Donnerstag, 31. Januar 2013

Ritten vs. Pustertal: Letzter Kraftakt vor der Pause

Und diese Überschrift ist dieses Mal durchaus wörtlich zu nehmen.
Es war eine Kräfteraubende Zeit, die letzten zwei Monate. Vor allem für die Spieler. Aber auch für die Fans. Und für die Entscheidungsträger.
Wenn Ritten und Pustertal heute die Schläger kreuzen, dann werden die Akteure am Eis das Letzte aus sich heraus holen. Um sich dann 16 lange Tage die Wunden zu lecken. Und sich in Form zu bringen, für die letzte, die wichtigste Etappe der heurigen Saison. 
Ich kann mich an viele Meisterschaften erinnern. Keine war so unruhig wie diese.  Weil man von Anfang an immer spekulieren musste: Als Fan, als Spieler, als Trainer und als Vereinsverantwortlicher. 
NHL Lockout und Namen, die man sich wünschte, die nicht kamen oder doch kamen und gleich schnell wieder gingen. Die einzige Konstante in dieser Saison war die Spekulation: Kommt jemand, und wenn ja wer. Diese Fragen ist immer noch offen. So gut wie bei allen Vereinen. Aus diesem Grund war die Entscheidung, den Transferschluss nicht nach hinten zu verschieben richtig: Weil so die Mannschaften in der Pause zur Ruhe kommen können. Sicherheit gewinnen können. Schlüsselspieler endlich Verantwortung übernehmen können. Verantwortung, von der sie nicht wussten, ob sie ihnen gelassen werden würde.

Vor dem Derby Ritten gegen Pustertal will irgendwie keine Derbystimmung aufkommen. Zu viel wird hinter den Kulissen gearbeitet und neben der Bühne geschimpft, protestiert, gejammert und mit dem Schicksal gehadert. Und es stellt sich mir die Frage, ob im Pustertal Normalität eingekehrt ist, nach drei Jahren, in denen Ausnahmezustand herrschte, wenn allein schon das Wort "Eishockey" in den Mund genommen wurde. Waren die 830 Zuschauer in der Leitner Solar Arena am vergangenen Samstag ein Ausrutscher oder der erste Schritt zur Normalität?

Eine definitive Antwort zu geben ist noch zu früh. Auch das Derby wird sie nicht geben können. Denn an einem Donnerstag werden sich nicht die fast schon gewohnte Völkerwanderung vom Pustertal in Richtung Klobenstein in Bewegung setzen. Was eigentlich schade ist. 
Die Wölfe werden beweisen müssen, dass der Sieg gegen Alleghe im letzten Heimspiel keine Eintagsfliege war und dass sich die Mannschaft den Weg aus der Krise definitiv gefunden hat.
Ritten wird hingegen noch einmal auf die Zähne beißen und sich zum Sieg kämpfen müssen. Das Spiel gegen Alleghe hat gezeigt, dass es auch ohne "Stars" gehen kann. Dazu muss aber jeder Spieler an seine Grenzen gehen.
Ritten kann mit einem Sieg zumindest ein Minimalziel erreichen: Das Heimrecht im ersten Play Off Spiel.




Mittwoch, 30. Januar 2013

Delmoreaffäre Die richtige Antwort auf dem Eis

Rai Sender Bozen, Mittagsmagazin vom 30.01.2013
Thema: Rittner Sieg in Alleghe, Bozner Niederlage in Torre Pellice und Aussagen zur Akte Delmore
Interviewpartner: Christian Borgatello, Kevin Mitchell, Dieter Knoll, Thomas Rottensteiner
Interviews und Bericht: Peter Treibenreif
Gelesen von Andreas Feichter
 



Und die Antwort muss doch auf dem Eis gegeben werden.
Ritten hat das eindrucksvoll getan. Meine ich zumindest. Wer hätte schon auf die arg dezimierte Truppe vom Hochplateau gesetzt, als es zum Auswärtsspiel nach Alleghe ging?

Ramsay: out
Tudin: out
Frei: out
Eisath: out
Hafner: out
Delmore: gegen Valpellice im Einsatz.

Gut, dass die Spieler am Eis die richtige Antwort gegeben haben und mit zwei Punkten die Rückreise antreten konnten. Ansonsten wären die ganzen Diskussionen heute nur mehr über Zulässigkeiten oder Unzulässigkeiten gegangen. Und das braucht es im Sport nicht.
Zumindest das Ergebnis hat gezeigt: Eishockey ist ein Mannschaftssport. Bei dem Einzelspieler mithelfen können, erfolgreich zu sein. Aber am Gesamtergebnis sind dann doch alle beteiligt.
Die Mannschaft hat gezeigt: Sie steht zusammen. Vielleicht jetzt noch mehr als zuvor. Vielleicht ist das die Opferrolle, die sich der Verein selbst gibt, gar kein Schaden. Denn welches Lamm geht schon freiwillig in den ungerechten Untergang.

Lob verdient sich natürlich die gesamte Mannschaft. Aber ganz besonders die beiden Neo-Nationalstürmer, die jeweils einen Doppelpack erzielt haben. Und somit maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die wichtigen zwei Punkte nach Klobenstein gingen.

Und die beiden Präsidenten?

Die sind beide nach wie vor der Meinung, nix Falsches getan zu haben beziehungsweise ungerecht behandelt worden zu sein.
Dieter Knoll sieht sich im Recht, weil Delmore ein "Free Agent" gewesen ist. Und weil Thomas Rottensteiner informiert gewesen sein soll, dass Delmore sich mit Knoll getroffen hat.
Thomas Rottensteiner sagt, er freue sich für Delmore, dass dieser wieder einen Verein gefunden habe. Dass aber die Vorgehensweise nicht korrekt gewesen sei.
Für mich ist dieses Thema damit abgeschlossen. Weil folgende Fakten nun einmal zu Buche stehn: Delmore spielt in Bozen, und die Rittner Mannschaft zeigt Charakter. Weil sie den Kopf nicht in den Sand steckt.

 

Das Ende der Transferzeit wird für Entspannung sorgen

Eines ist gut: Nämlich dass morgen der Markt definitiv zu geht. Damit die Nervosität aus dem Geschäft genommen wird: Weil ab Morgen Mittag alle definitiv wissen, mit welcher Mannschaft die Herzensmannschaft zu den Play Offs antreten wird. Und dann kann man sich endlich wieder auf das konzentrieren, was Eishockey ausmacht: 60 Minuten intensives Geschehen auf dem Eis.

Dienstag, 29. Januar 2013

Nebensache: Eishockey

Manches Mal ist es beängstigend.
Wie eine Nebensache zu einer Hauptsache werden kann. Das sollte er eigentlich nicht sein: Der Sport.

Sport sollte, per Definition, die guten Eigenschaften im Menschen fördern und die schlechten Eigenschaften unterdrücken. Scheinbar ist es nicht immer so. Wie der Fall Delmore beweist.

Fehler zu machen ist nicht weiter schlimm. Errare nämlich humanus est. Oder so ähnlich. Wenn zu einem Fehler ein weiterer dazukommt, ist auch nicht weiter schlimm. Das nennt sich dann Fehlerkette. Fehlerketten sind auch nicht weiters schlimm. Die sind ärgerlich. Können aber, für die Zukunft, durchaus lehrreich sein.

Wenn zu Fehlerketten dann auch noch ausgesprochenes Pech dazu kommt, dann ist das wohl Schicksal. Da hilft kein ärgern. Und da hilft auch kein schlagen. Jeder Schwimmer weiß: Wenn man vor dem Ertrinken ist, ist es das beste, Ruhe zu bewahren. Weil unkontrolliertes Schlagen nur bewirkt, dass man umso schneller absäuft. Weil die Kraft ungleich viel schneller ausgeht. Außer man ist eine Maus, die in der Sahne zu ertrinken droht. Aber diese Gefahr besteht nicht. So gut sind die Zeiten wirklich nicht.

