten, wenn am Ende einer Saison noch nicht feststeht, wie die nächste aussehen wird? Tragisch an der Sache: Es sind die Vereine selbst, die diesen Dilettantismus unterstützen, ja, selbst Teil davon sind.
Der Eishockeysommer 2013 wird so verlaufen (wobei ich ausdrücklich erkläre, weder gependelt zu haben, noch eine Kristallkugel zu besitzen): Einschreibefrist für die Vereine bis 30. Juni. Die Frist wird bis Ende Juli verlängert, weil einige Vereine noch nicht wissen, ob sie spielen werden oder nicht, weil Verträge mit den Stadienbetreibern geschlossen werden müssen bzw. weil man die öffentliche Hand entsprechend erpressen muss. Bis Mitte August wird ein provisorischer Spielplan ausgearbeitet werden, wobei noch nicht definitiv feststeht, mit wie vielen Ausländern gespielt werden darf. Der Ruf nach einer Privatliga wird laut (so wie jedes Jahr) – doch der Ruf wird wieder ein Jahr lang verstummen (bis in den August 2014).
Die Lega ist gescheitert: Das ist ein Stammtisch der Vereinsvertreter, wo große Projekte angesprochen, groß kommuniziert und dann vergessen werden.
Und der Verband ist unfähig ein Machtwort zu sprechen, wäscht sich die Hände in Unschuld und verweist auf das Olympische Komitee und die Lega, weil einerseits internationale Regeln zu respektieren und die Vereine gleichzeitig einander nicht einig sind. Der Verband ist aber gleichzeitig NICHT bereit, Eishockey einen eigenen Weg einschlagen zu lassen.
Die Folge: Nicht nur das Ausland, auch die heimischen Fans belächeln mit Recht das italienische Eishockey als unseriös.

Wieso das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt wird?

Weil die Vereine One-Man-Shows sind. Gemacht von Einzelpersonen, die sich nicht dreinreden lassen wollen. Ob sie was vom Geschäft verstehen? Das italienische Eishockeyimage im Ausland ist Antwort genug.
Wenn man seine eigene Mannschaft von einem Agenten auf Twitter beschimpfen lässt und dann – da gehe ich jede Wette ein – trotzdem noch von ihm Spieler besorgt, dann ist das Antwort genug.
Kritiken von außen?
Nein danke, die sind nicht erwünscht. Denn dann sind die großen Macher beleidigt. „Was erdreistet er sich, ein Urteil fällen zu wollen?“
Klar: Wer die Kohle bringt, der entscheidet, welches Feuer brennt. Und das ist der Grund, weshalb es One Man Shows sind. Und bleiben werden.

Das Traurige: Gerade diese One-Man Show Macher beschweren sich über fehlende Professionalität. Sind aber nicht bereit, den nächstmöglichen Schritt zu machen. Damit meine ich nicht nur die Position des Sportdirektors, der ja scheinbar nicht finanzierbar ist, weil das Geld, das der kostet, besser in Spielern investiert ist, die das wissen, und entsprechend höhere Forderungen an italienische Vereine stellen.
Gemeint ist ein Ligenwechsel, in eine professionelle Liga, wo man sich nicht mehr so einfach über die Abmachungen hinwegsetzen kann. Was hindert Ritten, Bozen und Pustertal daran, gemeinsam einen Antrag um Aufnahme in die EBEL zu stellen? Die Finanzierung?
Das glaube ich nicht, weil eine professionelle Liga auch professionelle Einnahmen garantiert und sichert. Es ist das Wissen, dass es beim Eintritt in die EBEL vorbei wäre mit den One-Man Auftritten. Und da steht dann doch noch das Ego im Weg…

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