Über dem enttäuschenden Ausscheiden von Ritten und Bozen,
derzeit in aller Munde, käme man fast in Versuchung zu vergessen, dass die
Eishockeymeisterschaft der Serie A1 noch im Laufen ist. Und wie! Die
Halbfinalserien stehen an. Und alle Südtiroler Augen sind auf ein Duell
gerichtet: Fiat Professional Wölfe gegen Asiago. Weil Pustertal die letzte
Südtiroler Hoffnung ist. Der einzige Grund, wieso es sich noch lohnt, diese
Meisterschaft weiter zu verfolgen.
Freilich, ob die Motivation der Rittner und Bozner, die
dahintersteht wirklich das Daumendrücken ist, das kann bezweifelt werden.
Ausweichmanöver: Favoritenrolle an Asiago
Im Interview mit Sportnews versucht Roman Erlacher
geschickt, die Favoritenrolle an die Mannschaft der sieben Gemeinden
weiterzuschieben. Wieso so bescheiden? Mit Bescheidenheit hat man noch nie
einen Titel gewonnen!
Freilich: Damit versucht der sportliche Leiter Druck von
seiner Mannschaft zu nehmen. Was meiner Ansicht nach wenig zielführend ist: Der
HCP steht die ganze Saison schon unter Druck. Und hat diesem, im großen und
ganzen, auch stand gehalten. Auch wenn nicht alles wirklich perfekt war.
Zumindest haben die Ergebnisse ausgereicht, um noch um die Entscheidung
mitspielen zu können.
Ob Asiago wirklich zu favorisieren ist, kann getrost
bezweifelt werden. Zwar hat die Mannschaft Bozen aus dem Bewerb geschossen.
Aber: Bozen war in dieser Phase nicht das Maß aller Dinge. Kein wirklicher
Gradmesser. Auch wenn man von Bozen sagt, man sei jederzeit in entscheidenden
Spielen in der Lage, noch einen Gang höher zu schalten. Heuer war dem definitiv
nicht so.
Asiago hat zweifellos eine ausgeglichene und gefährliche
Mannschaft. Durchaus zu vergleichen mit den Wölfen, im Sturm vielleicht sogar
noch ein klein wenig stärker. Aber vor allem auf der Torhüterposition gibt es
ein Fragezeichen, das noch aufgelöst werden muss. Und in der Vorschlussrunde
übernimmt der Torhüter eine noch wichtigere Rolle, als er sie das ganze Jahr
über zu übernehmen hat.
Fakten vor der Serie sprechen für Pustertal
Für die Wölfe spricht die Heimkulisse, die wie in keinem
anderen Stadion der Liga hinter der Mannschaft steht. Zudem drei ausgeglichene
Angriffsformationen, wo kein Star heraus sticht, aber jede Linie für Tore gut
ist. Ein bisschen wackliger ist da schon die Defensive einzuschätzen und mehr
als bei anderen Mannschaften ist ein aggressives Forechecking notwendig, um die
Gegner gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Denn die Pusterer
Defensivabteilung hat ihre Stärken eindeutig im Spiel nach vorne und weniger im
konstruktiven Zerstören und Betonmischen.
Ein klarer Vorteil vor allem auf der Einser-Position, wo
J.S. Aubin eine Bank ist, die schon das ganze Jahr über mehr als nur überzeugt
hat.
Wenn es gelingt, die gegnerische Offensive so in Griff zu
bekommen, dass diese nur zu Abschlussversuchen aus der Distanz kommt, dann
sollte die Mission Finale machbar sein. Weil Distanzschüsse kein Mittel sind,
Aubin zu überwinden.
Überraschungshalbfinale: Valpellice gegen Cortina
Schwieriger ist die Prognose für die zweite
Halbfinalpaarung. Mit Valpellice und Cortina treffen zwei unterschiedliche
Spielauffassungen aufeinander. Cortina hat vor allem gegen Ritten gezeigt, dass
taktische Disziplin konsequent eingehalten werden kann – Valpellice spielt nach
wie vor aus dem Bauch heraus und ist damit ausgesprochen erfolgreich.
Einen leichten Vorteil sehe ich bei Cortina – weil vor
allem nach der Rückkehr von Ryan Dingle neue Kreativität in die zweite Reihe
zurückgekehrt ist. Und weil die Mannschaft Selbstvertrauen getankt hat – in allen
Mannschaftsteilen, ausgehend von J.P. Levasseur.
Traube's Finaltipps:
Der Tipp fürs Finale: Pustertal gegen Cortina.
Auch wenn dieser noch nicht in Stein gemeisselt ist.
Und der Faktor erste Partie schon einiges daran ändern
könnte…
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