Das Interview, das ich heute in der Tageszeitung Dolomiten gelesen habe, erinnert mich ein wenig an dieses Schlagen vor dem Ersaufen: Ein Generalangriff von Rittens Präsident Thomas Rottensteiner gegen Verband, Schiedsrichter, Konkurrenz und Delmore. Wobei ich nicht entscheiden kann, welcher Angriff der massivste gewesen ist.
Generalangriffe sind deshalb so sinnlos, weil man auf einmal isoliert dasteht. Den Status Quo aber nicht ändert. So viel Kit gibt es gar nicht, um das zerschlagene Porzellan zu richten.

Irgendwie erinnert mich das ganz an meine Kindergartenzeit. Da war der Rainer, der mein Legoschiff haben wollte, als ich mit ihm spielte. Sobald ich in die Malecke gegangen bin, hat er dann das Legoschiff genommen. Natürlich habe ich mich aufgeregt. Aber: Wieso hätte die Tante dem Rainer das Schiff nicht lassen sollen? Ich hatte ja entschieden, lieber in der Malecke einen Löwen zu zeichnen.
Ich habe es damals nicht eingesehen.
Geholfen hat es nix.
Und der Rainer hat aus meinem Legoschiff ein Raumschiff gemacht.
Das war der Tag, an dem ich meine Malerkarriere an den Nagel gehängt habe.

Montag, 28. Januar 2013

Reden ist Silber oder Über den Druck, erfolgreich sein zu müssen



Die Frage ist, wie viel Pech man haben kann.
Als Sportler einerseits. Als Verein aber andrerseits.
Wenn man sich vor zwei Tagen vielleicht noch über die Kommunikationspolitik bei Ritten Sport wunderte, so bleibt heute nur noch ungläubiges Kopfschütteln übrig. Würde ein Autor die Rittner Geschichte erzählen, so würde sein Buch als unrealistisch bezeichnet in Regalen verstauben, mit Gewissheit ein Ladenhüter bleiben. Nun wird die Zeit knapp. Weil Ritten eigentlich noch einmal tätig werden muss. Will man die gemachten Aktionen bis heute nicht durch Untätigkeit Ad Absurdum führen.
Denn in diese Mannschaft wurde richtig Kohle investiert. Wahrscheinlich so viel Geld, wie noch in keine Rittner Mannschaft gesteckt worden ist. Da helfen keine Ausflüchte. Und auch, wenn man gerne tief stapelt: Für diese gemachten Anstrengungen kann es nur ein Ziel geben: Den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte.
Auch, wenn der Meisterschafts- und vor allem Verletzungsverlauf nicht gerade für Ritten spricht. Wobei man bislang immer eine Ausrede und einen Hoffnungsschimmer gleichzeitig hatte: Den zeitlich begrenzten Ausfall von Ryan Ramsay. Dessen zeitliches Limit sich nun noch einmal deutlich verlängern dürfte.

Ich möchte nicht in der Haut der Entscheidungsträger stecken. Am Freitag die Verlautbarung über die vereinseigene Webseite, dass Andy Delmore zwar entlassen werden muss, weil überzähliger Transfercardspieler, aber dass er ganz sicher nicht zu einem Ligakonkurrenten wechseln darf.
Am Samstag die Mitteilung auf der Homepage des HC Bozen, dass Andy Delmore bereits am Sonntag als Teil der Mannschaft in Bozen trainieren wird.
Am späten Samstag abend die Hiobsbotschaft aus Torre Pellice, dass sich Ryan Ramsay bei seinem Comebackspiel einen Finger gebrochen hat. Am Sonntag die Gerüchte, dass sein neuerlicher Ausfall vier Wochen dauern könnte.
Das Dilemma: Delmore ist weck, Ramsay wieder out, der Transfermarkt nur mehr bis Donnerstag offen.
Wäre da nicht die Mitteilung auf der Rittner Homepage, dass man sicher aus finanziellen Gründen keinen Neuankauf mehr tätigen wird, man würde meinen, am Ritten müssten praktisch alle Telefonleitung ständig besetzt sein, auf der Suche nach irgendeiner Ergänzung im Kader. So muss es Spekulation bleiben, ob Ritten Sport der Verein ist, der schon über Twitter verzweifelt nach einem Stürmer sucht, der einen EU Pass hat.

Gewiss, die Kommunikation nach außen ist, vor allem, wenn sie innerhalb von Stunden als Lüge enttarnt wird, irreführend. Gewiss ist es kein Leichtes, Kommunikation zu betreiben. Vor allem, wenn sich die Umstände so schnell überschlagen und Handlungen notwendig werden.
Aber: Besser, als sich selbst, die Presse und die Fans zu belügen wäre es dann doch, nach einem alten Grundsatz nicht zu handeln: Denn Reden ist Silber, schweigen ist – Sie wissen schon…

Donnerstag, 24. Januar 2013

Gottseidank gibt es Eishockey - Über blaue Populisten und die Ritter unterm Edelweiss

Gestern ist es mir so richtig bewusst geworden. Dass es richtig war, sich für einen Sportblog zu entscheiden. Denn das, was sich in der Politik abspielt, das ist einfach nur mehr peinlich.

Ich bin richtig dankbar für die kleinen Baustellen im Eishockey. Denn die sind wirklich nur Puppentheater. Wo zwar darüber diskutiert, vielleicht auch polemisiert werden kann. Aber wo das Leben nicht nachhaltig beeinflusst wird. Weil es eben nur um Sport geht. Um Emotionen. Weil im Sport die Gewinner immer noch am Spielfeld festgestellt werden. Und nicht in Schlammschlachten, Falschaussagen, beleidigten Leberwürsten.
Als ich gestern abend schlafen gegangen bin, da war ich dankbar für die Transfercard- und Visageschichte, für die Spekulationen und verschiedenen Namen, die kommen sollen, gehen sollen, doch nicht kommen, vielleicht doch bleiben dürfen. Denn diese Welt ist überschaubar. Auch, wenn sie nicht immer ganz verständlich ist.

Doch was unsere politischen Vertreter da leisten, da muss ich mich schon fragen, ob die meinen, dass wir alle total bescheuert sind. Der Landtagswahlkampf in Südtirol hat in dem Moment begonnen, da sich Herr Monti entschieden hat, vom Techniker zum Politiker zu werden.
Die blauen Populisten gehen soweit, dass sie die Südtiroler Vertretung in Rom aufs Spiel setzen, um sich in eine bessere Startposition für den Herbst zu bringen. Das ist schon bedenklich. Noch bedenklicher wäre, wenn die Schreier ohne Konzept auch noch tatsächlich damit durchkommen würden.

Und die Ritter des Edelweisses? Die haben eine neue Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt: Die Selbstzerstörung. Wollen den Südtirolern einbläuen, dass nur Einigkeit Südtirol weiterbringen kann, und dann zerfetzen sie sich im Stile von Heckenschützen bei jeder sich bietenden Gelegenheit selbst. Gestern gesehen, als es darum ging, Landesrat Berger zu ersetzen. Der Laie möchte meinen, so eine Wahl sei eine Formsache. Aber nein: Die SVP Fraktion hat bewiesen, dass sie aus Einzelkämpfern besteht, wo sich jeder einzelne die besten Ausgangschancen für den Herbst erarbeiten möchte. 
Nicht, um das Land weiter erblühen zu lassen. 
Nein, um sich selbst in den Landtag zu bringen.

Und der "arme" Schuler? Der spielt das gleiche Spiel und nimmt die Steilvorlage dankend an. Stellt sich selbst als Opfer an den Beleidigtenpranger um im Herbst als Held dazustehen, der auch bereit ist, gegen den Strom zu schwimmen. 

Diese Taktiken sind ja alle umsichtig gewählt. Sind aber halt ein bisschen sehr durchsichtig.

Also ich muss sagen: Ich habe die Schnauze voll, von diesem Theater im Rat, der das Land führen soll. 
Und ich bin dankbar für das Kasperletheater im Eishockey. Und plädiere dafür, den Transfermarkt noch mindestens bis zur Parlamentswahl offen zu halten. Damit ich mich mit den Gurens, Kuzniks und Delmores ablenken kann von denen, die es wirklich in der Hand haben, das Leben in diesem Land zu verbessern. Denen aber die persönliche Zukunft wichtiger ist, als das Wohlergehen des Landes... 

