Immer wieder höre ich die Aussage - von verschiedenen Vereinen und verschiedenen Richtungen - , dass ein Eishockeytrainer für den Erfolg einer Mannschaft nicht so zentral wichtig sei. Viel wichtiger sei es, eine gute Mannschaft zusammen zu stellen. Denn eine gute Mannschaft wird dann schon aus sich heraus glänzen. Dann würde sich auch der Erfolg einstellen.
Ganz unkommentiert kann diese Aussage aber nicht stehen bleiben. Denn zu schweigen bedeutet zuzustimmen.
Ich hatte gestern abend die Gelegenheit, mit einem Profi zu sprechen, welchen Anteil ein Trainer am Erfolg einer Mannschaft hat. Hannes Fink meinte, dass ein Trainer mehr als 60 Prozent ausmacht: Nicht nur, weil er die Taktik machen muss. Sondern, weil er für die "Mannschaft" verantwortlich ist. Weil er die Gruppendynamik im Griff hat.
Früher war es im Eishockey vielleicht so, dass das größte Budget, unabhängig vom Trainer Meisterschaften gewonnen hat. Doch dann kamen neue Trainer, die bewiesen haben, dass sich Qualität auf der Bank auszahlt. Die mit -auf dem Papier kaum konkurrenzfähigen Mannschaften- auf einmal Erfolg hatten und weiter gekommen sind, als sie nach der oben gemachten Aussage hätten kommen dürfen.
Namen gefällig?
Tom Pokel in Pontebba oder Stefan Mair in Fassa, Bruneck oder Cortina.
Welchen Unterschied ein Trainer machen kann beweist in diesem Jahr Brian McCutcheon, der zwar einen guten, aber nicht den besten Kader der Meisterschaft zur Verfügung hat und sowohl national als auch international erfolgreich ist.
Es ist, wie beim Kochen: Nix gegen Hausmannskost und nix gegen Hausfrauen, die teilweise ausgezeichnet kochen können. Aber: Wenn man ein und denselben qualitativ hochwertigen Warenkorb einem Profi und einem ambitionierten Hobbykoch zur Verfügung stellt, das Ergebnis wird nicht vergleichbar sein. Objektiv bewertet, ganz ohne Fanbrille.
Nicht jeder ehemalige Eishockeyspieler, auch wenn er erfolgreich war, muss ein guter Trainer sein. Es ist wie beim Kochen: ständige Fortbildung ist notwendig. Und, wenn man sich entwickeln will, dann muss man von den Sterneköchen lernen und das gelernte den eigenen Möglichkeiten entsprechend umsetzen. Nur so kann das gesamte Potential aus dem hochwertigen Warenkorb herausgeholt werden. Was verschiedene Vereine in der Vergangenheit schmerzlich lernen mussten.
Erfahrung sammeln heißt, aus der Vergangenheit lernen.
Wer das noch nicht kapiert hat, der verdient es sich, auch in Zukunft mit einem durchschnittlichen Essen zufrieden sein zu müssen. Auch, wenn er die teuersten Zutaten einkauft.
Und sich dann noch fragt, woran das durchschnittliche Ergebnis liegen könnte.