Noch vor einer Woche gab es mehr Fragezeichen als Gewissheiten: Wie wird sich der HC Bozen in der EBEL schlagen? Ist die Mannschaft schon so weit? Was ist mit dem Trainingsrückstand? Werden die Spieler die Schäden in Grenzen halten können? Und wird Bozen dem Ruf des italienischen Eishockeys Schaden zufügen, weil viel improvvisiert und zu wenig organisiert ist?
Eine Woche später: Bozen hat vier Auftritte hinter sich - und hat die Liga, die Fans und die Neider überrascht. Die Bilanz ist makellos. Der Auftakt ist gelungen.
Mit einem Auftaktsieg in Innsbruck hatte man noch rechnen können. Innsbruck ist nicht das Maß der Dinge. Aber mit der Höhe des Einstandes hatten wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet.
Die Siege gegen Salzburg und Wien waren echte Überraschungen - weil die Red Bull Millionen Truppe zumindest finanziell und organisatorisch das Maß in der Liga ist, und weil Wien im Vorjahr bis ins Finale gekommen ist und sich heute entsprechend hohe Ziele gesteckt hat.
Vorsicht vor Übermut
Klar: Die Meisterschaft beginnt gerade erst. In Bozen herrscht Euphorie. Und eine Siegesserie sorgt für eine breite Brust. Die Gegner nehmen die Spiele noch nicht ganz so ernst und beobachten die Konkurrenz noch, wohl wissend, dass die Meisterschaft lang und die Kräfte dementsprechend eingeteilt werden müssen. Es ist noch viel Zeit, richtig Gas zu geben.
Doch das soll die Bozner Leistung nicht schmälern. Die Punkte, die zu Meisterschaftsbeginn geholt werden, sind gleich viel wert wie die Punkte am Ende der Regular Season. Und es könnte ja sein, dass am Ende jeder einzelne Punkt zählt, um in die Play Offs aufzusteigen. Das ist ja das erklärte Ziel der Vereinsführung.
Geschichte wiederholt sich
Irgendwie ist es ein Deja Vu: Als Tom Pokel in Pontebba die Mannschaft übernommen hat, hätte auch niemand auch nur einen Euro auf die Truppe gewettet, von der man zwei Wochen vor Meisterschaftsbeginn noch nicht einmal wusste, ob sie überhaupt an der Meisterschaft teilnehmen wird. Das Ergebnis dürfte noch in Erinnerung geblieben sein: Pontebba überraschte auf der ganzen Linie - und Pokel wurde praktisch über Nacht zu einem der gefragtesten Trainer in Italien.
Weiter arbeiten, am Boden bleiben
Klar: Die Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Es gilt, diese gute Phase in vollen Zügen zu genießen. Denn es wird nicht ewig so weitergehen - und es werden auch Niederlagen kommen. Deshalb sollte weder Umfeld noch Mannschaft die Bodenhaftung verlieren. Denn Genießen ist in Ordnung, abheben sorgt nur für eines: eine schmerzhafte Landung.
Der Start: Nährboden für Hockeybegeisterung
Für eines hat diese ausgesprochen erfolgreiche erste EBEL Woche beim HCB jedoch gesorgt: für eine Eishockeybegeisterung, die man schon fast nicht mehr kannte. Und das nicht nur in Bozen. Deshalb kann die EBEL Teilnahme von Bozen eine Chance für alle sein, die die Chance nutzen, die Energie des fahrenden Zuges zu nutzen. Und sich nicht auf Neiddiskussionen beschränken. Denn natürlich führt Erfolg auch zu Neidern. Traurig ist allerdings, wenn die Heckenschützen aus der nächsten Umgebung kommen...
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