Mittwoch, 23. Januar 2013

Ritten gegen Bozen: Beweist dieses Spiel die Sinnlosigkeit der Masterround?

Der Mittagsmagazinbericht zum Derby, Quelle: Rai Sender Bozen
Interviewpartner: Günther Hell, Emanuel Scelfo, Lorenz Daccordo
Bericht von Peter Treibenreif, gelesen von Roman Drescher


Irgendwie war es dann doch ein unterhaltsamer Abend. Und 1.200 Zuschauer (laut offizieller Statistik) an einem Dienstag Abend sind dann doch wieder ein (kleiner) Beweis, dass das Produkt Eishockey im Allgemeinen und Derbys im speziellen nicht ausgelutscht sind. Zumindest noch nicht. Denn ich muss zugeben: Ein Derby an jedem Spieltag, das ist dann doch ein bisschen viel. Auch für eingefleischteste Fans. 

Auf dem Eis: ein interessantes Spielchen. Nicht mehr und nicht weniger. Wer aus diesem Spiel Aufschluss ziehen möchte, ob die Favoritenrollen nun neu vergeben werden müssen, der kann das gerne tun. Ich selbst traue mich nicht, ein solches Urteil zu geben: Denn das Spiel Ritten gegen Bozen war ein Testspiel unter Nachbarn. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 
Es fehlte die letzte Konsequenz im Spiel: Die Körperkontakte und die Intensität, die in einer entscheidenden Phase der Meisterschaft eigentlich das Salz in der Suppe sind. Dieses Salz hat gefehlt. Auch wenn zumindest die Spannung bis zum Schluss erhalten geblieben ist.

In einem Entscheidungsspiel, da bin ich überzeugt, dass hätte eine Leistung wie jene des Andy Delmore zu einer Katastrophe geführt. Sein Glück: Er hat 11,7 Sekunden vor dem Spielende den 2:2 Ausgleich erzielt. Und damit seine kapitalen Fehler während des Spiels vergessen gemacht. Seine Leistung am gestrigen Abend: Indiskutabel!

Wer aber immer besser in Form kommt und dem Rittner Spiel gut tut ist Dan Tudin: Bereits gegen den HC Pustertal war er einer der besten am Eis. Gegen Bozen war er, gemeinsam mit Justin Pogge und Ryan Flynn zumindest für mich der beste. Er scheint auf Touren zu kommen. Und in dieser Verfassung - und sollte Ryan Ramsay dann doch endlich zurück kommen - dann wird Ritten ein ganz lauter Titelanwärter.

Doch zurück zu der sinnlosen Masterround, in der sich Spieler verletzen, weil sie sich nicht verletzen wollen: Da spielt man um eine Platzierung, von der man heute noch nicht weiß, ob es denn wirklich von Vorteil ist, weit oben zu stehen: Denn ganz ehrlich hätte ich lieber Valpellice als Gegner in einem Viertelfinale als einen von Adolf Insam gecoachten HC Mailand. 
Damit ist nur ein Platz in der Masterround erstrebenswert: Und das ist jener ganz oben. Alles andere führt zu unangenehmen Aufgaben in der ersten Play Off Runde. Denn auch Asiago ist nicht viel angenehmer als der HC Alleghe.

Montag, 21. Januar 2013

Krisenbewältigung: Pustertal gegen Ritten



Und ich bleibe dabei: Beim Spiel gegen Ritten Sport haben die Spieler des HC Pustertal ihr bestes getan. Ich bin alles andere als jemand bekannt, der die Rittner Leistungen in den Himmel hebt: Aber in diesem Auswärtsspiel hat die Mannschaft Tugenden gezeigt, die in Entscheidungsspielen zählen: Geduld, Kaltschnäuzigkeit (naja, zumindest einmal) und vor allem taktische Disziplin. 

Der Heimmannschaft war hingegen eine gewisse Verunsicherung anzumerken: Die ersten Spielminuten noch voller Tatendrang, danach phantasielos. Da sind Fehler im eigenen Drittel passiert, die nicht passieren dürfen: Scheiben konnten von den Rittner Angreifern (allen voran Lollo Daccordo und Dan Tudin) problemlos abgenommen werden, den Rittnern wurden Pässe praktisch zum Nulltarif in der neutralen Zone überlassen.

Die Folge: Das durchaus verdiente 1:0.

Ab dem zweiten Drittel dann wurden die Hausherren spielbestimmend: Zum einen, weil sich Ritten zurückfallen ließ, zum anderen aber auch, weil die "Wölfe" die geforderten "Palle" gezeigt haben. 
Was fehlte, und da gebe ich einigen Kritikern recht, war Spielwitz. 
Aber Spielwitz alleine hilft gegen eine so kompakt auftretende Mannschaft auch nicht weiter. 
In meinem Eintrag vom Samstag hatte ich angenommen, dass vielleicht beide Mannschaften zufrieden aus dem Spiel gehen können:
Ritten konnte zufrieden sein, weil man defensiv perfekt gespielt hatte. Und in mindestens drei Situationen einen übermenschlichen Schlussmann hatte. 
Pustertal aber konnte sich nicht vorwerfen, alles versucht zu haben. Die kämpferische Leistung hat gestimmt. Zumindest bei den meisten Spielern. 
Weshalb die Krisenbewältigung meiner Meinung nach gelungen ist...

Samstag, 19. Januar 2013

Pustertal gegen Ritten: Gegentrend gegen Trend

Ich weiß, manches Mal wiederhole ich mich.
Auf den ersten Blick könnte es den Anschein erwecken, ich täte es auch dieses Mal, wenn ich schreibe, dass es bei diesem Derby um mehr als um die Punkte geht. Denn bei diesem Derby geht es auch um mehr, als um die Ehre.
 
Ich sehe im Spiel Pustertal gegen Ritten schon ein für diese Saison zukunftsweisendes Spiel, bei dem es um zwei Fragen geht:

1. Kann sich der HC Pustertal aus der Krise spielen?

Wobei ich nicht ganz verstehen kann, wieso die Krise überhaupt ausgerufen worden ist. Die Unzufriedenheit gewissen Fangruppen kann ich nicht verstehen. Weil: erstens waren die Wölfe nicht als Top Favoriten in die Meisterschaft gestartet und zweitens hatten sie in der Regular Season schon mehr erreicht, als man ihnen zugetraut hatte. Klar werden nach einer deratigen Dominanz Träume wach. Aber aus Träumen Forderungen abzuleiten ist irgendwie realitätsfremd. Das wäre so, als wenn ein Angestellter nach einem für die Firma erfolgreichen Jahr eine Sonderprämie bekommt und daraus ableiten würde, er könnte in Zukunft einen Ferrari fahren. Weil er die Prämie fix einberechnet. So einfach ist das aber nicht!
Assistenztrainer Herbert Frisch bringt es in der heutigen Tageszeitung Dolomiten auf den Punkt: Heute abend ist es für den HC Pustertal wichtiger gut zu spielen als zu gewinnen.
Damit ist es bewiesen, dass es in diesem Spiel um mehr, als um das Ergebnis geht.
Was eine Seltenheit im Eishockey ist.
Die Antwort auf folgende Fragen wird heute aus Pusterer Sicht zu beobachten sein:
Kann Pat Kavanagh überzeugen? Entweder durch Kampf oder durch Tore?
Kann Pat Iannone endlich überzeugen und das tun, wofür er gekommen ist, nämlich Tore schießen?
Findet die Pusterer Hintermannschaft durch die Genesung von Jean Sebastian Aubin wieder ihre Sicherheit zurück, die eine Spitzenmannschaft auszeichnet?

