Ich halte wenig von Aussagen, dass die bessere Mannschaft verloren hat. Denn dazu sind die Regeln im Sport zu einfach: Wer gewinnt ist die bessere Mannschaft. Per Definition.
Dass Ritten das Spiel 55 Minuten lang bestimmt und dominiert hat, daran besteht kein Zweifel. Dass der HC Pustertal aber defensiv gut gearbeitet hat, das beweist das Ergebnis. Und Jean Sebastian Aubin war in einer Form, die ohne Übertreibung als Weltklasse bezeichnet werden kann. Er hat alles gehalten, was menschenmöglich war.
Was sich Ritten vorwerfen muss ist, aus der Dominanz nichts gemacht zu haben: Wer 55 Minuten lang anrennt, der muss mehr Phantasie einsetzen, um erfolgreich zu sein. Das Schema der Rittner Angriffe war durchschaubar, es fehlte der Überraschunsmoment, der spielerische Geistesblitz.
Nicht desto Trotz: Das Rittner Spiel war solide, die Mannschaft hat die Geduld nicht verloren und auch in der Defensive meist die Ruhe bewahrt. Dass man innerhalb von weniger als einer Minute um die verdienten Früchte der Arbeit gebracht worden ist, das mag bitter sein. Bringt die Mannschaft aber sicher weiter, als das ein glücklicher Sieg tun würde.
Immerhin kann Ritten behaupten mindestens drei Tore geschossen zu haben, auch wenn nur eines zählte. Ob die aberkannten Tore zu Recht oder zu Unrecht aberkannt worden sind, das werden die Fernsehbilder zeigen. Das ist aber auch nicht Gegenstand der Analyse: Denn zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ist das Ergebnis Nebensache. Vor allem in einer Meisterschaft, wo zwei Leistungsklassen spielen.
An diesen - wenn auch aberkannten - Toren kann sich Ritten aufbauen.
Wichtig ist, dass Trainerstab und Mannschaft die richtigen Schlüsse aus dem Derby zieht. Sich auf den Lorbeeren ausruhen, das dürfte nicht konstruktiv sein. Vor allem, weil die Lorbeeren nur halb geerntet worden sind.
Und Pustertal?
Pustertal ist einmal mehr eine Arbeitermannschaft, die ihre Aufgabe wie ein Uhrwerk erfüllt hat. Die Defensivleistung im Derby war einwandfrei - und über allem strahlte ein J.S. Aubin. Die neuen Bad Boys im Angriff werden von den Gegnern zwar gehasst werden - aber sie sind tolle Erscheinungen, die zum Eishockey dazu gehören - und für ordentlich Respekt sorgen.Und die Schiedsrichter?
Die haben das Spiel nicht entschieden. Haben vielleicht die Regeln ein bisschen kleinlich ausgelegt, doch das kennt man von der hiesigen Schiedsrichterzunft. Vielleicht sollte ein bisschen in Fingerspitzengefühl investiert werden. Damit die Spiele mehr Rhytmus bekommen - und weniger zerhackt werden.Im großen und ganzen ein positiver Eishockeyabend.
Mit einem großen Fragezeichen: Dass im Anschluss an das Spiel gegenüber Reportern verlautet wird, man müsste sich noch überlegen, ob Statements gemacht werden. Denn man brauche keine negative Berichterstattung.Kleiner Tipp am Rande: Das Ergebnis von Interviews ist immer das, was Spieler und Trainer von sich geben. Und sie sind die Möglichkeit, die eigene Sicht der Dinge darzustellen. Also genau das Mittel, um negativer Berichterstattung entgegen zu wirken.
Aussagen, man überlege sich, ob Interviews gegeben werden bewirken nur eines: Dass ein Verein, der professionell wirken möchte, genau das Gegenteil erreicht - und zurecht als Provinzverein abgestempelt wird.
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