Montag, 26. November 2012

Continentalcup 2012 in Bozen: Schön wars

Ich kann nicht anders, als immer noch begeistert zu sein.
Begeistert von fast 15.000 Zuschauern (wer kann schon genau wissen, ob es 10 oder 18 tausend waren - und wen, außer die Neider, interessiert es wirklich?).
Begeistert von packenden und spannenden Eishockeyspielen.
Begeistert von eine überzeugenden Organisation.

Wer in einem Eishockeyfilm sich für diese Dramaturgie entscheiden würde, dessen Film wäre gewiss kein Erfolg. Weil zu pathetisch. Weil zu unrealistisch. Weil unwirklich. Dass sich die müden Helden mit letzter Kraft über die Ziellinie retten und den scheinbar übermächtigen Russen besiegen. Irgendwie würde man die Dramaturgie als Kopie von Rocky IV sehen. Und entsprechend bewerten.

Man kann zum HC Bozen stehen, wie man will. Man kann ihn mögen. Oder hassen. Oder ignorieren. Dass er sich für die Finalrunde qualifiziert hat, ist ein Erfolg. Nicht nur für den HCB. Sondern für das gesamte italienische Eishockey. Weil das Liga nicht so schlecht ist, wie sie intern gemacht wird. Weil das italienische Eishockey mehr ist, als Italokanadier, eingebürgerte Nationalspieler und organisatorisches Chaos. Sondern auch erfolgreich ist.
Das sollte, über alle Vereinsgrenzen hinweg honoriert werden.
Und nicht neidisch niedergemacht werden.

Immerhin spielte man in der Entscheidung gegen den VHL Meister Toros Neftekamsks (wobei Toros für Eisberg steht) - eine Mannschaft, die das Farmteam von UFA ist. Die in einer Liga gegen 26 Konkurrenten spielt. Die es gewohnt ist, drei Spiele pro Woche zu haben. Die mit vier ausgesprochen starken Linien angetreten ist. Und wo der durchschnittliche Verdienst pro Spieler bei 18.000 $ liegt.

Und das Turnier hat gezeigt, dass das so hoch gelobte Bundesdeutsche Eishockey doch nicht so ganz von einem anderen Stern, sondern durchaus in Reichweite ist. Landhut ist dreimal angetreten, und hat gerade einmal ein Tor geschossen. Ansonsten viel Rauch. Und wenig Greifbares. 

Es ist nicht so, dass ich seit gestern einen weiß roten Schal in meinem Zimmer haben muss, um ruhig schlafen zu können. Es ist auch nicht so, dass ich mir einen zulegen werde. Dass ich aufgrund dieses Turnieres meine Vergangenheit ein für allemal hinter mir lassen werde. 
Aber eines hat mich das Turnier gelehrt: Nämlich, dass der HCB, wenn es darauf ankommt, das höchste Niveau abrufen kann. 
Dass Dieter Knoll, bei allen Fehlern, die er in Vergangenheit gemacht hat und wahrscheinlich (hoffentlich) in Zukunft machen wird, eine Top Mannschaft zusammengestellt hat und ganz Südtirol ein Geschenk gemacht hat, indem er das Turnier nach Bozen geholt hat.
Dass der HCB beim Organisieren von Großveranstaltungen Top ist: von Kleinigkeiten angefangen bis hin zu den wirklich großen Dingen, die bei einem solchen Turnier anfallen. 
Und dass Südtirol immer noch ein guter Boden für Eishockey ist, wie die zahlreichen Zuschauer bewiesen haben.

Nun aber gilt es, nach diesem Fest wieder in den Alltag zu finden und im Alltag positiver eingestellt zu sein. 
Und noch eines könnten wir von diesem Continentalcup mitnehmen: Nämlich, dass, wenn Eishockey gemeinsam gemacht wird, es ausgesprochen konstruktiv sein könnte. Für die gesamte Bewegung. Über alle Vereinsgrenzen hinweg.
Ob wir das wollen? Das muss jeder für sich selbst entscheiden...   




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