Und am Ende sind dann immer alle gescheiter. Vor allem, wenn die Mannschaft des Herzens gescheitert ist. Dann ist auf einmal alles, was vorher noch gut und verteidigungswürdig war schlecht, jeder hat nur noch Fehler gemacht, und das Schlimmste ist, dass man diese Fehler scheinbar schon von Anfang an gewusst hat. So einfach ist es nicht. Auch, wenn die drei Südtiroler Mannschaften in der höchsten italienischen Liga ihre Ziele nicht erreicht haben. Trotzdem haben alle drei sehr gute Phasen während der Meisterschaft gehabt. Phasen, in denen sie für die Gegner unschlagbar gewesen sind.
Zwischenzeiten? Zählen nicht
Mag sein, dass Zwischenziele keine Aussagekraft haben. Weil das Holz letzten Endes im Tal gemessen wird. Aber: Zwischenzeiten beschreiben, ob man konkurrenzfähig ist oder ob die gemachte Planung absolut daneben gelegen ist. Im Falle der Südtiroler Mannschaften beweisen die Zwischenzeiten auf alle Fälle: Sie waren Top. Nicht nur, weil nach der Zwischenrunde die drei Südtiroler obenauf geschwommen sind. Sondern weil es Phasen gegeben hat, in denen man sich fragte, wer um alles in der Welt sie schlagen sollte.
Traumstart: HC Pustertal
Die erste Traumserie des Jahres haben die Wölfe hingelegt: Die perfekte Runde zum Meisterschaftsbeginn, klare Siege in allen Pflichtspielen. Die erste Siegstation kam in Klobenstein, doch zu diesem Zeitpunkt war bereits klar: Pustertal ist der zu schlagende Gegner.
Nach dem Traumstart kam eine Phase der Ernüchterung. Aber vom Traumstart hat die Mannschaft die gesamte Saison gelebt. Und es hat sich gezeigt, dass die Punkte, die zu Saisonsbeginn erobert werden gleich viel wert sind wie jene, die im heißen Frühjahr erkämpft werden.
Der Traumstart hat vielleicht den Druck erzeugt, an dem die Mannschaft letzten Endes gescheitert ist. Vielleicht hat der Traumstart die Legende einer unschlagbaren Truppe erträumen lassen. Obwohl eigentlich jeder wusste, dass die aufgestellte Mannschaft nicht so stark wie die Wölfe der letzten beiden Jahre war.
Geheimwaffe: Hjalmarsson
Der HC Bozen hatte seine Phase der Unschlagbarkeit als Niklas Hjalmarsson in rot-weiß spielte: Qualifikation für das Finalturnier des Continental-Cups, eine Siegesserie in der Meisterschaft. Das war der stärkste HCB seit langem. Was nicht nur allein am Ausnahmewikinger lag: Der hat zwar für Sicherheit und Selbstvertrauen gesorgt, doch in dieser Phase hat die gesamte Mannschaft gezeigt, eine reife Truppe zu sein.
Als Niklas H. dann wieder nach Nordamerika zog und sein Glanz Erinnerung war, ging es mit Bozen bergab: Weil gemachte Versprechen nicht eingehalten worden sind und man irgendwie den Eindruck hatte, die Mannschaft würde allein gelassen. Und mit der Mannschaft ein Trainer, der das Beste war, was man seit langem auf den Spielerbänken der Serie A1 erlebt hat.
Geheimwaffe Verletzungen
Und auch Ritten hatte eine Phase, wo die Mannschaft die Konkurrenz dominiert hat. Das war in der Masterround und hier vor allem in den Spielen, bei denen die "Stars" nicht dabei waren. Ritten hat gezeigt, dass ein geschlossenes Kollektiv den Ausfall von Einzelkönnern zu jederzeit kompensieren kann. Traurig: als die "Stars" zurückgekehrt sind ist der Erfolg ausgeblieben.
Schwächeanfälle in der entscheidenden Phase
Und dann kam die Phase, in der es drauf angekommen wäre. Eine Phase, in der jedes Spiel zählt. Und da erlebten die Südtiroler ihre Einbrüche. Wieso das so war? Vielleicht war man sich ob der guten Phasen einfach zu sicher gewesen, dass es schon irgendwie reichen würde. Vielleicht hat man sich zu sehr auf das zweifellos vorhandene Talent verlassen und zu wenig Theorie gebüffelt. Vielleicht waren die Akkus ganz einfach leer?
Was es auch immer war: Wenn die Vereine, die von sich behaupten, professionell zu sein, eine Analyse betreiben, dann müssen sie diese ehrlich machen und vor allem vermeiden, Ausreden zu suchen:
Wer das Scheitern nur auf Schiedsrichterleistungen, Trainerentscheidungen oder Formtiefs zurückführen möchte, der legt bereits jetzt den Grundstein, bereits im kommenden Jahr wieder zu scheitern...
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