Nach dem fünften Spieltag der Serie A1 dürfte die Gefühlslage in den Südtiroler Vereinen sehr unterschiedlich sein: Während die Pusterer Wölfe nach dem Erfolgserlebnis in Mailand auf Wolke 7 schweben dürfte und mit 15 Punkten aus fünf Spielen eine makellose Bilanz aufzuweisen hat, dürfte es im Clubhaus in Bozen pragmatisch zugehen: Das Fassa Spiel hat gezeigt, dass Bozen eine reife, abgeklärte und taktisch sehr diszipliniert spielende Mannschaft ist. Katerstimmung hingegen dürfte am Zaberbach in Klobenstein herrschen, nachdem Ritten die erste richtige Feuertaufe im eigenen Stadion nicht bestanden hat und vor allem die Defensive in der Kritik steht.
Der HCP lebt vor, was erfolgreich macht: eine eingespielte Mannschaft und der Wille, das Letzte aus jeder Aktion heraus zu spielen. Die Pusterer Mannschaft ist ausgewogen zusammengestellt, Superstars gibt es im Team von Paul Adey nicht. Die braucht es auch nicht: weil das Kollektiv gut eingestellt und eingespielt ist und so jedem Gegner Paroli bieten kann. Nach diesem fünften Spieltag haben die Wölfe die auf dem Papier stärksten Gegner geschlagen und bewiesen, dass sie auch in diesem Jahr bei der Titelvergabe ein gewichtiges Wort mitreden können. Ob mit oder ohne NHL Verstärkung. Nun gilt es, die Konzentration hoch zu halten und auch gegen die vermeintlich schwächeren Gegner kompakt, geschlossen und motiviert anzutreten.
Ritten hat genau das gegenteilige Problem: Da scheint sich die Mannschaft noch nicht gefunden zu haben. Die Mannschaft wurde um große Namen und Klasse Einzelspieler aufgebaut. Was fehlt ist aber die Feinabstimmung, damit die Laufwege ineinander greifen und das Maximum aus dem Team herausgeholt werden kann. Für Ritten wird sich bereits in der anstehenden englischen Woche beweisen, wo sich das Team wird einsortieren können: Die neun bisher geholten Punkte gelangen gegen die Teams, die um Rang acht untereinander ausspielen werden. Nun stehen die Spiele gegen Alleghe, Valpellice, Bozen und Mailand an: Vier richtungsweisende Spiele, bei denen Ritten alle Kritiker Lügen strafen kann - oder aber auch schon in die Krise schlittern kann. Denn die Ziele sind bekanntlich hoch gesteckt.
Bozen erledigte die bisherigen Aufgaben - zumindest im Heimstadion - schnörkellos und geradlinig. Da wird nicht große Kunst angeboten, aber solide Handwerkskunst. Für Bozen gilt - mehr noch als für Pustertal - dass das System der Star ist. Und die Spieler das System perfekt umsetzen. Wer in der Eiswelle antritt, der muss sich auf Tempowechsel gefasst machen. Und muss aufpassen, nicht Passagier in einem Spiel zu werden. Wobei drei Linien zur Verfügung stehen, die sich ausgewogen präsentieren: Keine Sturmformation ist überragend stark, dafür fällt auch keine vom Durchschnitt ab. Die Folge: Der HCB kann über 60 Minuten ein konstantes Tempo fahren und gönnt so dem Gegner keine Verschnaufpause. Ein Problem hat der Titelverteidiger jedoch: Und das ist die dünn besetzte Defensive, die unbedingt aufgestockt werden muss, will man nicht riskieren, die vier Stammverteidiger noch vor einer entscheidenden Meisterschaftsphase auszulaugen.
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