2. Kann Ritten Sport den positiven Trend beibehalten und weiter über Kampf gewinnen?

Jeder Eishockeyfan wünscht sich spielerische Mannschaften. Am Ritten wird man sich daran gewöhnen müssen, dass nicht die spielerischen Akzente den Erfolg der Mannschaft ausmachen. Vielmehr ist Ritten zu der Kampfmannschaft der Liga geworden, die über schnelle und kompromisslose Sturmläufe Spiele gewinnt. Abgesichert von einer soliden Defensive. Es müssen nicht immer 24 Pässe sein, um zum Erfolg zu kommen. Er reicht, die Scheibe schnell aus der eigenen Zone zu spielen, in das Angriffsdrittel zu stürmen, zu schießen und dann abzustauben. Schön ist etwas anderes. Aber in Schönheit zu sterben bringt noch weniger Genugtuung als durch "Kick and Rush" erfolgreich zu sein.
Außerdem hat Ritten zur Zeit ein Feuer in sich brennen, dass auch von Rückständen nicht gelöscht werden kann: Will heißen, dass jeder für jeden rennt und jeder Mannschaftsteil zu jeder Zeit an den Erfolg glaubt. Allein dieser Glaube an das Siegen können kann ein Team stark machen. So gesehen in den letzten Auftritten der Rittner "Buam".
Auch bei Ritten werden einige Aspekte beantwortet werden müssen, und die Antworten müssen im Spiel gegeben werden:
Kann Ritten über 60 Minuten hoch konzentriert bleiben? Denn allzuoft hat sich die Wilson-Truppe in diesem Jahr in den ersten oder letzten 120 Sekunden um die Früchte einer sonst guten Arbeit gebracht.
Kann Justin Pogge seiner Mannschaft über Glanzreflexe weiterhelfen ohne die in letzter Zeit obligatorischen "leichten" Schüsse passieren zu lassen?
Und kann Ritten auch wichtige Spiele gewinnen und dem Druck standhalten, endlich wieder einmal vor dem HCP zu stehen?

Es ist also tatsächlich ein Spiel, bei dem es um mehr als um drei Punkte, die Ehre oder den Sieg geht. Es geht in diesem Derby darum, Trends zu bestätigen oder Gegentrends einzuleiten. Im besten Fall ist beides möglich.
Mein Tipp: Wie es ausgeht, wissen wir erst um halb zwölf....

Freitag, 18. Januar 2013

Ritten Sport vs. HC Alleghe

Die Spiele zwischen Ritten und Alleghe sind in diesem Jahr enge Kisten: Von den bisher sechs gespielten Matches hat Ritten vier gewonnen, davon zwei mit einem Zweitore Vorsprung, beide wurden in der Arena Ritten ausgespielt. Die restlichen Begegngungen zwischen den beiden Kontrahenten entschied ein Tor Unterschied.
Zwei Matches gingen in die Verlängerung, eines davon hat Ritten für sich entscheiden können, das zweite war das Halbfinale im Italienpokal.

Akustischer Spielbericht:
Quelle: Rai Sender Bozen, Mittagsmagazin vom 18.01.2013
Interviewpartner: Emanuel Scelfo, Markus Hafner
Bericht von Peter Treibenreif gelesen von Roman Drescher

 
 
 

Donnerstag, 17. Januar 2013

Roulettespiel Mathematik...

 Kennen Sie russisches Roulette? Das ist ein Spiel, bei dem man, wenn man gewinnt, reich werden kann. Wenn man aber verliert, verliert man sein Leben. Die Wahrscheinlichkeit zwischen dem einen oder anderen ist mathematisch errechenbar und ändert sich, je nach Magazingröße der verwendeten Waffe. 
Was das mit Eishockey zu tun hat? Wenig! Aber: Die Südtiroler Vereine spielen in dieser Saison ein Spiel, das ich noch nicht durchschaut habe. Und dessen Erfolgsgarantie irgendwie an die Wahrscheinlichkeitsrechung im russischen Roulette erinnert.

Also, schön langsam wird es peinlich:
Die einen möchten einen loswerden, trauen sich aber nicht.
Die anderen präsentieren einen, der ins Finale kommen möchte, doch der bleibt nicht.
Und die dritten wissen nicht, von wem sie sich trennen sollten, damit der andere zurück kommen kann.
Langsam aber sicher frage ich mich wirklich: Ist die Serie A1 ein Kasperltheater oder eine Eishockeyliga, die für sich beansprucht, seriös zu arbeiten?
Ok, fakt ist, dass der Transfermarkt noch gute zwei Wochen geöffnet ist. Fakt ist aber auch, dass die Meisterschaft theoretisch auf ihre wichtigste Phase zusteuert. Und es macht den Anschein, als ob Ratlosigkeit und Improvvisation Trumpf wäre.

Frage: War Tomas Duba nicht als Keeper geholt worden, der Bozen zur Titelverteidigung verhelfen soll? Ok, er war kein Zaba. Aber auch kein Krizan. Und durchaus eine wertvolle Entlastung für Günther Hell.

Frage: War Kavanagh nicht als der große Neuzugang präsentiert worden, der das gelobte Volk aus der endlosen Wüste führen soll? Aber dann kam ein Guitè, der ihm assistieren sollte. Und zwei Propheten sind einer zuviel. Und nun weiß man nicht mehr, wie es weitergehen soll.

Frage: War nicht Delmore gekommen, um seiner Abwehr mehr Stabilität zu geben? Um in der entscheidenden Phase einen sogenannten Turnover für eventuelle Verletzungen zu haben? Dabei wurde der Öffentlichkeit verschwiegen, dass man für diese Entlastung den verletzten Ramsay "enttesserieren" musste. Hatte man sich nicht im Vorfeld zusammenrechnen können, dass bei einer "Retesserierung" aus rein logischen Gründen eine Entlassung kommen muss? Und wer soll nun gehen? Die Verteidigungsentlastung oder jemand aus dem sowieso unterbesetzten Sturm?

Schön langsam beginne ich zu zweifeln: An langfristigen Erfolgskonzepten, an der Architektur des Erfolges. Tabellenplätze hin oder her. Irgendwie ist diese Roulettemathematik für mich zu hoch.

Montag, 14. Januar 2013

Turnierwochenende: Eine Analyse

Quelle: Rai Sender Bozen, Mittagsmagazin vom 14.01.2013
Interviews & Bericht: Peter Treibenreif
Gelesen von: Gunda Regensberger
Interviewpartner: Herbert Frisch (Assistenztrainer HC Fiat Professional Wölfe), Emanuel Scelfo (Stürmer Ritten Sport Renault Trucks)

 

Sonntag, 13. Januar 2013

Schade: Kein Südtiroler Wochenende

Es ist kein Beinbruch, dieses Wochenende im Jänner. Und trotzdem ist es schade.
In der Meisterschaft sind sie die drei Führenden der laufenden Meisterschaft, bei diesem Turnierwochenende fehlt Pustertal, Bozen und Ritten scheinbar die Kraft.
Wobei: Während es für den HCB schon ein Erfolg ist, überhaupt in der Ukraine spielen zu dürfen, haben sich die Wölfe und die Buam in Turin  mehr erwartet. Aber: Die kraftraubenden letzten Wochen präsentieren nun ihre Rechnung.

HC Bozen

HCB: Nach einer desolaten Leistung im Auftaktspiel gegen die französischen Titelverteidiger aus Rouen haben die Foxes gegen Donetsk eine gute Leistung gezeigt. Zumindest kämpferisch. Dass man gegen die Heimmannschaft so gut wie keine Erfolgschancen hat, das war schon vor dem Turnierbeginn klar. Hätte der HCB gegen Donetsk gepunktet, es wäre eine Riesen Sensation gewesen.
Auch wenn die KHL Spieler vielleicht nicht das letzte aus sich heraus geholt haben: Gegen eine solche Mannschaft nur 3:0 zu verlieren ist schon ein kleiner Erfolg.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass der italienische Meister mit einer schweren Hypothek angereist ist: Niklas Hjalmarsson, der Doppelschichten in der Bozner Abwehr geleistet hat, ist abreist. Damit fehlt nicht nur ein Fixstern in der Verteidigung, sondern vor allem auch die Lunge der Hintermannschaft. Schon in der heimischen Meisterschaft wirkt sich das Fehlen der "Versicherung" aus - geschweige denn in einem internationalen Match.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Kampfleistung gegen Donetsk insgesamt auf den weiteren Weg der Foxes auswirkt. Das Problem: Jeder Akku, der einmal total auf null gefahren ist, der muss wieder total aufgeladen werden, um so zu funktionieren, wie er funktionieren sollte. Und dazu fehlt, beim engen Spielplan der Weiß-Roten wahrscheinlich die Zeit. Vor allem, weil die Schlüsselspieler auch im Feburar nicht die Meisterschaftspause nutzen können. Weil sie für Italien die Olympiaqualifikation schaffen sollen. Eine (fast) unmögliche Mission - auf Kosten der Kraftreserven der Bozner Spieler.

Ritten Sport

Gut gespielt und doch verloren? Eine Aussage, die in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Eine kämpferisch gute Leistung, zweifellos. Aber ein Eishockeyspiel dauert nun einmal 60 volle Minuten. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von 10 Tagen muss Ritten gegen Alleghe in der Schlussphase den Ausgleich hinnehmen. Gegen Alleghe zu verlieren ist keine Schande - doch sieben Sekunden vor dem Spielende den Ausgleich hinnehmen zu müssen ist zumindest ärgerlich.
Man kann darüber diskutieren, ob man Chris Durno zurecht frei gegeben hat: Unter dem menschlichen Gesichtspunkt sicher. Jeder der bei der Geburt seiner Kinder dabei war weiß, dass das ein prägender Moment ist. Und jeder Mann sollte in diesem prägenden Moment seiner Frau beistehen. Dasselber gilt für Eishockeyspieler - wenn es um "normale" Spiele geht. Ob ein Profi seine Mannschaft bei einem wichtigen Turnier im Stich lassen darf, darüber kann man getrost wochenlang diskutieren und es wird viele Meinungen darüber geben. Fakt ist, dass ein Eishockeyprofi mit dem Sport sein Geld verdient. Und Fakt ist auch, dass in professionellen Ligen eine Geburt kein Grund wäre, ein Turnier, bei dem es um einen nationalen Titel geht, auszulassen. 
Die Entscheidung, Durno am Ritten zu lassen, spricht zumindest für die Menschlichkeit bei Ritten Sport.
Die Niederlage gegen Alleghe stellt, trotz der guten Leistung, die Ritten gebracht hat, eine Frage in den Raum: Kann Ritten in dieser Saison die großen und vor allem wichtigen Spiele gewinnen? Im bisherigen Saisonsverlauf war dem noch nicht so. Die Rittner Mannschaft, die in den letzten Wochen zweifellos zusammengewachsen ist, wird nun beweisen müssen, dass sie auch große Spiele gewinnen kann. Denn nur dann werden die Buam zu Titelanwärtern.

HC Pustertal

Bitter schmeckt die Niederlage der Wölfe gegen Valpellice. Weil sie klar ausgefallen ist. Ohne die Diskussion, wer die bessere Mannschaft sei. Irgendwie scheint man im Pustertal den Faden verloren zu haben. Irgendwie werden die Wellen immer höher. Ohne wirklich ersichtlichen Grund. Es ist die Unsicherheit, die um sich greift. Und diese Unsicherheit ist nun auch in der Mannschaft angekommen. Einer Mannschaft, die vom ersten Spieltag an die Tabelle angeführt hat.
Es ist eine paradoxe Situation: Man führt die Meisterschaft souverän an, und wird kritisiert. Vor allem Einzelspieler werden auf das härteste angegriffen. Die Kritik kommt von den Fans zu den Funktionären. Und weil man in Bruneck eine große Familie ist und steter Tropfen den Stein höhlt, werden die Funktionäre von der Kritik angesteckt. Früher noch euphorisch in der Stadt gegrüßt hat man für gewisse Spieler noch höchstens ein mitleidiges Kopfnicken übrig. Vielleicht wechselt man sogar die Straßenseite, wenn der ehemalige Hero einem in der Stadt begegnet. Es sind die Kleinigkeiten, die den großen Erfolg möglich machen. Und die großen Spiele zeigen dann die Defizite.
Hat der HCP über Nacht das Eishockeyspielen verlernt? Mit Sicherheit nicht.
Ähnlich wie am Ritten stellt sich auch für die Wölfe die Frage nach dem Erfolgspotential in den Big Matches. Die Vorzeichen sind im Green Valley aber andere: Denn während am Ritten schön langsam die Kritikphase überwunden scheint und schön langsam wieder euphorischer Optimismus entsteht, so verabschiedet dieser gerade aus der Leitner Solar Arena.
Mit dem Ergebnis: Die durchaus schlagbaren Piemontesen stehen im Italienpokal Finale.
Und das bereits am frühen Abend verhinderte Südtiroler Traumfinale wurde ganz vermasselt.




Eine Katastrophe?

Im Gegenteil. Denn der Gewinn eines Titels kann bereits zu Sattheit führen, weil schon ein Gipfel erreicht worden ist. Der Effekt, dass der Titelgewinn noch weiter motiviert kann zwar eintreten. Doch es ist ungemein schwer, die Spannung hoch zu halten, wenn schon eine Trophäe begossen worden ist. Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre: Es ist lange her, dass ein Pokalgewinner auch den ungleich wichtigeren Meistertitel gewonnen hat.
Eines ist sicher: Dass nun sowohl Ritten als auch Pustertal alles geben werden, um sich für den Schlussanstieg zu qualifizieren. Im besten Fall alle beide. Weil man in Turin am Nebengipfel gescheitert ist.

Freitag, 11. Januar 2013

Kurt Platter und Patrik Patza Kirchler zu den Tops und Flops der Saison

Quelle: Rai Sender Bozen, Mittagsmagazin vom 11.01.2013
Interviewpartner: Kurt Platter, Patrik Kirchler
Bericht von: Peter Treibenreif
gelesen von: Roman Drescher

 

Donnerstag, 10. Januar 2013

Die Flops der laufenden Meisterschaft


Positives zu schreiben ist ja recht angenehm. Doch wie sag ich's meinem Kinde, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist?
Am besten trocken von der Leber weg: 

Die Flops der laufenden Meisterschaft:


Pontebba und Fassa

Eine Meisterschaft, zumal nur mit zehn teilnehmenden Teams, lebt von Ausgeglichenheit. Wenn nun zwei Mannschaften an der Meisterschaft teilnehmen, um dem olympischen Gedanken hochleben zu lassen, so richten sie mehr Schaden als Nutzen an. Denn Exoten mögen bei einzelnen Wettkämpfen vielleicht ganz lustig, weil kurios, sein, in einem Meisterschaftsbetrieb sind sie aber nur eines: lästig und ärgerlich.
Mit Pontebba spielt eine Mannschaft in der höchsten italienischen Liga mit, die in der zweiten Liga kein ernst zu nehmender Anwärter für das Halbfinale wäre. Irgendwie zusammengebastelt präsentiert sich das Team zwischen Sein und Nicht-Sein. Wenn im Frühjahr dieser Meisterschaft der Abstieg besiegelt ist, dann gehen im Friaul die Lichter aus - denn Zweitligaeishockey werden die Vereinsverantwortlichen dort nicht anbieten. Die Retortenmannschaft, die anlässlich der Universiade vor einigen Jahren aus dem Boden gestampft wurde, beweist, dass zu erfolgreichem und langfristigem Sport Kultur und Tradition gehört - beides gibt es in Pontebba im Bereich Eishockey nicht. Das Ärgerlichste an der gesamten Angelegenheit: Dass sich die Liga und die anderen Vereine über Jahre an der Nase haben herumführen lassen, um nur ja nicht einen Teilnehmer an der A1 zu verlieren: Zugeständnisse bei den zugelassenen Ausländern in der Hoffnung, dass was nachkommt.
Das Ende des Liedes erleben wir in dieser Saison: Erstligasport, der diesen Namen nicht verdient, vor einer leeren Halle. Hoffentlich zieht man die richtige Lehre daraus: Lieber mit neun Mannschaften antreten als eine Gurkentruppe zuzulassen!

Dass auch Fassa unter den Flops steht ist unter diesen Vorzeichen vielleicht unfair. Denn Fassa hat Tradition, und auch wenn es die Zuschauerzahlen nicht würden vermuten lassen: Irgendwie gehört Fassa in die erste Liga. Nur ist es halt in diesem Jahr so, dass Fassa nur wenig besser als Pontebba ist. Zumindest für den Rest der Liga: Lästige Pflichtaufgaben, die mehr schlecht als recht abgeleistet werden, die aber niemanden warm werden lassen.
Fazit: In einer ersten Liga darf zwischen den zwei Erstplatzierten und den beiden Letztplatzierten ein merklicher Unterschied bestehen. Doch der Rest der Liga sollte zumindest im Stande sein, bei allen anderen zu punkten. Und nicht nur dann Punkte lassen, wenn die Mannschaft auf der Hinreise ordentlich gefeiert hat...

Andrew Raycroft, Greg Jacina, Pat Kavanagh

Der eine kam als Superstar in die Liga: Letztes Jahr noch Torhüter bei den Dallas Stars, in diesem Jahr Schlussmann in Mailand. Man hatte sich einen Übergoalie erwartet. Was er auf dem Eis bringt ist weit hinter den Erwartungen. Raycroft ist höchstens Durchschnitt in der Liga, auf keinen Fall der Mann, der den Unterschied macht. Er bekommt leichte Tore, was beweist, dass ihn nicht die Perspektive auf die KHL sondern keine Perspektive in Nordamerika in die Modemetropole gebracht hat. 

Der andere ist Heimkehrer am Ritten und zeigt, dass manchmal nur die Erinnerung Helden macht. Was Jacina in diesem Jahr am Ritten zeigt ist weit hinter den gesteckten Erwartungen. Hatte er bei seinem letzten Ritten Engagement noch durch Spielwitz und Kombinationsfreude geglänzt, spielt er in diesem Jahr höchstens die Prima Donna, die glaubt alleine auf dem Eis zu stehen. Sicher, er ist ein guter Eisläufer, aber als Solist spielt er praktisch keine Rolle mehr. Seine Abschlussversuche sind, ebenso wie seine seltenen Passversuche, schlecht getimed und schlecht gespielt. Bereicherung ist dieser Spieler für die Serie A1 keine. Meinte man zu Saisonsbeginn noch es bedürfe einer gewissen Eingewöhnungszeit so muss die Schonfrist nun, da die Regular Season abgeschlossen ist, vorbei, und Kritik erlaubt sein. 



Nicht fehlen darf in dieser Liste natürlich Pat Kavanagh, der als Messias angekündigt war, aber höchstens wie das Reittier des Propheten spielt. Sein Name steht hier stellvertretend für die vielen ehemals großen Namen in der Eishockeywelt, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als in Italien noch ein wenig Geld zu verdienen: Denn in den besseren Ligen gibt es Scouts, die sich Spieler ansehen. Oder Trainer, die auch einmal den Hörer in die Hand nehmen, um sich über einen Spieler, der kommen soll, zu informieren.
Pat Kavanagh ist nicht schlechter als die durchschnittlichen Transfercardspieler der Liga. Er hat nur nicht das gehalten, was man sich von ihm versprochen hat. Das ist das größte Problem des Pat K.
 

Die drei beweisen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man Spieler von Statistikblättern her kaufen konnte. Eishockey ist nicht mehr ein Spiel für Individualisten, Teamplayer sind gefragt. Und aus diesem Grund wäre es sinnvoll, wenn Spieler nicht über die Versprechen von Agenten, sondern aus dem Wissen eines Scouts verpflichtet würden. 

Dass diese drei Spieler unter den Flops stehen, hat natürlich mit ihrem Curriculum, ihrem Preis und der damit verbundenen Erwartungshaltung zu tun. Denn es gibt ganz sicher schlechtere Spieler als Raycroft, Jacina und Kavanagh. Nur haben diese schlechteren Spieler den besseren Preis.


Spielmodus

Er grenzt an einen Schildbürgerstreich, der Spielmodus der heurigen Eishockeymeisterschaft. Vor allem für jene Mannschaften, die sich unter den ersten fünf platzieren konnten. Weshalb eine Zwischenrunde spielen, die nur dazu nützt, die Saison künstlich in die Länge zu ziehen? Statt 36 spielen die Mannschaften nun 44 Spiele bis zu den Playoffs. Ist das der gewünschte Qualitätssprung?
Es ist mir klar, dass man nicht noch eine Vorrunde wollte, um nicht immer die gleichen Mannschaften zu sehen. Doch mit diesem Modus hat man das Problem nur schlimmer gemacht: Weil so sieht man einen Teil der Gegner noch zweimal. Und wofür? Um sich seinen Startpunkt für die Playoffs zu fixieren.
Bei allem Respekt: Aber dümmer geht's nimmer.

Professionalität der Vereine

Was mich immer wieder wundert ist die mangelnde Professionalität im italienischen Eishockey: Kein Wunder, dass sich der Sport nicht weiter entwickeln und international verankern kann. Immerhin werden pro Saison und Verein zwischen 1 und 2 Mio. Euro ausgegeben. Das ist das Umsatzvolumen einer kleinen Firma. Und doch leisten sich die Vereine nur spielende Profis und keine Verwalter oder Vermarkter. Sie begeben sich auf Gedeih und Verderb in die Hände ehrenamtliche Mitarbeiter, die keine Zielvorgaben und entsprechend keine Konsequenzen zu befürchten haben.
Der Eishockeysport wird über Freund- und Bekanntschaften gemanagt, das Ergebnis ist ein Zufallsresultat - auf jeden Fall nix, auf das gezielt hingearbeitet wird. Bestenfalls wird gewünscht und improvisiert, doch nicht langfristig auf die Erreichung eines Ergebnisses hingearbeitet.
Ich kenne keine einzige Firma, die im "echten Leben" so agiert.
Scheinbar sind die Gelder, die ins Eishockey gesteckt werden, nicht das gleiche Geld, das in der Wirtschaft in Umlauf ist. Ansonsten wäre dieses höchst dilettantische Vorgehen in einem Sport, der sich selbst so wichtig nimmt, nicht möglich...





Mittwoch, 9. Januar 2013

Am Ende der Regular Season: Die Tops der laufenden Meisterschaft

Schnell ist es gegangen: 35 von 36 Spieltagen sind absolviert, die Vorrunde der aktuellen Serie A1 Meisterschaft ist so gut wie abgeschlossen. Große Überraschungen sind ausgeblieben: Zumindest, was die Tabelle betrifft. Da finden sich die Mannschaften dort wieder, wo man sie, grob geschätzt, schon zu Saisonsbeginn vermutet hatte. Man könnte also meinen, die Saison sei langweilig und ohne Überraschungen gelaufen. Mitnichten. Denn in meiner Zwischenbilanz stelle ich heute die Tops laufenden Meisterschaft vor. Subjektiv, selbstverständlich. Und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Tops:

