Es sind nicht die Spieler, die den Unterschied zwischen
EBEL und Elite A machen, sondern die Spiele. Denn in der Elite A sind
zahlreiche Mannschaften, die, mit leichten Ergänzungen, vom spielerischen
Potential her mithalten könnten. Vielleicht nicht an der Tabellenspitze. Aber
durchaus im guten Mittelfeld.
Gutes Spielermaterial gegen fehlende Bereitschaft, modern zu spielen
Asiago zum Beispiel. Oder Pustertal. Mit Abstrichen auch Ritten.
Bei der Mannschaftszusammenstellung wird in der Elite A nicht gekleckert. Da
wird geklotzt. Vor allem die ersten beiden Angriffs-Formationen würden sich
durchaus für einen Einsatz in der höher eingeschätzten EBEL anbieten.
Hinten hinaus – damit meine ich die dritten und vierten
Linien - wird es freilich ein bisschen mager. Wohl auch, weil in der heimischen
Liga die gesamte Feuerkraft auf Linie 1 und 2 konzentriert wird.
Die eklatantesten Unterschiede im Ligenvergleich ergibt
sich also nicht in der Qualität des eingesetzten Spielermaterials. Sondern wie
das zur Verfügung stehende Potential eingesetzt wird: Die Wechsel in der Erste
Bank Eishockey Liga sind kurz – aber intensiv – während in der Elite A die
Spieler ein bisschen länger auf Eis bleiben dürfen, in der Hoffnung, dass sich
eine Chance ergeben könnte.
Zufall gegen Studium
Und dieses „ergeben könnte“ spiegelt den taktischen
Ansatz in der höchsten italienischen Eishockeyliga wider: wo viel zu viel
General Zufall das Kommando hat. Es wird vor allem auf den Instinkt der Spieler
gesetzt und weniger auf ein gut durchdachtes und stimmiges taktisches
Gesamtkonzept, in dem der Spieler vor allem die Aufgabe hat, die Vorgaben des
Trainers zu erfüllen.
Während vor allem bei intensiven Spielen in der EBEL ganz
einfach der Unterschied darin liegt, dass erfolgreiches Eishockey durch
schnelle Passkombinationen erreicht wird, nehmen sich die Spieler in Italien
die Zeit, die Scheibe anzunehmen, zu schauen, zu laufen und dann erst zu
spielen. Mit dem Ergebnis, dass die Angriffsversuche stocken und nach Stückwerk
aussehen und sich allzuoft in phantasielosem und ungefährlichen Passspiel in
den Ecken aufreiben.
Der Vorteil beim italienischen Modell sind teilweise sehr
schöne Tore durch Einzelaktionen, wobei diese allerdings zu selten sind, wohl
auch weil die Qualität der Tormänner insgesamt stetig zunimmt.
Urlaubsfeeling gegen Leistungsbereitschaft
Ein weiterer Unterschied zwischen den Ligen liegt darin,
wie die einzelnen Spieler, vor allem die nominellen Leistungsträger, an die
einzelnen Herausforderungen herangehen. In Italien ergibt sich leider allzuoft
der Eindruck, dass Spieler nicht fokussiert in die Partien gehen und ihren Job
überheblich angehen. Dieses Einstellungsproblem überträgt sich auf die weniger
talentieren Mitspieler – was vor allem im Fall von Nachwuchsspielern ein ernst
zu nehmendes Problem darstellt. In letzter Konsequenz überträgt sich dieser
fehlende letzte Wille auch auf die Zuschauerränge, mit der Folge, dass die
Begeisterung abnimmt.
Es ist nämlich nicht schlimm, wenn die eigene Mannschaft
einmal nicht gewinnt, wenn man als Zuschauer das Gefühl hat, die Akteure hätten
alles versucht, um sich gegen die Niederlage zu wehren.
Italien hat kein Qualitätsproblem auf dem Eis. Zumindest
nicht, was die Transfercardspieler betrifft. Italien hat in vielen Fällen ein
Trainerproblem, das sich darin zeigt, dass die Spieler unmotiviert das Spiel
beginnen, und zu wenige Elemente modernen Eishockeys zu sehen sind.
Das Problem auf der Bank ist aber vor allem ein Problem
für die Zukunft: Denn wenn Jugendspieler sich nach dem Einbau in die erste
Mannschaft taktisch nicht weiterentwickeln können, dann werden sie nie
Führungsrollen übernehmen können. Das moderne Eishockey beinhaltet nämlich die
große Chance für jeden Spieler, der die Basics beherrscht, sich einem System
unterzuordnen und dann zu überzeugen, wenn er die Aufgabe erfüllt, die sein „Dirigent“
für ihn vorgesehen hat.
Nachwuchsintegration als Ausrede
Dieses Problem vor allem für die Nachwuchshoffungen
sollte nicht unterschätzt werden. Denn dass Südtiroler durchaus das Potential
haben, auch im Ausland zu spielen, das beweist die Gegenwart. Bedenklich ist
allerdings der Umstand, dass ambitionierte Nachwuchshoffnungen ins Ausland
gehen müssen, um sich voll entwickeln zu können. Viele Vereine in Italien
leisten gute Nachwuchsarbeit und investieren in diesen Bereich. Aber es fehlt
der letzte Schliff zwischen Jugendbereich und erster Mannschaft. So lange von
verantwortlicher Stelle erklärt wird, dass eine Mannschaft hinter den
gesteckten Erwartungen nachhinkt, weil die Jugend eingesetzt wird, so lange muss
das als Beweis gelten, dass der Trainerjob ungenügend erfüllt wird: Denn es
darf keinen Zwang geben, die Jugend einzusetzen, sondern es muss vielmehr den
Ehrgeiz des Coaching Staffs geben, den Nachwuchs so zu integrieren, dass es
nicht Ballast, sondern Bereicherung ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen