Dienstag, 27. November 2012

Über Türme, die die Sicht verbauen

Wie definiert sich Professionalität?
In nachhaltiger Vorbereitung des Marktes auf ein Produkt, das dann positioniert wird und in der Folge in den Verkauf geht.
Damit die Verkaufszahlen konstant sind und das Betriebsergebnis nicht von einer Spitze in den Keller fällt. Anschließend scheibchenweise dafür sorgen, dass attraktive Ausbaustufen folgen. Damit der mühsam vorbereitete Markt weiterbedient werden kann.

Konkret?
Wenn Apple ein Smartphone auf den Markt bringt, dann muss sich das Unternehmen schon vor dem Launch Gedanken über mögliche Ausbaustufen machen - muss heute schon wissen, wie sich das Produkt morgen weiterentwickeln wird. Damit die Attraktivität erhalten bleibt. Die Folge: auf 5 folgt 5s.

Übersättigung bedeutet Einbruch

Was das mit Eishockey zu tun hat?
Naja: Wer an einem Continentalcup Wochenende in Südtirol gleichzeitig ein Südtiroler Derby ansetzt und an einem Derbywochenende am Ritten gleichzeitig das Duell Bozen gegen Mailand, der hat dieses Prinzip nicht wirklich verstanden.
Wer nach einem intensiven Continentalwochenende eine englische Woche angesetzt und plant, der hat das mit dem scheibchenweise überhaupt nicht kapiert.
Weniger, weil der Teilnehmer am Internationalen Wochenende einen körperlichen Nachteil hat.
Vielmehr ist der Markt gesättigt, die Zuschauer haben sich sattgesehen, sattgelesen, verdienen sich eine Pause. Weil es nicht nur Eishockey gibt. Sondern vielleicht auch einen Stammtisch. Oder eine Familie. Oder einen Freundeskreis. Oder eine Arbeit.
Das ist so, als würde Apple das Iphone gleichzeitig mit seinen Ausbaustufen  präsentieren.

Ich kenne das Argument: Wieso sollen wir auf Einnahmen verzichten, nur weil Bozen spielt?
Der Glaube an das Recht des eigenen Kirchturms verbaut die Übersicht. Es ist das kindisch-sture Behaupten des eigenen Reviers. Das Beharren auf das eigene Recht. Was irgendwie schade ist. Weil die Chancen auf einen gezielten und geplanten Aufbau des gemeinsamen Marktes, der durchaus Chancen hätte, verbaut werden. Mit einem überheblich-dümmlichen Grinsen im Gesicht. 

Verantwortung übernehmen bedeutet, Kompromisse einzugehen

Der schwarze Peter - oder in diesem Fall die heiße Kartoffel - wird abgeschoben. An eine übergeordnete Einrichtung. An Lega und Verband, die ja schließlich und endlich verantwortlich sind für den Spielplan.
Wo aber letzten Endes wieder jene sitzen, die für den eigenen Verein die Interessen vertreten. Und leider wiegen diese Eigeninteressen schwerer, als die Interessen der Branche.

Langfristige Verlierer: Alle gemeinsam - Die Vereine, weil in einem übersättigten Markt niemand mehr verkauft.
Die Zuschauer, weil sie sich an einem Spieltag zwischen Highlights entscheiden müssen, während am nächsten gleich zwei Höhepunkte stattfinden.
Und hier meine ich nicht die Anhänger der eigenen Mannschaft, für die sich die Frage nicht stellt. Ich meine die vielen neutralen Eishockeyliebhaber, die das ganze Land abfahren, um die besten und attraktivsten Spiele zu sehen. Von denen gibt es einige - und es könnten durchaus noch mehr sein!

Die Lösung?
Beim nächsten Zusammensitzen den Kirchturm daheim lassen, bereit sein, Kompromisse einzugehen, zuerst an die Marktvorbereitung und dann an das eigene Produkt denken.
Das Ergebnis: Ein Spielplan, der dem Eishockeyliebhaber aus Völs, Brixen oder Latsch die Chance gibt, an jedem Spieltag ein Highlight zu sehen. Und daraus resultierend ein Markt, der zu blühen beginnt und Stadien, in denen der Stadionsprecher nicht die Zuschauer namentlich begrüßen könnte.

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