Taktik: Valpellice und Bozen

Gegensätzlicher könnten die taktischen Tops nicht sein: Auf der einen Seite mit Valpellice eine Mannschaft, die auf Taktik, so scheint es zumindest, absolut pfeift. Und auf der anderen Seite eine Mannschaft, die aus der Taktik ausgesprochen erfolgreich wird und aus ihr das Defizit der kurzen Spielerdecke wettmachen kann.
Ich habe in dieser Saison als neutraler Eishockeyzuschauer eine Lieblingsmannschaft zum Beobachten: Valpellice. Weil die Truppe herzerfrischend und unkonventionell Eishockey spielt. Das Offensivpotential der Piemontesen ist sehr groß. Und Rob Sirianni, Nate Di Casmiro & Co. spielen am besten, wenn sie spielen dürfen und nicht in ein taktisches Korsett gezwängt werden. Das Ergebnis: Sie erspielen sich viele Torchancen und eröffnen gleichzeitig den Gegnern die Möglichkeit, Konter zu laufen. Damit sind die Valpellicespiele das mitunter beste, was einem Eishockeyfan passieren kann. Dass dieser Ansatzpunkt  bedeutet, Harakiri zu begehen, zeigen die Ergebnisse dieses Jahres: Rang fünf ist zu wenig, wenn man die geballte Offensivkraft der Mannschaft sieht. Andrerseits ist der Tabellenrang aber ausgesprochen gut, wenn man die schwache Ausstattung der Defensive beachtet.
Das Gegenstück dazu ist der HC Bozen, der Vernunfteishockey spielt. Was sich vor allem im Spiel gegen die Instinkthockeymannschaft aus Valpellice zeigt: Denn wenn sich Konterchancen eröffnen, dann ist der HCB sicherlich nicht die Mannschaft, die diese ohne zu überlegen annimmt: Zu sehr hat Brian McCutcheon seine Mannschaft darauf eingestellt, kurz zu bleiben und nicht kopflos nach vorne zu stürmen. Der zweite Zwischenrang des HCB ist vor allem dem Trainer zuzuschreiben, der das beste aus seiner kleinen Mannschaft gemacht hat. Die Titelverteidiger spielen ausgesprochen ökonomisches Eishockey, halten mit den Kräften haus, machen wenig, dafür aber umso intelligentere Wege. Niklas Hjalmarsson hat der Mannschaft zwar gut getan, ihn allein als Vater des zweiten Tabellenrangs zu feiern wäre aber den anderen Spielern gegenüber ungerecht, die ihre taktischen Aufgaben ausgezeichnet erfüllt haben: Bozen braucht nur wenige Chancen, um Spiele zu gewinnen, rational und effizient werden die Angriffe zu Ende gespielt. Eishockeyspiele des HCB sind zwar lange keine so emotional erfrischende Angelegenheit wie jene des HC Valpellice, sie sind aber, vom taktischen Standpunkt aus gesehen, sehr interessant und lehrreich.
Während die einen fürs Herz spielen, bieten die anderen Nahrung für den Verstand.
Aus diesem Grund stehen diese beiden Mannschaften für mich ganz oben, was die Taktik betrifft.

Kämpferherz: Ritten und Pustertal

Spiele gewinnt man nicht nur über taktische Finessen. Sondern auch über die Bereitschaft, den inneren Schweinehund zu überwinden und zu fighten. Diese Erfahrung haben Ritten und Pustertal in diesem Jahr gesammelt. Die Trainer der beiden Mannschaften sind alles andere als Napoleonische Taktikgenies, aber sie können ihre Mannschaften offensichtlich motivieren und dazu bringen, auch noch einen Schritt zu machen, wenn es beginnt weh zu tun. Damit kann man durchaus erfolgreich sein. Das beweisen die beiden Südtiroler Mannschaften. Auch wenn spielerisch noch sehr viel Luft nach oben ist: Im Grunde zählen die Ergebnisse und die Dreier am Ende des Spiels.
Da hat sich Pustertal überhaupt nix vorzuwerfen: Denn dort, wo die Wölfe stehen, möchten alle hin. Auch, wenn der Gewinner der Regular Season rein statistisch gesehen schlechte Karten hat, am Ende Meister zu werden.
Und auch Ritten spielt zwar kein schönes, aber doch ein erfolgreiches Eishockey. Bei dem die Spieler oft selbst nicht wissen, wieso sie erfolgreich waren. Aber: Das zählt nicht. Wichtig ist für die Buam, sich fix für die Play Offs qualifiziert zu haben. Und nun eine Ruherunde einlegen zu können. Denn Kämpferspiele sind vor allem eines: Anstrengend.

Spielerpersönlichkeiten: Stanislav Gron und Adam Dennis

Stanislav Gron kann einem Leid tun: Er ist ein ausgezeichneter Spieler, vielleicht der beste der Liga, der konstant punktet. Doch sein Problem: Er spielt in einer Mannschaft, die nur bedingt konkurrenzfähig ist. Damit tut er sich und seinem Curriculum keinen Gefallen. Denn man könnte ja meinen, im Land der Blinden müsse der Einäugige König sein. Doch Stanislav Gron sticht nicht nur hervor, weil seine Mannschaftskollegen so schwach sind. Er wäre zweifellos eine Bereicherung für jede Mannschaft der Serie A1.

Adam Dennis ist für mich Top, weil er in einer Meisterschaft der Top Torhüter der Beste ist. Was man sich angesichts der Aubins, Raycrofts und Pogges nicht hatte erwarten können. Im Gegenteil: Man war zu Saisonsbeginn davon ausgegangen, dass Dennis ein eher schwächerer Schlussmann der Liga sein würde. 
Weit gefehlt: Auch wenn Alleghe einen gut besetzten Kader hat, der nicht nur blind nach vorne spielt, Adam Dennis hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass Alleghe diese Saison so erfolgreich ist. Er ist der Albtraum der gegnerischen Stürmer. In dieser Saison mehr denn je.

Zuschauerzahlen

Dafür, dass Eishockey ein Nischenprodukt ist, verkauft es sich konstant gut. Einzig die Schlusslichter Pontebba, Fassa und Cortina schwächeln, die anderen Mannschaften sind so beliebt wie noch nie. Einen wesentlichen Beitrag zum positiven Gesamtergebnis trägt Mailand bei: Durchschnittlich 2.000 Zuschauer wollten die Rosso-Blu spielen sehen. Mailand ist eine Millionenstadt und dort ist es aus diesem Grund sicher einfacher Zuschauer zu gewinnen. 
Andrerseits hat dort niemand auf Eishockey gewartet, weil jede Sportart in der Metropole um die Gunst der Fans wirbt. Aus diesem Grund durchaus positiv, dass Mailands Produkt angenommnen wird. Ein bisschen Kontinuität und von der Lombardei könnte im günstigsten Fall ein neuer Eishockeyboom in Italien ausgehen.
In Südtirol sind, von den Zuschauerzahlen her keine großen Sprünge nach oben mehr möglich: Weil der Eishockeymarkt bereits übersättigt ist. Das Ergebnis des letzten Jahres zu halten ist das schon ein Erfolg. Das gilt nicht nur für die laufende, sondern auch für kommende Spielzeiten.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und natürlich hat es in der Meisterschaft auch Flops gegeben. Diese stelle ich morgen vor...

Montag, 7. Januar 2013

Bestandsaufnahme nach zwei Wochen Weihnachten

Hat die Weihnachtssaison die Karten in der laufenden Eishockeymeisterschaft neu gemischt? Haben sich die Kräfteverhältnisse signifikant verschoben? Oder waren die vergangenen zwei Wochen nur eine Momentaufnahme, die keinerlei Aussagekraft über den Meisterschaftsausgang haben werden? Eine Analyse der drei Südtiroler Mannschaften.

HC Fiat Professional Wölfe

Der HC Pustertal ist gut in die Saison gestartet. Und spielt auch jetzt noch erfolgreiches Eishockey. Damit haben die Pusterer verdient die Vorrunde gewonnen. Aber: Die Mannschaft ist nicht mehr so dominant wie zu Saisonsstart. Ein Grund hierfür: Das spielerische Element und die Selbstverständlichkeit der gewohnten Leichtigkeit sind verloren gegangen. An ihre Stelle ist der Kampf und die Verkrampfung getreten. Ob es allein am Fehlen eines spielerisch starken Centers liegt wage ich zu bezweifeln. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Erwartungshaltung zu hoch ist, was auch die Mannschaft zu spüren bekommt. Wobei: Mehr als die Tabellenführung kann man nicht erreichen. Also ist die höchst mögliche Erwartung eigentlich erfüllt.
Mich erinnert die Situation an Ritten nach den erfolgreichen Jahren: Auch dort spielte die Mannschaft durchaus noch erfolgreich vorne mit, doch der Anspruch des Publikums war nicht nur eine gute Tabellensituation, sondern auch ein tänzerisches Spiel. Und daran zerbrach Ritten Sport vor drei Jahren. Und ist nun auf der Suche nach einer Neuausrichtung.
Was die Fans des HCP daraus lernen könnten? Dass man den Tag genießen soll und nicht immer das nächst höhere fordern darf. Denn ansonsten zerplatzt, was in Jahren aufgebaut worden ist.
Die Unruhe, die im Umfeld der Mannschaft und im Stadion zu spüren ist für mich der Hauptanlass, im HC Pustertal keinen Meisterschaftskandidaten mehr zu sehen. Pat Kavanagh und seine Leistungen hin oder her. Pat Iannones Nicht Leistungen auf oder ab. Ich bin auch überzeugt, dass ein Superstar daran nichts ändern wird. Wenn nicht Ruhe außerhalb des Kartons herrscht.

