Ich
weiß: In Finalzeiten sollte man besseres zu tun haben, als über Eishockey im
Allgemeinen zu philosophieren. Doch für die Südtiroler ist die Saison bereits
zu Ende. Und so bleibt ein bisschen Zeit, über das italienische Eishockey
nachzudenken.
Die
Frage, die sich mir stellt: Wie ist das Niveau der Liga?
Viele behaupten: grottig.
Ich
bin der Meinung: so schlecht ist es gar nicht. Es wird nur eines: chronisch
schlecht geredet. Meistens sogar von Menschen, die mitten drinnen stehen. Und
es besser wissen müssten.
Das
Argument: Das waren noch Zeiten, als die Ausländer die Liga gerockt haben. Spieler,
die durch die gegnerischen Reihen getanzt sind und mühelos sechsmal pro Spiel
eingenetzt haben.
Meine
Meinung dazu: Das hat nix mit Niveau zu tun. Das hat mit dem Nicht-Niveau der
damaligen Restspieler zu tun. Die kein Mittel gefunden haben, einen Express zu
stoppen.
Heute
noch denkbar? Jein, teilweise. Aber der Champion, der kommen muss, der muss von
Weltformat sein. Weil das Eishockey anders geworden ist. Und weil in der
Zwischenzeit jeder Serie A1 Spieler eislaufen kann. Was in den achtziger und
teilweise neunziger Jahren nicht der Fall gewesen ist. Noch nicht einmal für
einen Einsatz in der Nationalmannschaft war das Beherrschen des Eislaufens eine
Voraussetzung.
Ich
bin überzeugt, dass die italienischen Vereine weder in der EBEL noch in der 2.
Deutschen Bundesliga eine schlechte Figur abgeben würden. Das sind immerhin Ligen,
die in italienischen Breiten hochgejubelt werden. Aber wo doch auch nur mit
Wasser gekocht wird. Vielleicht würden die Teams nicht um den Titel mitspielen.
Aber für die Playoffteilnahme würde es allemal reichen.
Wieso wird das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt?
Weil
es nicht körperlich ist. Und da trifft die Vereine keine Schuld. Fakt ist aber
leider, dass die hiesigen Schiedsrichter Null-Tolerance mit Null-Körperkontakt
verwechseln. Die Folge ist körperloses Spiel und der Eindruck, es sei deswegen
weniger intensiv. Wollte man das italienischen Eishockey internationaler
machen, die Unparteischen müssten internationale Fortbildungen machen. Und sich
nicht die eigene, italienische, Regelauslegung als Evangelium aufdoktrinieren.
Vielleicht
sollte man als Denkanstoß einmal darüber diskutieren, den Schieri-Chef zu
ersetzen.
Weil
er auch in der abgelaufenen Spielzeit bewiesen hat, dass ihm der Status Quo
passt.
Ich
gehe sogar noch weiter: Er hat bei den Schiedsrichteransetzungen - sowohl in
der ersten als auch zweiten Liga – in den Halbfinalspielen gezeigt, dass er
beweisen will, dass er sich an niemanden zu halten hat. Und er hat nicht die
besten seiner Leute geschickt.
Doch
in Italien hat man gelernt: Über Schiedsrichter und deren Leistungen spricht
man nicht.
Wieso wird das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt?
Weil
Dilettanten den Sport führen. Wie sollen Vereine nachhaltig arbeiten, wenn am
Ende einer Saison noch nicht feststeht, wie die nächste aussehen wird? Tragisch
an der Sache: Es sind die Vereine selbst, die diesen Dilettantismus
unterstützen, ja, selbst Teil davon sind.
Der
Eishockeysommer 2013 wird so verlaufen (wobei ich ausdrücklich erkläre, weder
gependelt zu haben, noch eine Kristallkugel zu besitzen): Einschreibefrist für
die Vereine bis 30. Juni. Die Frist wird bis Ende Juli verlängert, weil einige
Vereine noch nicht wissen, ob sie spielen werden oder nicht, weil Verträge mit
den Stadienbetreibern geschlossen werden müssen bzw. weil man die öffentliche
Hand entsprechend erpressen muss. Bis Mitte August wird ein provisorischer
Spielplan ausgearbeitet werden, wobei noch nicht definitiv feststeht, mit wie
vielen Ausländern gespielt werden darf. Der Ruf nach einer Privatliga wird laut
(so wie jedes Jahr) – doch der Ruf wird wieder ein Jahr lang verstummen (bis in
den August 2014).
Die
Lega ist gescheitert: Das ist ein Stammtisch der Vereinsvertreter, wo große Projekte
angesprochen, groß kommuniziert und dann vergessen werden.
Und
der Verband ist unfähig ein Machtwort zu sprechen, wäscht sich die Hände in
Unschuld und verweist auf das Olympische Komitee und die Lega, weil einerseits
internationale Regeln zu respektieren und die Vereine gleichzeitig einander
nicht einig sind. Der Verband ist aber gleichzeitig NICHT bereit, Eishockey
einen eigenen Weg einschlagen zu lassen.
Die
Folge: Nicht nur das Ausland, auch die heimischen Fans belächeln mit Recht das
italienische Eishockey als unseriös.
Wieso das italienische Eishockey als so schwach eingeschätzt wird?
Weil
die Vereine One-Man-Shows sind. Gemacht von Einzelpersonen, die sich nicht
dreinreden lassen wollen. Ob sie was vom Geschäft verstehen? Das italienische
Eishockeyimage im Ausland ist Antwort genug.
Wenn
man seine eigene Mannschaft von einem Agenten auf Twitter beschimpfen lässt und
dann – da gehe ich jede Wette ein – trotzdem noch von ihm Spieler besorgt, dann
ist das Antwort genug.
Kritiken
von außen?
Nein
danke, die sind nicht erwünscht. Denn dann sind die großen Macher beleidigt. „Was
erdreistet er sich, ein Urteil fällen zu wollen?“
Klar:
Wer die Kohle bringt, der entscheidet, welches Feuer brennt. Und das ist der
Grund, weshalb es One Man Shows sind. Und bleiben werden.
Das
Traurige: Gerade diese One-Man Show Macher beschweren sich über fehlende
Professionalität. Sind aber nicht bereit, den nächstmöglichen Schritt zu
machen. Damit meine ich nicht nur die Position des Sportdirektors, der ja
scheinbar nicht finanzierbar ist, weil das Geld, das der kostet, besser in
Spielern investiert ist, die das wissen, und entsprechend höhere Forderungen an
italienische Vereine stellen.
Gemeint
ist ein Ligenwechsel, in eine professionelle Liga, wo man sich nicht mehr so
einfach über die Abmachungen hinwegsetzen kann. Was hindert Ritten, Bozen und
Pustertal daran, gemeinsam einen Antrag um Aufnahme in die EBEL zu stellen? Die
Finanzierung?
Das
glaube ich nicht, weil eine professionelle Liga auch professionelle Einnahmen
garantiert und sichert. Es ist das Wissen, dass es beim Eintritt in die EBEL
vorbei wäre mit den One-Man Auftritten. Und da steht dann doch noch das Ego im
Weg…
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