Mittwoch, 7. November 2012

Der Tanz auf des Messers Schneide oder die Große Chance

Es ist gekommen, wie es kommen musste: In der Serie A1 haben sich -nicht erst diese Saison, doch in diesem Jahr besonders- die Mannschaften auf ein riskantes Spiel eingelassen. Top Torhüter aus Übersee wurden verpflichtet. Tormänner, die absolutes Weltklasseniveau haben. Das wertet die Meisterschaft ungemein auf. Weil der Schlüssel zum Erfolg erspielt werden muss.

Das Problem: Die Meisterschaft ist von den Einserspielern abhängig. Dahinter: Nachwuchsspieler und Backups, die vom Niveau her weit abfallen. Das ist durchaus nicht abwertend gemeint. Denn kein einheimischer Torhüter hatte je die Gelegenheit, sich ausschließlich auf den Sport zu konzentrieren. Oder in hohen Ligen Erfahrung zu sammeln. Oder abseits der Jugendmannschaften überhaupt Erfahrung zu sammeln.

Die Verletzung von J.S. Aubin stellt nun die Frage in den Raum, was ist wenn. Was, wenn der Stammgoalie in der entscheidenden Meisterschaftsphase ausfällt? Und das gilt nicht nur für den HC Pustertal. Das gilt für jede Mannschaft, die vorne mitspielen will und kann.

Die Folge könnte sein, dass, wer bis in die entscheidende Phase vorne mitgespielt hat, auf einmal nur mehr Durchschnitt ist. Weil der sichere Rückhalt fehlt. Und weil der gesamten Mannschaft Sicherheit genommen wird. Wie gesagt: In diesem Fall ist der Ausfall nicht so schwerwiegend: Weil die Wölfe einsam an der Tabellenspitze ihre Runden ziehen, weil die Verletzung nicht allzu schwer scheint, und weil im schlimmsten aller Fälle noch Zeit ist, sich nach Ersatz umzusehen.

Dieser Ausfall ist eine Chance: Eine Chance für die Nummer zwei, sich zu beweisen. Eine Chance zu beweisen, dass für die Zukunft ein sicherer Rückhalt heranwächst. 
Eine These, die im Falle von Philipp Kosta nicht von der Hand zu weisen ist. Weil der Junge offensichtlich Talent hat. Und cool ist.
Die Chance für ihn: Er bekommt Spielpraxis unter Wettkampfbedingungen. Nicht in einem Spiel, in dem seine Mannschaft bereits ein sicherer Sieger ist und mit fünf Toren Unterschied drei Minuten vor Spielende führt. Nicht in einem Spiel, bei dem es nur um einen freundschaftlichen Vergleich geht. Nicht in einem Spiel in dem er weiß, dass seinem Vorgesetzten eine Ruhepause gegönnt wird, und dass die Partie deswegen von keinem so richtig ernst genommen wird.

Auch wenn jede Verletzung eine Tragik in sich trägt: 
Objektiv gesehen aber ist der temporäre Ausfall von Aubin für den HC Pustertal das, was dieser Mannschaft einen weiteren Vorteil für den Rest der Saison bringt. Nämlich, dass sie einen Mann im zweiten Glied stehen haben, von dem sie genau wissen, wie er auf den Ernstfall reagiert. Der eine Reihe von Spielen am Stück machen darf/muss, der nach Fehlern nicht gleich wieder aus dem Spiel genommen wird, sondern der wichtige Erfahrungen sammeln darf. 

Das ist das, was anderen Mannschaften im Saisonsfinale fehlen könnte: Weil sie diese Chance nie wahrgenommen haben, nie wahrnehmen mussten, nie wahrnehmen konnten.
Bleibt zu hoffen, dass man im Pustertal kühlen Kopf behält und diese Chance zu schätzen weiß. Und nicht nach dem ersten, zweiten oder dritten Fehler gleich unruhig wird.
Denn Fehler helfen, um sich weiter zu entwickeln.
Und intelligente Spieler machen den selben Fehler nicht zweimal.
Weil sie lernen.
Und das könnte in der entscheidenden Phase der Meisterschaft den entscheidenden Unterschied machen.

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