HC Bozen

Sicherlich die Mannschaft, die am meisten gefordert wird. Weil sie am meisten Spiele von allen Mannschaften bestreiten muss. Das Doping der Mannschaft ist abgereist und wird wohl allen Eishockeyfreunden positiv in Erinnerung bleiben. Mit seiner Abreise kommen wieder die Probleme auf, die schon vor seiner Ankunft bestanden: Eine zu kurze Spielerdecke, vor allem in der Verteidigung und daruas resultierend chronisch müde Defensivspieler. Hjalmarsson stand teilweise 40 Minuten am Eis. Was einer Doppelschicht entspricht. Ihn zu ersetzen braucht es, körperlich gesehen, zwei neue Spieler. Denn bei allem Respekt: Fabris und Oberdörfers Füße sind zu klein, um in die Fußstapfen des Wikingers zu steigen.
Worum es mir leid tut ist der Zeitpunkt, zu dem die Probleme wieder akut werden: Das Erreichen des Finalturniers im Continental Cups war ein großer Schritt des HC Bozen und gut für die gesamte Liga. Und wie sich Bozen beim Halbfinalturnier präsentiert hat konnte man sich durchaus Hoffnungen machen, dass auch in Donetsk die eine oder andere Überraschung gelingen könnte.
Nach der kräfteraubenden Weihnachtszeit aber könnte das Abenteuer ein ganz bitteres Erwachen werden.
Was Bozen außerdem enorm schadet: Das Ende des NHL Lockouts. Nicht, weil Niklas Bozen verlassen hat. Das hätte er auch ohne Beendigung des Arbeitsstreits. Aber: Weil nun der Markt neu aufgemischt wird und gute Spieler in allen Ligen gebraucht werden. Weshalb die zu zahlenden Honorare in astronomische Höhen schnellen werden, weil viel gepokert werden wird und weil die Zeit bis zum Ende der Transferaktivitäten verdammt kurz wird.
Titelverteidigung für den HCB? Brian McCutcheon würde es sicherlich möglich machen. Weil er der Beste hinter der Bande ist. Aber ein Fragezeichen bleibt: Nämlich ob die Beine (Spieler) dahin laufen können, wohin der Kopf will. Und da bin ich eher skeptisch.

Ritten Sport

In Klobenstein wird man sich daran gewöhnen müssen, dass es keine schönen Spiele zu sehen gibt und dass viel nach Improvisation aussieht. (Auch das Valpellicespiel war, unter technischen Gesichtspunkten kein Gustoctückerl, wohl aber nach wie vor eine hervorragende Show für die Zuschauer.) Aber: Die Mannschaft ist erfolgreich. Und zeigt sich seit einigen Spielen ausgesprochen treffsicher. Und wenn man eines nicht unterstellen kann dann, dass die Buam kein Kämpferherz hätten: Rückstände wecken den Tiger in ihnen und erfolgreiche Aufholjagten schweißen zusammen.
Wie lange allerdings diese extrem kräfteraubende Art Eishockey zu spielen aufgeht, ohne Tribut zollen zu müssen, bleibt abzuwarten.
Von einer Mannschaft, die vier Defensivspieler aus dem Ausland im Roster hat könnte man sich eigentlich erwarten, dass sie hinten ein bisschen kompakter steht und weniger Tore kassiert.
Auf jeden Fall hat, in der heutigen Momentaufnahme Ritten Sport die besten Karten den Olymp des italienischen Eishockeys zu erreichen. Auch, wenn es ein Problem gibt, das Ritten schon seit längerem verfolgt.
Und damit meine ich nicht den Ausfall von Ryan Ramsay...


Samstag, 5. Januar 2013

Großes Kino: Ritten Sport gegen Valpellice



Es gibt Eishockeyspiele, die gehen in die Geschichte ein, weil große Ziele erreicht werden.
Und es gibt Eishockeyspiele, die bleiben in Erinnerung, weil es großartige Spiele gewesen sind.
Das Spiel Ritten Sport Renault Trucks gegen den HC Valpellice vom 4. Jänner 2013 ist ein Spiel, das in Erinnerung bleiben wird. Weil das Spiel so ziemlich jedes Klischee bedient hat, das mit Eishockey verbunden wird.

Torreichtum


Tore sind ausreichend gefallen. Und den Zuschauern haben sie gefallen. Ob die Trainer auch begeistert waren, das muss dahingestellt bleiben. Eher nicht: Denn die Tore waren Resultate unzureichender Defensivarbeit. Sowohl auf der einen, wie auch auf der anderen Seite.
Ritten hat wieder einmal Kämpferherz bewiesen und sich zweimal aus eigener Kraft und eigenem Willen zurück ins Spiel gebracht. Nicht über spielerische Elemente, sondern über brachiale Gewalt. Spielerisch gesehen.
Die feineren Angriffsakzente hat freilich Valpellice aufs Eis gezaubert: Die Truppe aus dem Piemont ist sehr spielstark und lässt die Scheibe kreisen, dass den Gegnern regelrecht schwindlich wird.
Aber die Mannschaft hat nur eineinhalb Linien, und das geht an die Substanz. Sobald Valpellice die Kraft ausgeht und das Spiel nach vorne keinen Druck mehr entwickeln kann, ist die Mannschaft hinten offen: Weil die Verteidigung einfach zu schwach besetzt ist.

Ritten konnte im Spiel auch einen Mythos eindrucksvoll widerlegen: Nämlich, dass man nur von Justin Pogge abhängig sei. Was man schon seit Wochen leise vermutete wurde gestern Gewissheit: Der Torriese befindet sich in einer schöpferischen Krise und hat bei mindestens drei Gegentoren nicht gut ausgesehen und damit einen wesentlichen Beitrag an der Spannung im Spiel geleistet.

Andrerseits: Ritten hatte unheimliches Abschlusspech: Tudin, Spinell, Durno und Perna hatten 100 Prozentige Torchancen und verfehlten die leere Kiste. Hätte Ritten den Sack nach 60 Minuten zugemacht, niemand hätte von Glück reden können.

Härte


Lange hat man lamentiert, dass das italienische Eishockey Härte vermissen lasse und dass vor allem Fights fehlen würden. Auch diese Aussage gehört der Vergangenheit an: Wenn in einem Spiel vier Mal die Fäuste fliegen, dann ist schon eher die Grenze zu einer Schlägerliga erreicht. Einen Beitrag, dass das Spiel derart eskalierte hat sicher auch Giancarlo Bosio geleistet, dem das Spiel entglitten ist und der zu wenig hart durchgegriffen hat. Fauster hätte sich nach seinem Cross Check gegen Parise ebenso eine verfrühte Dusche verdient wie Parise, der sich anschließend mit dem Schläger zu rächen versucht hatte. Und T.J. Kemp war gut damit bedient, dass er, nachdem er die Fehdehandschuhe hat fallen lassen, keine 10 Minuten Strafe aufgebrummt bekommen hatte während sich Trevor Johnson als Depp der Nation vorkommen musste, weil er als einziger früher Feierabend machen musste.

Egal: Bei allen Analysen, die man machen kann - Der Abend war eine geile Show. Vor allem für die Zuschauer, die begeistert vom Gebotenen waren. Davon bitte noch mehr. Und wenn geht schon bald.


Dieses Video gibt's vom entscheidenden Penalty.
Kategorie: Sehenswert!
 

Donnerstag, 3. Januar 2013

HC Bozen vs. SG Cortina: Spielbericht


Spielbericht 33. Spieltag Serie A1 2012-13
Quelle: Rai Sender Bozen, Mittagsmagazin
Interviewpartner: Brian McCutcheon, Mark McCutcheon
Bericht & Interviews: Traube