Donnerstag, 28. Februar 2013

Die Wichtigsten Spiele des Jahres

Langsam, aber sicher, gehen uns Schreibern die Superlative aus: Jedes Spiel wird als das Wichtigste der Saison dargestellt. Und das nicht erst seit Playoff-Beginn. Da wird ein jedes Derby zum wichtigsten Termin des Jahres hochstilisiert. Nun, da es tatsächlich so ist, dass Niederlagen das Saisonsende bedeuten können, werden die Ankündigungen vielleicht nicht mehr so ernst genommen. Für alle drei Südtiroler Mannschaften geht es heute Abend tatsächlich um den Verbleib in der Saison. Weil man im Falle einer Niederlage den Gegner stark macht. Oder weil der Gegner mit einem Sieg tatsächlich schon weiter ist.

Der Rücken an der Wand: Bozen kann sich keinen Fehltritt mehr erlauben.

Wen interessiert es heute, dass der Rekordmeister vor 50 Jahren zum ersten Mal den Thron bestiegen hat? Im Anbetracht der Tatsache, dass die Saison bei einer Niederlage gegen Asiago beendet ist, wohl niemanden. Es stimmt, dass es viele Südtiroler gibt, die es Bozen gönnen würden, wenn sie heute abend ausscheiden würden. Es stimmt, dass unter diesen Südtirolern auch viele Bozner sind. Die sich von einem frühen Ausscheiden einen seriösen Re-Start des Projektes Bozen erhoffen. 
Was sie aber alle vergessen: Dass es noch nicht so sicher ist, dass ein Re-Start ein Anknüpfen an glorreiche Zeiten ist. Im Gegenteil: Es muss erst einmal jemand gefunden werden, der bereit ist, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. 
Ein Weiterkommen von Bozen sollte vor allem die Südtiroler Eishockeyfans glücklich stimmen. Denn das Bozner Weiterkommen ist, ebenso wie jenes des HC Pustertal, die Voraussetzung für ein rein Südtiroler Halbfinale. Das weniger ein Derby, als vielmehr ein Revierkampf zwischen Rudeltier und Aasfresser ist.

Fanbrille Ab: Es geht ums Ganze

Eines sollte bei aller Rivalität nicht vergessen werden: Dass es um das gesamte Liebkind Eishockey geht. Mag sein, dass der eine oder andere Hardcore Fan sich darüber freut, wenn ein Konkurrent aus dem eigenen Land vorzeitig ausscheidet. Doch ist diese Schadenfreude ausgesprochen kurzsichtig. Weil es doch für Südtiroler ein Anliegen sein sollte, dass die Teams aus dem eigenen Land so erfolgreich wie möglich sind. Wenn Bozen beim Conti-Cup weitergekommen ist, hätte man sich ja auch gemeinsam freuen sollen. Da sollte das fair-sportliche Interesse schwerer wiegen, als die eigenen Vereinsfarben. Denn was hat ein Wolf davon, wenn ein Fux nicht mehr mitspielen darf?
 

Endspiel in der Arena Ritten

Es mag stimmen: In der Leitner-Solar-Arena geht ein wichtiges Spiel über die Bühne. Doch um den Pusterer Erfolg mache ich mir viel weniger Sorgen als um den Rittner Erfolg. Weil es für den HCP ausreicht, das Spiel mit genügend Geduld in Angriff zu nehmen: Steter Tropfen höhlt auch den stärksten Beton.
Ritten hingegen hat ein Problem: Weil die "Buam" zwei Spiele hintereinander verloren haben und den Außenseiter aus Cortina stark gemacht haben. Weil Ritten auf einmal irgendwie gehemmt wirkt. Was Schade ist. Weil die Mannschaft vor zehn Tagen noch unbeschwert aufspielte und viel Freude bereitete. Und bewiesen hat, dass sie es kann.
Woher auf einmal der mentale Bremsklotz kommt? Vielleicht daher, dass man sich selbst für unschlagbar gehalten hat? Vielleicht daher, dass alles spielerisch leicht gegangen ist und durch das Kollektiv viel einfach gelungen ist, ohne dass man darüber nachgedacht hat, wieso es funktioniert hat.
Kann es sein, dass man in der Rittner Kabine zu viel will und darüber hinweg das Spielerische verloren gegangen ist? In dem Fall wird es darauf ankommen, die Analyse-Tafel bei Seite zu legen und die Freude wieder in den Vordergrund zu stellen.
 
An diesem Spieltag steht nun nicht mehr das Ende der Serie im Mittelpunkt. Sondern für alle Südtiroler Vereine und für alle Fans geht es zu allererst einmal darum, 60 Minuten erfolgreich zu gestalten. Und alle drei Paarungen mit Südtiroler Beteiligung auf 3:2 zu stellen. Damit Bozen am Samstag noch einmal antreten darf. Und damit Pustertal und Ritten mit breiter Brust und ruhig und ausgeschlafen antreten können. Denn dass die drei Mannschaften das Talent haben, weiter zu kommen, das haben sie in diesem Jahr schon bewiesen...
 
 
  

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