Das wohl interessanteste Duell der heurigen Viertelfinalserie: Cortina gegen Valpellice. |
Es ist das wohl spannenste Duell im diesjährigen Playoff: Das Duell Cortina gegen Valpellice. Auf der einen Seite eine Mannschaft, die vor Meisterschaftsbeginn irgendwo zwischen Rang 8 und 9 vermutet worden wäre. Auf der anderen Seite Valpellice, ein Team, das ausgesprochen teuer verstärkt worden ist und wo die Verantwortlichen den Erfolg regelrecht hatten kaufen wollen.
Doch nicht wegen der unterschiedlichen Ausgangslagen was die Mannschaftszusammenstellung und das Budget betrifft ist dieses Duell so interessant. Sondern vielmehr, wegen des Duells hinter der Bande: Stefan Mair trifft auf Ron Ivany. Und damit die Vergangenheit auf die Zukunft.
Der Name Ron Ivany ist im italienischen Eishockey legendär: Er steht für den kanadischen Erfolgstrainer, der mit Härte und Disziplin zum Erfolg kommt. Sein Schlüssel zum Erfolg: er hat den guten Überblick, kennt die Liga seit dreissig Jahren, hat die Entwicklung gesehen und mit gestaltet. Sein Netzwerk im Eishockey ist so gut, dass er zu guten Imports kommt. Aufgrund seiner Erfahrung werden seine Forderungen nicht in Frage gestellt. Denn Ron Ivany hat bewiesen, dass er weiss, wovon er spricht.
Sein Gegenüber ist Stefan Mair. Er steht für den modernen Eishockeycoach. Und obwohl er seit Jahren ausgezeichnete Arbeit als Übungsleiter leistet, ist er im Verständnis der italienischen Eishockeywelt noch immer eine Stufe unter Ron Ivany. Eigentlich unverständlich: denn Stefan Mair hat sowohl in Fassa, in Bruneck als auch in Cortina gezeigt, dass er erfolgreiche Mannschaften formen kann. Dabei hat er das Talent, Imports zu zu finden, die eine Bereicherung für die gesamte Liga sind. Er bringt neue und unbekannte Gesichter, die alle Erwartungen mehr als nur erfüllen.
Der Gewinn des diesjährigen Italiencups war das Meisterstück. Das bewiesen hat, dass Stefan Mair ein Erfolgscoach ist. Mit seiner Truppe hat er sowohl die beiden sehr viel stärker eingeschätzten Gegner aus Bozen und Bruneck geschlagen. Der Schlüssel zum Erfolg ist seine Vorbereitung auf die Spiele: die Gegner werden genau studiert und die Taktik wird gnadenlos auf die Schwachpunkte der Gegner aufgebaut. Voraussetzung: jeder Spieler muss die Aufgabe erfüllen, die ihm sein Coach zuteilt. Er muss nicht denken, keinen genialen Spielzug machen oder zaubern. Dann kommt der Mannschaftserfolg.
Und genau darin liegt der Hauptunterschied zwischen den Coachingsphilosophien: Ron Ivany vertraut auf eine starke Defensive, die das Spiel des Gegners zerstört. Und auf Genieblitze seiner Stars. Sobald seine Schlüsselspieler ausgeschaltet sind, wird seine Mannschaft keine Tore mehr erzielen.
Anders ist das bei Sefan Mair: dadurch, dass er die Schwäche des Gegners kennt, weiß er, wo seine Mannschaft zuschlagen muss. In seinem Konzept sind Ausfälle leichter kompensierbar, weil er für jeden seiner Spieler eine lösbare Aufgabe findet, die wiederum dem Mannschaftserfolg dient. Die Schwäche bei diesem System: der Trainer wird ungleich angreifbarer, weil er sich nicht in sein Konzept hineinreden lassen darf.
Wie auch immer das Duell zwischen diesen beiden Mannschaften und Coachingphilosophien enden wird: beide haben großes geleistet. Nur während beim einen die Erfolge in der Vergangenheit liegen, steht der zweite erst am Beginn einer großen Karriere. Wobei die eine Frage erlaubt sein muss: nämlich, wie lange es dauern wird, bis Stefan Mair als der große Coach anerkannt wird, der er schon heute ist.
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