Mittwoch, 2. Oktober 2013

Der Erste Eindruck: Gefällt mir!



Der Anfang ist gemacht. Die Eishockeysaison hat begonnen. Natürlich ist es zu früh für eine Zwischenbilanz. Aber es ist noch nicht zu früh für einen ersten Eindruck. Und der ist überraschend positiv. Aus verschiedenen Gründen.

EBEL

Das erste Kapitel im Abenteuer EBEL des HC Bozen überraschend. Weil die weiß-roten nicht nur mithalten können, sondern weil sie bislang wohl für die gesamte Liga die sportliche Überraschung sind. Weil Bozen bis auf ein einziges Mal noch in jedem Spiel gepunktet hat. Und die Punkte, die Bozen verloren hat waren im Grunde verschenkte Punkte.
Und noch etwas ist überraschend: Nämlich dass das Publikum in Südtirol das EBEL Abenteuer so dankbar angenommen hat. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Heimspiele des HCB ausgezeichnet besucht sind. Ich schätze einmal, dass durchschnittlich gut 1.800 Südtiroler dabei waren. Das ist nicht schlecht. Wenn man bedankt, dass sich der Zuschauerschnitt in den vergangenen Jahren verdoppelt hat. Und die wirklich attraktiven Gegner der Liga waren, mit Ausnahme von Salzburg, noch gar nicht zu Gast.
Und noch eine ausgesprochen positive Überraschung für mich ist, dass sogar erklärte Gegner des HCB den Erfolg anerkennen und – mehr noch – ihn dem HCB gönnen. Der eine oder andere erklärte Gegner wurde sogar schon im Stadion gesichtet. Und musste sich dabei erwischen lassen, dem Rekordmeister die Daumen gedrückt zu haben.
Der Start war also ausgesprochen erfolgreich. Von mehreren Seiten her betrachtet. Freilich: Es ist nicht alles perfekt – es gibt noch einige offensichtliche Baustellen, die geschlossen werden müssen, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Es besteht kein Zweifel darin, dass das geschehen wird. Gut Ding braucht gut Weil. Doch einen Vorwurf muss man sich gefallen lassen: Nämlich dass man früher hätte damit beginnen können, gewisse Arbeiten anzugehen.

Elite.A

Die höchste italienische Liga hat begonnen und schon gleich gezeigt, dass sie vom Niveau her nicht so weit von der EBEL abfällt. Zumindest die Spitzenmannschaften brauchen der Vergleich in sportlicher Hinsicht nicht zu scheuen. Und auch die Zuschauerzahlen stimmen. Zumindest die ersten drei Spieltage waren gut besucht.
Ausgesprochen positiv war der Sieg von Sterzing über Asiago: Denn der hat bewiesen, dass es auch in einer vermeintlichen Zweiklassengesellschaft Überraschungen geben kann und dass kein Spiel ein Selbstläufer ist. Die Saison ist eine Richtungsweisende, und die Vereine haben zumindest den Start hingelegt, um zu beweisen, dass man die Verantwortung ernst nimmt.
Ob und wie die nächste Saison aussehen wird, das kümmert vorerst niemanden mehr. Und das ist auch richtig so: Denn die Saison hat gerade erst begonnen. Und sollte nun erst einmal richtig genossen werden.

INL

Ich bin davon ausgegangen, dass die INL mehr Menschen begeistern könnte: Neue Gegner, neue Matches, neue Herausforderungen. Von der Theorie her stimmt das ja auch. Nur scheint das bei den Zuschauern noch nicht angekommen zu sein: Die Zuschauerzahlen sind ernüchternd und war so nicht zu erwarten gewesen. Welchen Grund das auch haben mag: Dass die Südtiroler Mannschaften ohne Chance sind, das kann nicht die Ausrede sein. Denn die Südtiroler Mannschaften werden in dieser Liga gewiss eine Hauptrolle spielen.
Vielleicht ist es doch nicht so günstig, zwei Tage hintereinander zu hause zu spielen. Vielleicht hat man diesem Ansatz, der in großen Ligen so erfolgreich umgesetzt wird, ein bisschen überschätzt: Weil die Südtiroler Realität nun einmal weit von einer Großstadt entfernt ist.
So gut die Idee dieser Zusammenarbeit auch ist: Vielleicht muss am Konzept noch ein bisschen gefeilt werden. Oder vielleicht muss noch ein bisschen dafür investiert werden, um den Markt – die Zuschauer – auf dieses neue Format vorzubereiten und für diese Idee zu überzeugen.

Inflation an Spielen

Auf jeden Fall haben die Eishockeybegeisterten in diesem Land in diesem Jahr ein Problem nicht: Nämlich, dass ein Wochenende ohne Eishockey verbracht werden müsste. Das Angebot ist groß – vielleicht zu groß für die wenigen wirklichen Eishockeybegeisterten, die sich auch einmal dafür entscheiden, ein anderes Spiel als das ihrer Herzensmannschaft zu besuchen. Denn wenn an einem Samstag im Umkreis von 70 km fünf Eishockeyspiele stattfinden, dann liegt es auf der Hand, dass man sich gegenseitig Konkurrenz macht und tatsächlich einander im Wege steht.
Vielleicht ergibt sich ja noch die Möglichkeit, daran kurzfristig etwas zu ändern – und attraktive Spiele so zu verschieben, dass diese auch tatsächlich von den Interessierten besucht werden können.


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