Der Anfang ist
gemacht. Die Eishockeysaison hat begonnen. Natürlich ist es zu früh für eine
Zwischenbilanz. Aber es ist noch nicht zu früh für einen ersten Eindruck. Und
der ist überraschend positiv. Aus verschiedenen Gründen.
EBEL
Das erste Kapitel
im Abenteuer EBEL des HC Bozen überraschend. Weil die weiß-roten nicht nur
mithalten können, sondern weil sie bislang wohl für die gesamte Liga die
sportliche Überraschung sind. Weil Bozen bis auf ein einziges Mal noch in jedem
Spiel gepunktet hat. Und die Punkte, die Bozen verloren hat waren im Grunde
verschenkte Punkte.
Und noch etwas
ist überraschend: Nämlich dass das Publikum in Südtirol das EBEL Abenteuer so
dankbar angenommen hat. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Heimspiele
des HCB ausgezeichnet besucht sind. Ich schätze einmal, dass durchschnittlich
gut 1.800 Südtiroler dabei waren. Das ist nicht schlecht. Wenn man bedankt,
dass sich der Zuschauerschnitt in den vergangenen Jahren verdoppelt hat. Und
die wirklich attraktiven Gegner der Liga waren, mit Ausnahme von Salzburg, noch
gar nicht zu Gast.
Und noch eine
ausgesprochen positive Überraschung für mich ist, dass sogar erklärte Gegner
des HCB den Erfolg anerkennen und – mehr noch – ihn dem HCB gönnen. Der eine
oder andere erklärte Gegner wurde sogar schon im Stadion gesichtet. Und musste
sich dabei erwischen lassen, dem Rekordmeister die Daumen gedrückt zu haben.
Der Start war
also ausgesprochen erfolgreich. Von mehreren Seiten her betrachtet. Freilich:
Es ist nicht alles perfekt – es gibt noch einige offensichtliche Baustellen,
die geschlossen werden müssen, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Es
besteht kein Zweifel darin, dass das geschehen wird. Gut Ding braucht gut Weil.
Doch einen Vorwurf muss man sich gefallen lassen: Nämlich dass man früher hätte
damit beginnen können, gewisse Arbeiten anzugehen.
Elite.A
Die höchste
italienische Liga hat begonnen und schon gleich gezeigt, dass sie vom Niveau
her nicht so weit von der EBEL abfällt. Zumindest die Spitzenmannschaften
brauchen der Vergleich in sportlicher Hinsicht nicht zu scheuen. Und auch die
Zuschauerzahlen stimmen. Zumindest die ersten drei Spieltage waren gut besucht.
Ausgesprochen
positiv war der Sieg von Sterzing über Asiago: Denn der hat bewiesen, dass es
auch in einer vermeintlichen Zweiklassengesellschaft Überraschungen geben kann
und dass kein Spiel ein Selbstläufer ist. Die Saison ist eine
Richtungsweisende, und die Vereine haben zumindest den Start hingelegt, um zu
beweisen, dass man die Verantwortung ernst nimmt.
Ob und wie die
nächste Saison aussehen wird, das kümmert vorerst niemanden mehr. Und das ist
auch richtig so: Denn die Saison hat gerade erst begonnen. Und sollte nun erst
einmal richtig genossen werden.
INL
Ich bin davon
ausgegangen, dass die INL mehr Menschen begeistern könnte: Neue Gegner, neue
Matches, neue Herausforderungen. Von der Theorie her stimmt das ja auch. Nur
scheint das bei den Zuschauern noch nicht angekommen zu sein: Die
Zuschauerzahlen sind ernüchternd und war so nicht zu erwarten gewesen. Welchen
Grund das auch haben mag: Dass die Südtiroler Mannschaften ohne Chance sind,
das kann nicht die Ausrede sein. Denn die Südtiroler Mannschaften werden in
dieser Liga gewiss eine Hauptrolle spielen.
Vielleicht ist es
doch nicht so günstig, zwei Tage hintereinander zu hause zu spielen. Vielleicht
hat man diesem Ansatz, der in großen Ligen so erfolgreich umgesetzt wird, ein
bisschen überschätzt: Weil die Südtiroler Realität nun einmal weit von einer
Großstadt entfernt ist.
So gut die Idee
dieser Zusammenarbeit auch ist: Vielleicht muss am Konzept noch ein bisschen
gefeilt werden. Oder vielleicht muss noch ein bisschen dafür investiert werden,
um den Markt – die Zuschauer – auf dieses neue Format vorzubereiten und für
diese Idee zu überzeugen.
Inflation an Spielen
Auf jeden Fall
haben die Eishockeybegeisterten in diesem Land in diesem Jahr ein Problem
nicht: Nämlich, dass ein Wochenende ohne Eishockey verbracht werden müsste. Das
Angebot ist groß – vielleicht zu groß für die wenigen wirklichen
Eishockeybegeisterten, die sich auch einmal dafür entscheiden, ein anderes
Spiel als das ihrer Herzensmannschaft zu besuchen. Denn wenn an einem Samstag
im Umkreis von 70 km fünf Eishockeyspiele stattfinden, dann liegt es auf der Hand,
dass man sich gegenseitig Konkurrenz macht und tatsächlich einander im Wege
steht.
Vielleicht ergibt
sich ja noch die Möglichkeit, daran kurzfristig etwas zu ändern – und attraktive
Spiele so zu verschieben, dass diese auch tatsächlich von den Interessierten
besucht werden können.
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